Winterberg. Vor zwei Jahren ging das Krankenhaus Winterberg insolvent. Jetzt gibt es einen Investor. Wer das Haus übernimmt und was der Bürgermeister sagt.
Nach intensiven und langen Verhandlungen ist es gelungen, einen Investor für das insolvente St-Franziskus-Hospital Winterberg zu finden. Die Accu-Meda-Management GmbH mit Sitz in Friedrichsdorf soll neuer Eigentümer des Akutkrankenhauses werden. Die Zukunft der Klinik und die Arbeitsplätze der rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können damit nachhaltig gesichert werden, so das Krankenhaus in einer Mitteilung. Die Mitarbeiter des St. Franziskus-Hospital Winterberg wurden am Mittwoch durch Klinikgeschäftsführer Andreas Pulver informiert. Der Winterberger Bürgermeister Michael Beckmann zeigte sich auf Nachfrage der Westfalenpost erleichtert und überzeugt, dass mit dem neuen Investor das Krankenhaus eine Zukunft habe.
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Der Generalbevollmächtigte des Krankenhauses, Rechtsanwalt Dr. Christoph Niering betonte, wie wichtig es sei, „dass wir die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ohne Unterbrechung gewährleistet haben. Auch deshalb habe ich immer an einen guten Ausgang dieses – wenn auch manchmal mühsamen und zeitaufwendigen – Prozesses geglaubt.“ Der Kölner Krankenhausexperte zeigte sich „erleichtert“, dass es nach intensiven Verhandlungen gelungen sei, einen klinikaffinen und langfristig handelnden Investor für das St.- Franziskus- Hospital gewonnen zu haben.
Eigentümerwechsel in Sichtweite
Das Engagement und das Herzblut, mit dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erhalt „ihres“ Krankenhauses eingesetzt haben, ist dem designierten Investor Elmar H. Willebrand in den vergangenen Wochen und Monaten nicht verborgen geblieben. Auch deshalb freut er sich, dass die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis geführt haben. Der 60-jährige Unternehmer ist jetzt der Mann, auf den sich die Aufmerksamkeit richten wird. Sofern die Gläubiger in den nächsten Wochen dem Insolvenzplan zustimmen, wird sein Unternehmen, die AccuMeda Management GmbH, neuer Eigentümer des St. Franziskus-Hospital Winterberg.
Bevor Willebrand sich 2008 mit seinem eigenen Unternehmen selbstständig machte, verantwortete er als Konzerngeschäftsführer der Asklepios Gruppe mehr als 80 Klinik-Akquisitionen, unter anderem die Privatisierung der 7 Hamburger Kliniken des LBK mit 12.000 Mitarbeitenden und 750 Millionen Euro Umsatz. „Wir engagieren uns bei Kliniken, die trotz erhöhtem oder speziellem Restrukturierungsbedarf, der auch insolvenzbedingt sein kann, eine klare Wachstumsperspektive aufweisen. Dabei stehen Management und Investitionen im klaren Focus.“ Derzeit gehören zum AccuMeda Management Kliniken und Gesundheitseinrichtungen mit insgesamt über 1.000 Krankenhausbetten und rund 3.000 Mitarbeitenden.
Alle Arbeitsplätze bleiben
Die wichtigste Botschaft für die Belegschaft verkündete Elmar Willebrand umgehend: „Alle Beschäftigten werden eins zu eins und zu den existierenden Konditionen übernommen.“ Mit großer Erleichterung hat die Belegschaft diese Botschaft aufgenommen. Auch wenn aus rechtlichen Gründen, der neue Eigentümer nicht Mitglied bei der bisherigen (kirchlichen) Zusatzversorgung werden kann, will er allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine „gleichwertige Zusatz- und Altersversorgung“ anbieten. Das strategische Ziel sei, so Willebrand, das St. Franziskus-Hospital Winterberg „nachhaltig und mit ausreichend Investitionen zu sanieren, um es für die kommenden Herausforderungen solide aufzustellen.“ Die Klinik habe eine unverzichtbare Aufgabe für die Gesundheitsversorgung in der Region. „Wir werden auch in Zukunft ein wesentlicher Baustein für die medizinisch und pflegerische Versorgung der hier lebenden Menschen sein und gleichzeitig den vielen Touristen eine maximale Versorgungssicherheit für einen unbeschwerten Aufenthalt in dieser wunderschönen Region gewährleisten.“ Der Krankenhausexperte strebt dafür auch eine Intensivierung der Kooperationen mit den niedergelassenen Ärzten „im Wege einer durchgehenden therapeutischen Kette“ an. Weiter sagt er: „Wir müssen ̈unsere jeweiligen Stärken und Synergien herausarbeiten und ausbauen. Dann werden wir gemeinsam erfolgreich sein.“ Großen Stellenwert räumt Willebrand auch der Digitalisierung der Krankenhausprozesse ein. Die digitale Transformation isẗ für ihn Chefsache.
Gute Nachricht für die Menschen der Stadt, für die gesamte Region und die Mitarbeiter
Als eine „gute Nachricht für die Menschen der Stadt, für die gesamte Region, aber ganz speziell für die Mitarbeiter des Krankenhauses“ bezeichnete Bürgermeister Michael Beckmann in einer ersten Stellungnahme die Investorenvereinbarung mit der AccuMeda-Gruppe. „Ich freue mich, dass die Krankenhaus-Mitarbeiter diese lange Durststrecke so lange und tapfer mitgegangen sind. Ich bin mir sicher, dass der lange Atem der Beschäftigten und das Engagement für ihr Krankenhaus den Investor beeindruckt haben und seine Entscheidung pro Winterberg stark beeinflusst haben.“Noch vergangene Woche, so Beckmann, habe das Krankenhaus signalisiert, dass es in direkten Gesprächen und Verhandlungen mit drei Investoren sei. „Ich hatte – ehrlich gesagt – befürchtet, dass sich das noch etwas länger hinziehen könnte. Von der Deutlichkeit und der Schnelligkeit des Entschlusses bin ich überrascht.“ Näher mit dem Investor beschäftigt habe er sich noch nicht. „Ich habe den Eindruck, dass das eine sehr seriöse Geschichte ist und dass die Firma mit solchen Situationen Erfahrungen hat. Ich hoffe nun, dass die Gespräche mit den Gläubigern und mit dem Land erfolgreich sein werden.“ Klinikgeschäftsführer Andreas Pulver und Krankenhaus-Generalbevollmächtigter Dr. Christoph Niering hätten zusammen mit den Krankenhausmitarbeitern einen Meilenstein geschaffen, so Beckmann.
Medizinische und pflegerische Qualität
Andreas Pulver betonte,dass es nur deshalb zu einem glücklichen Ausgang des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gekommen sei „weil wir uns als Team stets gemeinsam und entschlossen den zahlreichen Herausforderungen gestellt haben.“ Es habe sich wieder einmal gezeigt, dass in jedem Problem auch eine Chance liege .„Ich bin sehr stolz, dass wir–insbesondere auch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in der andauernden Coronakrise– beweisen konnten, wie wichtig und unverzichtbar das St. Franziskus-Hospital für die Menschen in Winterberg und in der Region ist.“ Nach fast zwei Jahren sei das Krankenhaus endlich wieder in der Bevölkerung angekommen. Die hohe Akzeptanz sowie die herausragende medizinische und pflegerische Qualität habe auch den Investor von der Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses überzeugt. Dr. Christoph Niering: „Unser langer Atem hat sich bewährt“„Es war richtig und wichtig, dass wir im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung einen langen Atembewiesen haben“,sagte Niering. Man habe die Zeit genutzt, innerbetriebliche Strukturen neu aufzustellen und Prozesse zu optimieren. Auf betriebsbedingte Kündigungen konnte während des Insolvenzverfahrens glücklicherweise verzichtet werden. Dankbar zeigte er sich erneut, dass man durch das hochmotivierte Team bislang gut durch die Corona-Pandemie gekommen sei. Dr. Niering dankte auch dem Sachwalter, Rechtsanwalt Andreas Schoß,für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Steckbrief AccuMeda
Die AccuMeda ist nach eigenen Angaben spezialisiert auf Investitionen und Restrukturierungen im Bereich „Health Care“. Zum Portfolio gehören u.a. ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz, die ACURA Kliniken Albstadt, die ACURA Rhön-Klinik Gersfeld. Im Juli 2018 übernahm die AccuMeda das Management des St. Franziskus Krankenhauses in Eitorf.