Brilon. Wenn Corona am 18. April den Aktionstag „Brilon blüht auf“ zulässt, müssen etliche der bisher teilnehmenden Geschäfte geschlossen bleiben.

Als wenn der Corona-Lockdown sie nicht schon genug getroffen hätte: Sollte zwei Wochen nach Ostern „Brilon blüht auf“ wieder möglich sein, dürfen etliche Geschäfte aus der Kernstadt am Sonntagnachmittag ihre Ladentüren nicht mehr öffnen - zum Beispiel der Obi nicht, die Zweiradwelt Neumann nicht, der Fachmarkt Feldmann in der Papestraße nicht, der Hammer-Markt nicht, Farben-Günther nicht, das Dänische Bettenlager nicht und Raumgestaltung Ademmer auch nicht. Grund: Sie liegen zu weit vom Schuss. Genauer: Der „räumliche Zusammenhang zwischen Ladenöffnung und Veranstaltung“ ist nicht vorhanden.

Das ist der für „Brilon blüht auf“ relevante Innenstadtbereich.
Das ist der für „Brilon blüht auf“ relevante Innenstadtbereich. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Genau der aber muss laut oberverwaltungsgerichtlicher, von der Gewerkschaft Verdi erstrittenen Rechtsprechung vorhanden sein. Deshalb muss die Stadt ihre Ordnungsbehördliche Verordnung über das Offenhalten von Verkaufsstellen überarbeiten.

Auch interessant

Die „Klagefreudigkeit der Gewerkschaft“, so Bürgermeister Dr. Bartsch zur WP, lasse keine Wahl: „Mit ihrer restriktiven Haltung sägt die Gewerkschaft weiter an dem Ast, auf dem ihre eigenen Mitglieder sitzen.“ Aber um überhaupt eine Sonntagöffnung hinzubekommen, müsse diese auf den engen Veranstaltungsbereich reduziert werden - Ansonsten täte sich „überall gar nichts.“

Auch interessant

Diese Ansicht teilt auch Stefan Scharfenbaum, der als Inhaber der „Schatzkiste“, als Sprecher von Prima Brilon, dem Einzelhändler-Zusammenschluss innerhalb des Gewerbevereins, und als Ratsmitglied der Grünen gleich mehrfach involviert ist. Für die Mitgliedsbetriebe, die diese Veranstaltung all die Jahre mittrugen, sei das natürlich schade, sagt Scharfenbaum und erinnert an das vergangene Jahr.

Für jeden Aktionstag eigene Gebietsabgrenzung

Für den 2. August hatte der Gewerbeverein einen laut Corona-Sonderverfügung möglichen anlasslosen verkaufsoffenen Sonntag veranstalten wollen. Angesichts der Klageandrohung durch Verdi hatte der Gewerbeverein das aber beizeiten abgeblasen, um nicht erst Planungskosten auflaufen zu lassen. Nach dem zweiten Lockdown stehen manchem Einzelhändler „das Wasser höher als nur bis zum Hals“!.

Kein Verständnis für die Vorgaben kann Helmut Neumann, Senior-Chef der Zweiradwelt-Neumann, aufbringen. Die Betriebe, die jetzt außen vor sind, „holen schließlich die Leute in die Stadt“ Für seinen Bike- und Outdoor-Unternehmen sei „Brilon blüht auf“ der umsatzstärkste der vier Briloner verkaufsoffenen Sonntage.

Auch interessant

Die Neuregelung für „Brilon blüht auf“ ist nur der Anfang. Auch für das Altstadtfest, die Michaelis-Kirmes und den Weihnachtsmarkt muss die Stadt ihre Verordnung ändern, und zwar individuell. Denn für jeden der vier Sonntage muss in einer „für die gerichtliche Überprüfung nachvollziehbaren und dokumentierten Weise durch die Gemeinden Klarheit über Charakter, Größe und Zuschnitt der Veranstaltung“ verschafft werden.

Öffentliche Beratung

Das Thema steht Donnerstag, 4. März, im Haupt- und Finanzausschuss auf der Tagesordnung; die öffentliche Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Kolpinghaus.

„Brilon blüht auf“ ist für den 18. April geplant; damit verbunden sind am Samstag der „Autosalon“ und die „Kneipen-Nacht“.

Eine neue Waldfee gibt es nicht; Zoe Tilly, die das Amt corona-bedingt erst an „Brilon bei Nacht“ übernommen hat, bleibt bis Frühjahr 2022 im Amt.

Da spielt das Veranstaltungsgelände ebenso eine Rolle wie die „Ausstrahlungswirkung“ in die Region - sprich: das Besucheraufkommen - eine Rolle. Rund um den Veranstaltungsraum gilt ein Radius von 750 Metern als fußläufiges Park- und Einzugsgebiet der Veranstaltung. Die darin liegenden Geschäfte dürfen ebenfalls an den Aktionssonntagen öffnen.

Alles unter Corona-Vorbehalt

Deshalb sind die Brilon Arkaden mit ihren 222 Auto-Stellplätzen zum Beispiel dabei, während es zu Keffelker Straße und der Papestraße eine „deutliche optische und funktionale Trennung zum Veranstaltungsbereich“ gebe. Der Netto in der Altenbürener Straße darf weiterhin mitmachen, sollte allerdings ein eigenes kleines Programm auf die Beine stellen, um einen Veranstaltungs-„Zusammenhang“ herzustellen.

Für „Michaelis“ soll ein größerer Radius gelten. Da die Kirmesmeile bis zum Ende des Steinwegs geht, könnte Ademmer dabei sein.

Wenn das Virus mitspielt….