Brilon. . Bei einem Runden Tisch im Rathaus hat Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch mit interessierten Einwohnern sowie diversen Organisationen und den Kirchen über die lokale Asylproblematik gesprochen.

„Was können wir alle tun, damit Flüchtlinge ein Stück integriert werden, unabhängig davon, wie lange sie bleiben?“ So eröffnete Bürgermeister Dr. Christof Bartsch das „Sondierungsgespräch über die Unterbringung unserer Asylbewerber“ im Briloner Rathaus. Dazu begrüßte er Vertreter der evangelischen und katholischen, der islamischen sowie der kurdischen Gemeinde in Brilon, Vertreter/-innen der Parteien im Rat, Ortsvorsteher aus den Dörfern, eine Vertreterin der Caritas sowie interessierte Einwohner.

Prinzip: Stadt vor Dorf

Marcus Bange vom Ordnungs- und Sozialamt erläuterte die Entwicklung der Flüchtlingszahlen in Brilon und seinen Dörfern: Kamen 31 Asylbewerber im Jahr 2009 nach Brilon, werden bis Ende 2014 als „obere Prognose“ 190 Flüchtlinge hier erwartet.

Bislang sind 60 % der Asylsuchenden in den Ortsteilen untergebracht, da dort mehr leerstehende Gebäude, meist ehemalige Schulen, vorhanden sind. 40 % beziehen in Brilon eine Unterkunft. Dabei werden städtische Gebäude zuerst genutzt, dann erst mietet die Stadt Wohnungen an.

„Die jetzige Situation mit den hohen Flüchtlingszahlen wird nicht in zwei Jahren vorbei sein. Daher lohnen sich Investitionen in städtisches Wohneigentum“, so Dr. Bartsch. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen gelte der Grundsatz „Stadt vor Dorf“, da Flüchtlinge in der Kernstadt nicht so auffallen wie in den Ortsteilen.

Und, was können wir jetzt für die Integration der Asylsuchenden aus den Krisengebieten dieser Welt vor Ort tun, um deren Integration zu erleichtern? Hierzu kamen konstruktive Beiträge von etlichen Anwesenden: Sozialtickets für den ÖPNV, Bürgerbus und Fahrräder bereitstellen, Versorgung in die Dörfer bringen, Integrationspaten finden oder Menschen mit eigenem Migrationshintergrund als Dolmetscher gewinnen.

Sprachenpool nutzen

Der Vertreter der kurdischen Gemeinde verwies darauf, dass deren Imame Arabisch und Türkisch sprechen. Auch eine freie Wohnung neben der Moschee könne für Flüchtlinge genutzt werden. Die Asylsuchenden sollten ins Rathaus eingeladen werden, um dort direkt mit ihnen ins Gespräch zu kommen, schlug ein Vertreter der islamischen Gemeinde vor.

„Welchen Sprachenpool haben wir in Brilon zur Verfügung?“, gab Pfarrer Rainer Müller von der evangelischen Kirche als Denkanstoß in die Runde. Presbyterin Monika Große-Vollmer verwies mit der Kleiderkammer und dem „Café International“ auf schon bestehende Hilfsangebote der evangelischen Gemeinde.

Bürgermeister Dr. Bartsch wünschte sich in Bezug auf die Flüchtlingsthematik, es solle sich eine „Geh’-hin-Struktur“ entwickeln, und wurde dann auch gleich konkret: Die Flüchtlingsunterkunft in Brilon-Wald solle neu gestrichen werden. „Wer macht mit?“ Hier fanden sich sofort fünf Freiwillige, und auch er selbst wolle dort regelmäßig vor Ort sein und mit anpacken. Außerdem sollen Flüchtlinge ins Rathaus eingeladen, ein „Sprachenpool“ gebildet und „Integrationspaten“ gesucht werden.

Bei der Umsetzung aller Ideen und der Bewältigung der Flüchtlingsproblematik vor Ort sei man, so Bartsch, „auf die Hilfe von ehrenamtlicher Arbeit angewiesen.