Hochsauerland. Die Inzidenz ist hoch. Weit über 100. Daher sind auch die Städte im Sauerland von der nächtlichen Ausgangssperre betroffen, die ab heute gilt.

Die Bundesregierung zieht die Notbremse - und die gilt auch für das Sauerland. Nachdem der Bundespräsident das Gesetz unterschrieben hat, gilt ab heute ein verschärfter Lockdown auch im Hochsauerlandkreis. Das bedeutet nächtliche Ausgangssperren für die Bürgerinnen und Bürger. Denn die Inzidenz liegt auch im HSK über 100 und erreichte gestern sogar den Wert von 145,5. Damit liegt auch das Thema Modellkommunen wohl erstmal auf Eis. „Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales wird heute, Freitag, noch eine Allgemeinverfügung erlassen, die damit unmittelbar in Kraft tritt“, sagte Heiko Haffmanns, stellv. Presseprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Unmittelbar heißt: Sie gilt in puncto Ausgangssperre schon für die Nacht zum Samstag.

Polizei unterstützt Ordnungsämter

„Das Land hat die geltenden Vorschriften für die Notbremse nicht an den Hochsauerlandkreis delegiert. Insofern sind wir komplett raus. Die Regelung gilt, sobald das Ministerium sie veröffentlich hat“, erklärte Kreis-Pressesprecher Martin Reuther am Freitagmittag. Um das Einhalten der Ausgangssperre zu kontrollieren, liegt der Ball bei den Ordnungsämtern. Der Marsberger Amtsleiter Michael Martin sagte dazu: „Das Ordnungsamt Marsberg wird im Rahmen der Möglichkeiten Kontrollen durchführen.“ So wird es auch in anderen Kommunen sein. „In enger Absprache mit der Polizei werden wir Kontrollen machen. Aber wir können natürlich auch nicht überall sein“, sagt die Sprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen. Wie alle anderen Städte wartete auch Winterberg gestern Mittag auf den offiziellen ministeriellen Erlass.

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„Wir als Polizei sind bei der Einhaltung der Corona-Regeln nur unterstützend tätig und helfen den jeweiligen Ämtern, wenn nötig“, sagt Polizeisprecher Holger Glaremin. Aber das kommt gar nicht mal so selten vor. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte die Polizei kreisweit 253 pandemiebedingte Einsätze. Glaremin: „Zum Teil waren das aber auch Fälle, zu denen wir sowieso gerufen worden wären.“ Wenn sich 20 Leute auf offener Straße prügeln würden, wäre die Polizei ohnehin im Boot. Jetzt wäre so ein Fall aber auch noch unter Pandemie-Aspekten zu betrachten, weil eine Ansammlung von 20 Menschen nicht erlaubt wäre. Glaremin: „Es gab aber auch Fälle von Maskenverweigerung oder Anspucken“.

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Inzidenz liegt bei 145,5

Unterdessen steigen die Inzidenz-Werte im HSK leider weiterhin auf inzwischen 145,5. Und die Zahl der Erkrankten nimmt zu: Heute vor drei Monaten lag die Gesamtzahl der Infizierten noch bei 4977. Vier Wochen später bei 5910, am 24. März bei 6786 und gestern bei 8174. Binnen dieses Vierteljahres stieg die Zahl der Toten von 102 im Januar auf 178 (Stand gestern). Lediglich nach Ostern hatte der Hochsauerlandkreis einmal für kurze Zeit mit dem Inzidenzwert unter der 100er-Marke gelegen. Allerdings waren während der Feiertage auch weniger Menschen getestet und damit weniger Fälle gemeldet worden.

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Sicher ist, dass der Hochsauerlandkreis mit den aktuellen Inzidenz-Werten von einer Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr betroffen ist, bis 24 Uhr wären alleiniges joggen und spazieren gehen erlaubt. Was sich darüber hinaus für die Menschen in der Region ändern wird: Treffen sind nur noch mit einer Person eines weiteren Haushalts erlaubt, Schulen würden ab einer Inzidenz von 165 schließen, Click und Meet bleibt im Einzelhandel mit negativem Test bei einer Inzidenz von 100 bis 150 möglich, ab 150 nur noch Click und Collect. Die Regelungen treten außer Kraft, wenn der Inzidenzwert von 100 an fünf aufeinander folgenden Werktagen unterschritten wird, sie sind befristet bis 30. Juni 2021.

Regelungen

Von 22 bis 0 Uhr dürfen Menschen nach den Regeln nur noch allein spazieren gehen, ansonsten gelten nach 22 Uhr nur berufliche Gründe, eine unmittelbare Gefahr für Leib, Leben oder Eigentum, dringende Arztbesuche, Besuch bei Ehe- und Lebenspartnern, Lebensgefährtinnen und -gefährten, von nahen Verwandten, von Älteren, Kranken und Minderjährigen, sofern sie Hilfe benötigen oder versorgt werden müssen, sowie die Versorgung von Tieren als Gründe.

Angehörige eines Haushalts dürfen sich nur mit einer weiteren Person treffen. Der HSK sowie die Städte und Gemeinden sind vom Bund gezwungen sie umzusetzen. Landrat Dr. Karl Schneider hatte sich zuletzt kritisch zu Ausgangssperren geäußert .

72 Neuinfizierte

Unterdessen hilft nur Impfen, impfen, impfen. In der vergangenen Woche wurden jeden Tag 606 Biontech-Vakzine im Impfzentrum Olsberg verimpft. Hinzu kamen noch die Zweit-Impfungen, so dass jeden Tag über 1000 Menschen eine Corona-Schutz-Impfung bekommen haben. Die Zahlen für die kommende Woche sehen ähnlich aus.

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Unterdessen hat der Hochsauerlandkreis gestern Morgen die aktuellen Corona-Zahlen bekannt gegeben: 72 Neuinfizierte und 46 Genesene verzeichnete das Gesundheitsamt mit Stand von Freitag, 23. April, 9 Uhr, in seiner Statistik. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt 145,5 (Stand 23. April, 0 Uhr). Insgesamt sind es damit aktuell 616 Infizierte, 7341 Genesene sowie 178 Sterbefälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion. Stationär werden 43 Personen behandelt, fünf intensivmedizinisch und davon werden zwei Personen beatmet. Die Zahl aller bestätigten Fälle beträgt 8135.

Die Infizierten verteilen sich insgesamt wie folgt auf die Städte und Gemeinden: Arnsberg (191), Bestwig (31), Brilon (39), Eslohe (40), Hallenberg (12), Marsberg (25), Medebach (13), Meschede (101), Olsberg (20), Schmallenberg (42), Sundern (87) und Winterberg (15).