Philipp Winkelhaus übt Kritik nach seinem größten Erfolg in Warstein
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Warstein. . Der Sieg im Großen Preis der Warsteiner Champions Trophy ist Philipp Winkelhaus’ größter Erfolg. Nun will der 25-jährige Reiter versuchen, sich im großen Sport zu etablieren. Aber der Weg ist für einen wie ihn beschwerlich.
Beim Anblick dieses fröhlichen Quartetts würde sich Heinrich-Hermann Engemann vermutlich selbst auf die Schulter(n) klopfen. Der Disziplin-Trainer der deutschen Springreiter würde das gedimmte Licht so hoch regeln, dass der frische Glanz dieser Reiter bis weit in die Zukunft der Sparte glitzert. Und dann würde Engemann wohl zufrieden grinsend erklären: Seht ihr, ich habe es ja gesagt.
Doch Engemann verpasst den Großen Preis der Warsteiner Champions Trophy aus privaten Gründen. Er sieht also nicht live, wie Philipp Winkelhaus mit seinem 14-jährigen Aragorn im spannenden Stechen der besten Elf der erste Null-Fehler-Ritt gelingt und wie Winkelhaus sich später über seinen zehnten Sieg in einem S-Springen freut. Weil der Favorit und letzte Starter Gert-Jan Bruggink durch einen Flüchtigkeitsfehler am letzten Hindernis patzt. Mit 32,62 Sekunden liegt der Reiter des ZRFV Albachten vor den ebenfalls fehlerfreien Andreas Kreuzer (Dakata vd Knuffel/35,24) und Denise Sulz (Flotte Deern/35,41).
Die Zukunft des deutschen Reitsports?
„Wir haben genug junge Reiter, die in die Fußstapfen der großen Namen treten können“, sagte Engemann im Vorfeld der Trophy. Das Podium dieses Drei-Sterne-S-Springens gibt ihm Recht: Winkelhaus, 25 Jahre; Kreuzer, 22 Jahre; Sulz ebenfalls 25 Jahre.
Als reiche dieses Trio nicht, als müsse auch die Ausrichtung des Traditionsturniers auf junge, aufstrebende Reiter unterstrichen werden, platzieren die Veranstalter ihre 19-jährige Lokalheroin Lena Pollmann-Schweckhorst neben Winkelhaus. Anders als Vereinskollege Ulrich Schröder, der auf Canchita Platz vier belegt (0/41,82), verpasst sie bei ihrer Premiere in einem Springen dieser schweren Kategorie zwar das Stechen, blickt aber auf ein insgesamt sehr erfolgreiches Turnier zurück.
In Dortmund hat Winkelhaus keinen Startplatz erhalten
Da sitzt also ein Teil der Zukunft des deutschen Reitsports. Vielleicht auch ein Teil einer Equipe etwa der Olympischen Spiele 2016? „Das ist unrealistisch“, sagt Winkelhaus. So gut gelaunt, wie er Augenblicke zuvor erklärt, der Sieg in Warstein sei sein größter Erfolg „und etwas ganz Besonderes“, so nachdenklich klingt der Blondschopf plötzlich. Denn mal eben bricht kein Talent in die Phalanx der Top-Reiter ein.
Großer Preis der Champions Trophy
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„Natürlich ist das ein Traum“, sagt der Münsteraner, „aber es ist sehr schwer, in den großen Sport zu rutschen, wenn man aus der U25-Serie raus ist.“ Talent ist das eine. Beziehungen und ein finanzkräftiger Sponsor oder Pferdebesitzer das andere. „Wer zahlt, darf reiten“, sagt Winkelhaus. Er gewann zwar unlängst eine europäische Nachwuchsserie, gehört aber anders als zum Beispiel Kreuzer und Pollmann-Schweckhorst keinem Kader an und arbeitet mehr in der Ausbildung junger Pferde. Seine Anmeldung für das Hallenturnier Anfang März in Dortmund? Wurde abgelehnt. „Ich werde in diesem Jahr versuchen, in den großen Sport reinzukommen“, sagt der Sieger von Warstein trotzig.
Finale der Warsteiner Champions Trophy
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Champions Trophy 2014 wieder im November?
So, wie die Organisatoren der Champions Trophy versuchen werden, Erklärungen für den Zuschauerschwund von 50 Prozent zu finden. Vielleicht kehrt das Turnier sogar auf den ursprünglichen Termin im November zurück. „Alles wird überprüft“, sagt Uwe Wendt, Eventmanager der Warsteiner Brauerei. Nur die Ausrichtung auf junge, talentierte Reiter nicht. Winkelhaus (25), Kreuzer (22) und Denise Sulz (25. Geburtstag am Samstag) sind die besten Beispiele. Die Bilder, die sie und andere produzieren, lindern den Schmerz beim Blick auf die Tribünen wenigstens etwas. Was Wendt mit einem Satz bestätigen kann: "Drei Topsportler aus der Kategorie U 25 - das passt zu hundert Prozent in unser Konzept."
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