Brilon. Das Feriengut Petershaben bei Brilon ist für die Mehrheit im HSK-Umweltausschuss „eine ordentliche Sache“. Aber auch dort sehen Naturschützer rot

Auch im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten des HSK prallten die gegensätzlichen Meinungen zum Feriengut Petershagen und der damit verbundenen Naturschutz-Problematik aufeinander. Während sich CDU, SPD und FDP mit der geplanten Ausgleichsmaßnahme anfreunden konnten, lehnten Grüne, Sauerländer Bürgerliste und Linke den Eingriff in den Magerrasen am Kahlen Hohl und die ins Auge gefasste Soden-Verpflanzung ab. Die breite Mehrheit, so Ausschussvorsitzender Willy Willmes (CDU, Arnsberg) zur WP betrachte das Vorhaben als „eine ordentliche Sache“.

Knappes Votum im Beirat

Das Thema hatte, wie berichtet, die Sauerländer Bürgerliste (SBL) auf die Tagesordnung gebracht. Der Naturschutzbeirat hatte sich mit 8:7 Stimmen gegen eine Ausnahme von den gesetzlichen Biotopschutzbestimmungen ausgesprochen. Die ist für das weitere planungsrechtliche Verfahren erforderlich. Für das Feriendorf muss der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Das Votum des Naturschutzbeirates, so die Kreisverwaltung, sei bei der Stellungnahme an die Bezirksregierung zwar zu berücksichtigen, allerdings handele es sich dabei um ein „einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung“, zu der eine Zustimmung der politischen Gremien nicht erforderlich sei. „Es ist nichts entschieden“, sagte demzufolge auch HSK-Sprecherin Fleur Tauber.

Kritik am geplanten Verfahren

Grüne, Sauerländer Bürgerliste und Linken lehnten die Soden-Verpflanzung als nicht ausreichend bewährtes Verfahren und die zur Umpflanzung vorgesehene Weihnachtsbaumkultur wegen wahrscheinlicher Glyphosat-Belastung als ungeeignet ab. Die Mehrheit sah das aber anders. Sie beurteilte den Wert des in diesem Jahr nach einer neuerlichen Kartierung vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) aufgrund des dort vorkommenden Artenreichtums als gesetzlich geschütztes Biotop klassifizierten Magerrasens anders: „Von solchen Flächen“, so Umweltausschuss-Mitglied Günter Wiese (SPD), zugleich Stadtrat in Brilon, „sind hier Unmengen vorhanden.“

Hier soll die Ausgleichsfläche entstehen: In der Mitte die Weihnachtsbaumkultur, die zur Magerwiese werden soll, rechts darüber die Grünfläche, die zum Teil aufgeforstet werden soll. Links erkennbar der Skihang und die Skihütte.
Hier soll die Ausgleichsfläche entstehen: In der Mitte die Weihnachtsbaumkultur, die zur Magerwiese werden soll, rechts darüber die Grünfläche, die zum Teil aufgeforstet werden soll. Links erkennbar der Skihang und die Skihütte. © Geoservice HSK

Wiese wie auch sein Fraktionskollege Ludger Böddeker (Alme) wiesen in der Umweltausschuss-Sitzung auf das Strukturkonzept der Stadt Brilon hin, das für den sog. Briloner Süden schwerpunktmäßig die touristische Nutzung vorsieht.

Die von der Opposition erneut für das Feriengut ins Gespräch gebrachte alternative Fläche gegenüber dem Bürgerwald war bekanntlich schon bei der Standortsuche von der Bezirksregierung durchgefallen. Dort würde die Anlage zu einer Ausfransung des Siedlungsbereiches führen, hieß es.

Unter Zeitdruck

Das Briloner FDP-Kreistagsmitglied Josef Mühlenbein sagte gegenüber der WP, dass der Initiator des Projektes - der Briloner Architekt Eckhard Lohmann - „auf alle Bedenken eingegangen“ sei. Kritisch äußerte er sich zu dem knappen Votum des Naturschutzbeirates. Der habe ein Votum gefasst, obwohl ihm nur wenige Tage zur Verfügung gestanden haben, die umfangreichen gutachterlichen Stellungnahmen durchzuarbeiten.

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Das Gleiche hatte auch schon die SBL moniert, das aber der Briloner Stadt- und der Kreisverwaltung vorgehalten: „Wenn die Behörden ganz besonders schnell arbeiten, dann ist das verdächtig“, heißt es auf der SBL-Homepage. Und auch die angekündigte weitere Vorgehensweise des Kreises bezeichnet die SBL als „sehr, sehr merkwürdig“. Die SBL verwies im Ausschuss auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes München, wonach bei Ausgleich von Eingriffen in gesetzlich geschützte Biotope eine „gleichwertige“ Maßnahme nicht ausreiche, sondern ein „gleichartiger“ Ersatz geschaffen werden müsse.

Unterschiedliche Standorte

Masterplan Gesundheitstourismus

Das Europäische Tourismus Institut (ETI), Trier, hatte der Stadt Brilon 2005 in seinem Masterplan die Profilierung im Gesundheitstourismus nahegelegt.

Zielgruppe sollen Gäste sein, die Ursprüngliches und Natürliches suchen und bereit sind, etwas mehr Geld auszugeben.

Die ETI-Gutachter: „Dieses Segment ist auf der Suche nach neuen, reinen Orten ohne Reizüberflutung.“

Im Zuge der „Regionale 2013“ waren bereits etliche Maßnahmen - etwa der Umbau des Kurparks mit seinem landschaftstherapeutischen Weg - umgesetzt worden.

Das sei aber am Poppenberg wegen unterschiedlicher topografischer Gegebenheiten - die Fläche liege z.B. 100 m höher als die am Kahlen Hohl, sie sei windiger und trockener - nicht möglich; außerdem sei der Boden durch die bisherige Nutzung als Weihnachtsbaumfläche glyphosatbelastet.

In einem weiteren Urteil zitiert die SBL das Verwaltungsgericht Arnsberg, wonach bei einer Abwägung zu berücksichtigen sei, „ob das konkrete Vorhaben von seinem Gemeinwohlbezug her den Eingriff in das geschützte Biotop rechtfertigt“. Dabei ging es um eine 37 ha große Fläche in Siegen, die in Bauland umgewandelt werden sollte; rund 570 Wohnungen waren dort geplant.

Initiator Eckhard Lohmann ist weiter zuversichtlich, dass das Feriengut-Projekt am Kahlen Hohl umsetzen zu können. Mittlerweile hat er auch von der reduzierten Anlage eine Video-Animation auf der Homepage fertiggestellt: www.gut-petershagen.de