Brilon. Sechs Jahre Arbeit und jede Menge Geld steckte der Briloner Architekt Eckhard Lohmann in das Gut Petershagen. Jetzt kommt alles anders.

Jürgen Hendrichs

Das „Feriengut Petershagen“ ist Geschichte. Das hat der Initiator der Anlage, der Briloner Architekt und Projektentwickler Eckhard Lohmann, in dieser Woche Bürgermeister Dr. Christof Bartsch mitgeteilt. Tot ist das Sauerland Bergdorf aber nicht. Als „Gut Pferdeberg“ soll es gegenüber, jenseits des Bürgerwaldes in Sichtweite des Kahlen Hohl, am Haidknückel, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campingplatz weitergehen.

Grund für die Umplanung ist letztlich jedoch nicht die Naturschutz-Problematik rund um den dort festgestellten Magerrasen, sondern ein Schreiben aus Arnsberg: Die Bezirksregierung, so Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, habe die Stadt im Februar darauf hingewiesen, dass der Standort am Kahlen Hohl nicht mit den Zielen der am 6. August 2019 in Kraft getretenen Landesentwicklungs- und Regionalplanung vereinbar ist. Die fordert die Anbindung von touristischen Großprojekte dieser Art an sogenannte Siedlungsbereiche - ein Behörden-Terminus, der damit Dörfer ab einer Größe von 2000 Einwohnern definiert. Und die dürfte Gudenhagen-Petersborn mit seinen rund 1250 Einwohnern auch auf absehbare Zeit nicht erreichen.

Zielabweichungsverfahren langwierig und aufwändig

Wie Bürgermeister Dr. Bartsch weiter auf Anfrage der WP sagte, hätte für das Kahle Hohl ein „Zielabweichungsverfahren“ vorgenommen müssen - eine Behörden-Procedere, das es bei der Stadt Brilon noch nicht gegeben habe und das sehr langwierig und aufwändig sei.

Mit rund 2,4 Hektar ist die jetzt am Haidknückel ins Auge gefasste, in privater Hand befindliche Fläche zwar weniger als halb so groß wie der Hang am Kahlen Hohl, allerdings waren dort für das Feriendorf nur rund 1,8 Hektar benötigt worden. Im Gegensatz zum Kahlen Hohl ist dieser Bereich regionalplanerisch als Erholungsfläche ausgewiesen - allerdings habe das Grundstück für diesen Zweck bisher nicht zur Verfügung gestanden, so Lohmann. „In guter Zusammenarbeit mit dem Eigentümer“, so der Projektträger weiter, sei es jetzt möglich, dort die Vorgaben der Raumordnung und die städtische Entwicklungsinteressen mit einem optimierten Konzept zu bündeln.

So sieht die von Eckhard Lohmann reduzierte Anlage aus. Auf die beiden Palais sowie den Reitplatz hat er verzichtet.
So sieht die von Eckhard Lohmann reduzierte Anlage aus. Auf die beiden Palais sowie den Reitplatz hat er verzichtet. © Investor | Investor

Den ersten Schritt hat der Projektträger bereits vorgenommen und bei der Stadt die Einleitung der erforderlichen planerischen Schritte beantragt. Die hat die Stadt dort ohnehin vor.

Denn auch auf dem Campingplatz sind Veränderungen vorgesehen. Angesichts der boomenden Nachfrage nach ihren Chalets möchte die Familie Terhardt eine rund eine 0,95 Hektar große, gegenüber dem Reiterhof direkt an die Straße angrenzende Campingplatz-Fläche in ein Sondergebiet für Ferienhäuser und einen 0,13 Hektar großen Bereich vice versa umwandeln lassen.

Optimale Verkehrsanbindung

Das geplante „Gut Pferdeberg“ schließt sich unmittelbar an diese neue Ferienhaus-Fläche an und reicht bis zu einem parallel zur Straße verlaufenden Wirtschaftsweg unterhalb der Siedlung am Poppenberg. Besondere Attraktivität hat diese Lage nicht nur wegen der Nähe zum Waldfreibad, sondern auch wegen der Nachbarschaft zum Golfplatz, zum Trailground am Bilstein, zum Kurpark und zur Kernstadt - und ganz besonders wegen der gegenüber dem Kahlen Hohl wesentlich günstigeren verkehrlichen Erschließung.

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Das von der Stadt am Kahlen Hohl bereits im Vorgriff auf den Kauf angepachtete sechs Hektar große Grundstück will Lohmann mit der eigens dafür gegründeten GbR behalten und „wie schon immer geplant, als wertvolles Biotop in die Planung unseres sanften und angepassten Tourismusprojektes einbeziehen“ - so Lohmann gegenüber Bürgermeister Dr. Bartsch. Die Fläche soll den Vorgaben entsprechend bewirtschaftet und mit dem heimischen Roten Höhenvieh beweidet.

Bürgermeister Dr. Bartsch: Projekt wertvoll für die Stadt

Froh über diese Entwicklung ist auch der Ortsvorsteher von Gudenhagen-Petersborn, Wolfgang Diekmann. Wie berichtet, hatte Diekmann immer wieder die seit Vorstellung des Projektes im Jahr 2015 „beim größten Teil der Einwohner“ aufgekommenen Bedenken gegen den Standort am Kahlen Hohl aufgegriffen und hartnäckig vorgetragen. Schon damals, so Diekmann, sei die jetzt gefundene Fläche eine von zwei von ihm vorgeschlagenen Alternativlösung gewesen; die andere war das Gelände oberhalb des Sportplatzes am Ortsausgang von Petersborn zum Poppenberg hin.

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Auch der engagierte Einsatz des Vereins Naturschutzgebiet Gudenhagen-Petersborn habe zu der Entwicklung beigetragen. Gegenüber der WP erinnerte Diekmann daran, dass er in der Ratssitzung im März Bürgermeister Dr. Bartsch auf etwaigen landesplanerischen Bedenken angesprochen habe. Worauf Dr. Bartsch sinngemäß geantwortet habe, keine Kenntnis von einer etwaigen Aufgabe des Standortes durch den Projektträger zu haben.

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