Brilon/Winterberg. Wer schwer an Corona erkrankt ist, muss gegebenenfalls auf die Intensivstation. Das passiert, wenn sie in Brilon und Winterberg ausgelastet sind

Patienten, die sich mit Corona infizieren, müssen im schlimmsten Fall im Krankenhaus aufgenommen werden. Bei einem schweren Verlauf könnte auch eine Verlegung auf die Intensivstation notwendig sein. Die Kapazitäten dafür sind im Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon und dem St. Franziskus-Hospital Winterberg begrenzt. Doch was passiert, wenn die Krankenhäuser im Umland keine Möglichkeiten mehr haben, um Patienten aufzunehmen? Sind die heimischen Hospitale dann verpflichtet zu helfen? Und was passiert, wenn dann ein Patient im Altkreis Brilon einen Platz auf der Intensivstation benötigt?

Die Belegung auf der Intensivstation in Brilon ist extrem wechselnd, weil dort die unterschiedlichsten Krankheitsbilder bei den Patienten vorliegen. „Das können kurze Liegezeiten bei Rhythmusstörungen, Kopfverletzungen, Vergiftungen, Stromschlägen oder Überwachung nach großen Operationen sein“, sagt Dr. Johannes Richter, „aber auch lange Liegezeiten vor allem bei beatmeten Patienten, zum Beispiel bei Lungenentzündungen, Herzinfarkt oder Herzschwäche mit Reanimation sein.“ Damit kann die Belegung in wenigen Stunden zwischen drei und neun Patienten wechseln. Für die Personalplanung ist das schwierig, oft muss eine Intensivschwester zum Beispiel spontan für eine zusätzliche Nachtwache einspringen.

Besondere Lüftung nötig

Das Krankenhaus in Brilon verfügt über neun Betten auf der Intensivstation, zwei davon sind Isolierbetten mit Schleuse und spezieller Lüftungstechnik. Dort liegen die Corona-Patienten, weil die Lüftung für einen Unterdruck sorgt, der eine Ausbreitung von Viren verhindert. So ist die Sicherheit der anderen sieben Patienten vor einer Ansteckung gewährleistet. Die Verteilung der Patienten auf freie Intensivbetten erfolgt über die Rettungsleitstelle in Meschede. Dort werden alle Ressourcen des Krankenhauses online gemeldet und auch der Versorgungsplan von Covid-Patienten findet auf dieser Plattform statt.

Damit kann der Disponent auf der Rettungsleitstelle jederzeit online sehen, wo Intensivkapazitäten mit oder ohne Isoliermöglichkeit oder Beatmung vorhanden sind und Notfallpatienten entsprechen zuweisen. „Bei Belegung von acht Betten wird die Intensivstation abgemeldet, um die Versorgung eines hausinternen Notfalls noch zu gewährleisten. Ebenso versuchen wir, ein Isolierzimmer für die Versorgung unserer Patienten frei zu halten“, erklärt Dr. Richter.

Notfälle im Schockraum behandeln

Und bei einer vollständigen Belegung der Intensivstation? Dann werden Notfälle im Schockraum versorgt, müssen anschließend aber in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. „Aufgrund der geringen Zahl an Isolierbetten haben wir uns nicht aktiv für die Versorgung von Patienten aus anderen Regionen oder Ländern angeboten“, sagt Dr. Richter.

Sicherheit anderer Patienten

Wenn mehr als zwei Infektionspatienten auf der Intensivstation wären, ließe sich die Sicherheit der anderen Patienten nicht gewährleisten. In diesem Szenario würde die Intensivstation komplett für die Versorgung von Covid-Patienten genutzt werden. Damit stünden neun Beatmungsplätze zur Verfügung. Gleichzeitig würde der Aufwachraum mit angrenzenden Räumen zu einer zweiten Intensivstation für alle anderen Intensivpatienten aufgerüstet. Damit ständen sechs weitere Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung.

Dr. Johannes Richter ist Chefarzt für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin im Maria-Hilf-Krankenhaus Brilon.
Dr. Johannes Richter ist Chefarzt für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin im Maria-Hilf-Krankenhaus Brilon. © sabrinity.com

„Problematisch ist jedoch, dass für die Versorgung dieser Patienten Personal aus anderen Bereichen wie Anästhesie, OP, anderen Funktionsbereichen und Stationen abgezogen werden muss. Damit müsste leider der Regelbetrieb stark reduziert, OPs und Untersuchungen auf später verschoben werden“, beschreibt Dr. Richter die Konsequenzen. Diese Situation erlebte das Personal im Frühsommer 2020.

Medizinische Versorgung gewährleistet

Aktuell ist eine umfangreiche medizinische Versorgung der Briloner Bevölkerung gewährleistet. „Bitte verschieben Sie, zu Ihrer eigenen Sicherheit, keine wichtigen Untersuchungen, geplante OPs oder auch nur Vorsorgeuntersuchungen auf einen späteren Zeitpunkt“, appelliert Dr. Richter.

Das St. Franziskus-Hospital in Winterberg hat sechs Intensivbetten, die für intensivmedizinisch zu betreuenden Patienten zur Verfügung stehen. Mit Blick auf die Versorgung von Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, ist das Krankenhaus Teil eines Corona-Verbundes in dem sich mehrere Krankenhäuser unterstützen.

Fachklinik kann Corona-Patienten übernehmen

„Diese Zusammenarbeit ist aus unserer Sicht ein klares und gemeinsames Bekenntnis zur Gesundheitsversorgung in der Region. Wir versorgen stationär mittelschwererkrankte Covid-Patienten auf einem separierten Bereich. Insbesondere Kloster Grafschaft übernimmt als Fachklinik die Covid-Patienten mit sehr schweren Krankheitsverläufen“, sagt Pressesprecher Detlef Fleischer.

Deutschlandweit waren und sind Intensivstationen – auch vor Ausbruch der Corona-Pandemie –häufig an ihren Belastungs-und Kapazitätsgrenzen gestoßen. „Das grundsätzliche Problem besteht nicht in fehlenden Bettenkapazitäten, sondern in Form von fehlendem Fachpersonal für den Einsatz im Intensivbereich“, erklärt auch Klinikgeschäftsführer Andreas Pulver die eigentliche Problemsituation in Krankenhäusern.