Hochsauerlandkreis/Münster. Apotheken im Hochsauerlandkreis erleben Lieferengpässe bei Medikamenten. Seit Beginn der Pandemie hat sich daran etwas geändert.

Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Magensäureblocker: „Lieferengpässe machen uns nach wie vor in den Apotheken vor Ort zu schaffen“, sagt Andreas Vogd, Vorsitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Im Jahr 2020 waren 16,7 Millionen Rabattarzneimittel nicht verfügbar. Damit blieben die Lieferengpässe in Apotheken auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr (18,0 Millionen). Das zeigt eine Auswertung der Verordnungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung, die das Deutsche Arzneiprüfungsinstitutes (DAPI) im Auftrag des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) erstellt hat.

643 Millionen Arzneimittel auf Rezept verschrieben

Von den 16,7 Millionen im Jahr 2020 nicht verfügbaren Rabattarzneimitteln lag Candesartan (Blutdrucksenker) mit 2,1 Millionen Packungen vor Metformin (Antidiabetikum) mit 0,7 Millionen Packungen, Pantoprazol (Magensäureblocker) mit 0,7 Millionen Packungen, Ibuprofen mit 0,6 Millionen Packungen, Metoprolol (Blutdrucksenker) mit 0,5 Millionen Packungen.

Insgesamt wurden 2020 etwa 643 Millionen Arzneimittel in Deutschland auf Rezept zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgegeben.

Immerhin: „Seit April 2020 sind uns wegen der Corona-Pandemie vom Gesetzgeber einige Erleichterungen bei der Auswahl von Ersatzmedikamenten zugestanden worden. Das hat das Problem etwas entschärft“, sagt Andreas Vogd. Nun könne man die Patienten schneller mit Austauschpräparaten versorgen. „Die so genannte SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung gibt den Apotheken mehr Flexibilität im Falle von Lieferengpässen“, so Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe.

Flexibilität bei Austauschpräparaten

Diese Flexibilität bei der Auswahl von Austauschpräparaten habe im Übrigen nicht zu einer Kostensteigerung geführt. Vielmehr habe die Umsetzung der Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern durch Apotheken den Krankenkassen im Jahr 2020 einen neuen Rekord bei den Einsparungen eingebracht. Mit 4,966 Milliarden Euro liegen die Minderausgaben leicht über denen des Vorjahres (2019: 4,965 Mrd. Euro). Die Apotheken hätten also bewiesen, dass sie den Spielraum sehr verantwortungsbewusst nutzen, so Dr. Michels.

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Er fordert daher, den Apotheken unabhängig von der Pandemie auch in Zukunft die pharmazeutische Beinfreiheit zu lassen, Ersatzmedikamente auszuwählen. „Lieferengpässe waren schon vor Corona da, und es wird sie auch danach geben.“ „In den Apotheken betreiben wir jeden Tag einen großen personellen und logistischen Aufwand, um Patienten mit gleichwertigen Austauschpräparaten zu versorgen, wenn ein bestimmtes Medikament eines Herstellers nicht lieferbar ist“, sagt Andreas Vogd. Seit Beginn der Pandemie ist das besonders herausfordernd, da zusätzlich auch noch die Kontakte reduziert, also wiederholte Apothekenbesuche vermieden werden sollten. „Zudem sind die Apothekenteams mit der Durchführung von Schnelltests und der Versorgung der Arztpraxen mit Impfstoff stark gefordert.“