Brilon/Olsberg. Die 7-Tage-Inzidenz sinkt weiter und könnte bald ein größeres Kulturprogramm in Brilon ermöglichen. Konkrete Pläne für den Sommer gibt es bereits

Die 7-Tage-Inzidenz im Hochsauerlandkreis hat eine wichtige Hürde genommen, indem sie seit mehr als fünf Tagen unter einem Wert von 100 liegt. Das hat auch Auswirkungen auf das kulturelle Angebot. Erlaubt sind kulturelle Freiluft-Veranstaltungen mit bis zu 500 Gästen für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete. Der Besuch von Museen, Kunstausstellungen, Galerien, Schlössern, Burgen, Gedenkstätten und ähnlichen Einrichtungen ist nach vorheriger Terminbuchung möglich. Mit einer stabilen Inzidenz unter 50 ist noch mehr möglich. Darauf hofft auch die Kulturbranche in Brilon, die bereits Pläne für den Sommer hat.

„Wir schauen natürlich auch gespannt auf die Entwicklung der Zahlen. Dementsprechend wird ein Format entwickelt für den Sommer“, sagt Thomas Mester, Leiter des Kulturbüros in Brilon. Dass von heute auf morgen plötzlich Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden, wird aber nicht so sein. Zumal es bis vor kurzem eigentlich noch hieß, dass bis zum 30. Juni ein Veranstaltungsverbot herrschen soll.

Kein Musiksommer in Brilon

Normalerweise würde der Sommer in Brilon mit dem Musiksommer einhergehen, aber der Marktplatz ist für Mester in diesem Jahr noch keine gute Idee, um Veranstaltungen zu realisieren. Vor allem die Kontaktverfolgung sieht er dort als viel zu schwierig. Deswegen soll der Platz an der Heinrich-Lübke-Schule bzw. bei der Nikolaikirche für circa zwei Wochen genutzt werden. Straßen- und Abendtheater sollen dort ebenso stattfinden wie Musik und Kabarett. Acht Veranstaltungen sind über einen Zeitraum von 16 Tagen angedacht.

„Eine große Sache wie den Musiksommer können wir nicht machen. Da spielt auch die Finanzierung eine Rolle“, erklärt Mester. Wenn es darum geht, die Kultur wieder anzukurbeln, seien zwei Faktoren zu beachten: Auf der einen Seite könnte auf kommunaler Ebene darauf geachtet werden, dass eine Veranstaltung zumindest kein finanzielles Minus bedeutet, auf der anderen Seite hätten Veranstalter die Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Ein Vorteil, den das Briloner Kulturbüro zum Teil also hat. Die Wirtschaftlichkeit wird aber schon zu einer Herausforderung, wenn Kosten für eine Bühne anfallen, die Technik und die Künstler. Gegebenheiten, die sich bei Veranstaltungen unter freiem Himmel schwer vermeiden lassen.

Welcher Künstler steht zur Verfügung?

Dann stellt sich auch die Frage, welche Künstler überhaupt zur Verfügung stehen. Für Mester ist klar, dass Musiker auch proben müssen. Etwas, das in der Pandemie schwierig ist, wenn sich nur zwei Haushalte treffen können. „Manche Leute sagen dann auch einfach ab, weil sie sagen, dass sie nicht proben konnten. Da müssen wir schauen, wer sich in der Branche gehalten hat. Dass mit dem Startschuss der Kultur auch direkt alle am Start sind, funktioniert einfach nicht.“ Für sehr bekannte Künstler ist außerdem laut dem Experten eine Vorlaufzeit wichtig, um im Vorfeld Werbung zu machen und den Kartenverkauf in Gang zu bringen. Innerhalb von drei Wochen ließe sich eine Veranstaltung dann nicht realisieren.

Mester ist sich sicher, dass die Reihe im kommenden Monat auf Anklang stoßen wird, weil die Leute froh seien, dass es im kulturellen Bereich endlich wieder losgeht. Mit mehr Spannung erwartet er gegen den Oktober, wenn die Wetterbedingungen ein Programm draußen erschweren und diese eigentlich nach drinnen verlagert werden müssten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann die 380 Plätze im Bürgerzentrum alle besetzt sein dürfen. Mit Abstand sind es vielleicht 100. Da rechnen sich direkt einige Veranstaltungen nicht mehr. Ein Abendtheater kostet mehrere Tausend Euro. Man wird sehen, was dann Sinn ergibt.“

Keine Konzerte in der Linie 73 in Olsberg

In der Linie 73 in Olsberg schaut Geschäftsführer Dirk Valentin nicht gespannt auf die Entwicklung der Inzidenzwerte. „Das ist vollkommen irrelevant“, sagt er, „selbst wenn in den Städten Konzerte dann nicht mehr untersagt sind, niemand sitzt mit Abstand hier und schaut sich ein Rockkonzert an. Die Musiker stehen auch nicht auf der Bühne für ein sitzendes Publikum. Die Leute wollen mehr.“

Seiner Einschätzung nach wollen die Leute in der Linie 73 auch mit vielen anderen Konzerte, Hochzeiten und Geburtstage feiern. Valentin ist frustriert über die Politik, die seiner Einschätzung nach nicht weiß, was sie macht und auf der Veranstaltungsbranche herumtritt. Zwar würde sie wollen, dass die Menschen kontrolliert feiern können, aber Informationen dazu würden nicht bereitgestellt werden. Auch nicht auf Nachfrage des Betreibers des Veranstaltungsortes in Olsberg.

Kein Programm auf die Schnelle möglich

Von jetzt auf gleich könnte der Kultur- und Eventbahnhof ohnehin kein Programm auf die Beine stellen. Vier Wochen Vorlaufzeit sind für ein gutes Konzert laut Valentin notwendig, um den Ticketverkauf ankurbeln zu können. Er wird bereits von Musikern angefragt, ob sie bei ihm auftreten können, aber „ich kann ihnen kein Geld garantieren. Die Veranstaltungsbranche stemmt sich gerade mit Rücklagen oder mit Krediten. Ich kann mir nicht leisten ein Risiko einzugehen so lange Förderprogramme im Sande verlaufen.“

Die vorerst letzte gewinnbringende Veranstaltung in der Linie 73 in Olsberg gab es für Valentin im Februar 2020, als an Weiberfastnacht ausgelassen gefeiert werden konnte.