Brilon. Nach dem Farbanschlag auf die Moschee in Brilon ermittelt der Staatsschutz, weil ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen wird. Am Mittwoch war der stellvertretende türkische Generalkonsul vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Brilons Bürgermeister Bartsch bekundet seine Solidarität mit der islamischen Gemeinde.

Der Tag danach. Eine kleine Menschentraube hat sich am Mittag vor der Moschee des türkisch-islamischen Kulturvereins gebildet. Anfangs reden und gestikulieren alle miteinander. Doch als ein Mitarbeiter des Staatsschutzes aus Dortmund anhand einiger Fotos erklärt, was die Beamten dort am Dienstagabend gefunden haben, wird es still. Besonders aufmerksam hört Ahmet Davaz zu.

Er ist stellvertretender türkischer Generalkonsul und mit einer kleinen Delegation eigens aus Essen angereist. Schon am Abend war er informiert worden. „Wir sind ganz bewusst hierher gekommen, um uns ein Bild davon zu machen, was geschehen ist. Jetzt bin ich beruhigt, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Und ich sehe, dass hier alle das gleiche Ziel verfolgen: den Täter schnell zu finden und zu bestrafen.“

Keine Brandgefahr durch Feuerwerkskörper

Ein Bauhelfer und der Vorsitzende des türkisch-islamischen Kulturvereins, Mustafa Yücel, hatten am späten Dienstagnachmittag die Farbflecken an der frisch verputzten Außenfassade der Moschee entdeckt. Weitaus mehr Sorgen hatte ihnen aber ein selbstgebasteltes Konstrukt bereitet, das mit Feuerwerksknallern ummantelt war und dort auf dem Boden gelegen hatte. Sie riefen die Polizei. „Damit hätte niemals ein Brand ausgelöst werden können“, versichert der Staatsschutzbeamte. Wäre das Teil aber explodiert, hätte es vermutlich die Farbe großflächig an der Wand verteilt. Doch dazu kam es nicht.

Trotzdem fragt der stellvertretende Konsul mehrfach nach, ob nicht doch eine Brandgefahr von dem Bausatz hätte ausgehen können. Und er will wissen, wie das Verhältnis zwischen den türkischen Mitbewohnern und den Brilonern ist. Inzwischen ist Bürgermeister Dr. Christof Bartsch zu der Gruppe hinzugestoßen. „Wir pflegen hier ein wirklich sehr gutes Miteinander. Das Wort Fremdenfeindlichkeit gibt es in Brilon nicht. Dass offenbar ein Einzelner ausgeschert ist – woher er auch immer kommen mag – nehmen wir mit großer Betroffenheit zur Kenntnis.“

Solidarität mit der islamischen Gemeinde bekundet

Noch am Dienstagabend war Bürgermeister Bartsch zur Einsatzstelle in die Nikolaistraße gekommen, um sein Missfallen über die Tat und seine Solidarität mit der islamischen Gemeinde zu bekunden. Staatsschutz und Landeskriminalamt nahmen die Ermittlungen auf; bis spät in die Nacht war die Nikolaistraße gesperrt. Aber schon rasch war klar, dass es sich um keinen gefährlichen Sprengsatz handelte. Daher mussten die Häuser auch nicht evakuiert werden.

Fremdenfeindlichkeit in Brilon trauen Türken niemandem zu 

Adem Yildiz kann nicht verstehen, wer so etwas tut. Er ist in Olsberg geboren und fühlt sich nicht als Fremder im Sauerland. „Wir kennen ein solches Verhalten hier in Brilon nicht.“ Klar, gebe es im Sport schon mal Rivalitäten, aber gezielte Aktionen mit fremdenfeindlichem Hintergrund traue er eigentlich niemandem hier zu. „Das muss ein Einzelner sein.“

Viel Herzblut hängt an dem Moschee-Projekt

Viele Stunden haben der 30-Jährige und weitere Mitglieder des Kulturvereins damit verbracht, das neue Gebetshaus aufzubauen. Man spürt, wie viel Herzblut an dem Projekt hängt und man spürt auch, wie verletzend allein die Geste ist, die Moschee zu beschmutzen.

„Ich zeige Ihnen mal, wie es drinnen aussieht“, sagt sein Freund Mehmet Marasli voller Stolz und nimmt den Reporter mit ins Innere des Gebäudes. Nach dem Brand im Mai 2012 stemmt die Gemeinde mit sehr viel Eigenleistung ein beachtliches Projekt. Licht fällt durch die vielen kleinen Fenster der Kuppel. Gerade eben ist ein Lkw mit Einrichtungsgegenständen vorgefahren. Viel handgemachtes Holz.

Die Kuppel bekommt noch Intarsienarbeiten und ein Kirchenmaler aus der Türkei wird anreisen, um die Wände zu gestalten. Das Gebäude fügt sich ganz undominant in das Stadtbild ein und wird ein Schmuckstück werden.

Demnächst Kameraüberwachung vor Moschee?

Inzwischen ist auch die Menschentraube von draußen in der Moschee angekommen. Konsul Davaz unterhält sich mit dem Leiter der Polizeiwache Brilon, Richard Stappert. Der versichert, dass der Bezirksbeamte einen guten Draht zum Kulturverein habe und die Polizei für die Sicherheit des Gebäudes Sorge tragen werde. Außerdem ist von Kameraüberwachung in der Nikolaistraße die Rede. Konsul Davaz: „Die Zahl solcher Zwischenfälle nimmt leider zu. Wir alle müssen klar machen, dass Extremismus in der Gesellschaft keinen Platz hat.“ Es bleibt die Frage: Wer hat Beobachtungen gemacht?