Altkreis. Demografischer Wandel und zukünftiger Personalmangel - Veränderungen, für die der Ev. Kirchenkreis Arnsberg/Soest nach regionalen Lösungen sucht.

Weniger Gemeindeglieder, knapper werdende Finanzmittel und zukünftiger Personalmangel bringen für die Ev. Christen im Sauerland viele Veränderungen mit sich. Im vor einem Jahr neu konzipierten Kirchenkreis Soest-Arnsberg haben sich die Ev. Ortsgemeinden zu Regionen zusammengeschlossen. Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer ist als Regional-Pfarrerin für die Region Brilon, Marsberg, Medebach und Olsberg-Bestwig zuständig. Wir haben mit ihr über die Zukunft der Ev. Gemeindearbeit gesprochen.

WP: Mit dem Zusammenschluss der Kirchenkreise Soest und Arnsberg haben Sie die neue Regionalpfarrstelle übernommen. Was ist Ihre Aufgabe?

Kathrin Koppe-Bäumer, Regionalpfarrerin Ev. Kirchenkreist Arnsberg/Soest.
Kathrin Koppe-Bäumer, Regionalpfarrerin Ev. Kirchenkreist Arnsberg/Soest. © Privat

Koppe-Bäumer: Ziel ist der Aufbau eines Netzwerkes tragfähiger Beziehungen zwischen den vier Kirchengemeinden. Es geht dabei um den Gemeindeaufbau in der Region, die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und um gemeindeübergreifende Projekte in der Konfirmanden- und Jugendarbeit. Außerdem unterstütze ich alle vier Gemeinden, die in der Region 8 zusammengeschlossen sind, bei Gottesdiensten und individuellen Gemeindeprojekten.

Bei einer Veranstaltung kürzlich in Olsberg haben Sie eine kritische Frage aufgeworfen: Bleibt die Kirche noch im Ort?

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Ja, das ist eine Frage, die viele Menschen in unseren Gemeinden bewegt. Auch künftig brauchen die Menschen natürlich lokale Bezüge. Trotzdem müssen wir lernen, regionaler zu denken. Wir müssen Netzwerke bilden und uns Kooperationspartner suchen. Angesichts sinkender Zahlen bei den Gemeindegliedern hat das traditionelle Kirchturm-Denken künftig keinen Platz mehr. Deshalb sollten wir alle enger zusammenarbeiten.

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Das ist möglich, in dem die Kirche beweglicher wird und zum Beispiel künftig von Dorf zu Dorf wandert. Dafür müssen wir herausfinden, was den Menschen vor Ort wichtig ist, was sie brauchen, damit sie gut leben können. Wir sollten es wie Jesus machen. Auch er ist von Ort zu Ort gegangen und ist dort auf Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen gestoßen, an denen er sich dann orientiert hat.

Wie wollen Sie verhindern, dass in diesem Prozess vor Ort nicht zu viel Bewährtes verloren geht?

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Viele Gemeindeglieder haben natürlich Angst, dass ihnen das bisher Vertraute verloren geht. Doch ich finde, gerade durch unsere Diaspora-Situation im Sauerland sind wir schon ganz gut vorbereitet auf diesen Wandel. Das alte Bild: Ein Dorf, eine Schule , ein Pfarrer und eine Kirche gibt es heute aufgrund des demografischen Wandels in den meisten Orten nicht mehr. Diese alten Strukturen schwinden fast überall. Das betrifft nicht nur die Kirchen, sondern uns alle.

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Wir müssen uns klar machen, dass in diesem Wandel zwangsläufig auch liebgewonnene Gewohnheiten verloren gehen. Natürlich ist es schön, wenn ich in meiner Gemeinde immer eine feste Kontaktperson habe, aber wir müssen uns für den Gedanken öffnen, dass das nicht mehr überall selbstverständlich sein wird. Es wird künftig einfach nicht immer möglich sein, dass „mein Pfarrer“ auf der Kanzel steht. Umso wichtiger ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen und nach neuen Wegen zu suchen. Netzwerke bilden, Freundschaften schließen, sich gegenseitig unterstützen – das ist auch das, was das Evangelium will.

Gibt es schon konkrete Vorstellungen, in welchen Bereichen diese Zusammenarbeit und regionale Kooperationen stattfinden könnten?

Beispiele, wo das schon klappt, gibt es ja bereits jetzt: Etwa bei der gut funktionierenden, ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Auch die „Köchelnden Kerle“ gehören dazu. Das ist ein Zusammenschluss von Hobby-Köchen, die mittlerweile schon die gesamte Region mit ihren Kochkünsten erfreut haben. Auch die ökumenischen Wanderungen, die wir jetzt in der Corona-Zeit angeboten haben, sind ein gutes Beispiel für gelungene regionale Zusammenarbeit.

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In Zukunft müssen wir beispielsweise auch gucken, wie wir in der Vorbereitung auf die Konfirmation mehr zusammen arbeiten können. Am 4. Adventssonntag möchten wir in diesem Jahr für alle jungen Leute zum Beispiel einen gemeinsamen Gottesdienst anbieten. Und für 2022 haben wir erstmals ein regionales Konfirmanden-Camp für alle vier Gemeinden geplant.