Hinter den WCT-Kulissen - Im Pferdenamen stecken ganze Stammbäume
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Warstein. . Sie haben ausgefallene Namen, die Protagonisten der Warsteiner Champions Trophy. Doch wieso heißen Pferde Coco Chanel, Hell- Boy oder Agate? Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System. Wir haben hinter die Kulissen geschaut und nachgefragt.
„Und als nächstes Paar im Parcours sehen wir Riad Chah des Aucels und Nicole Persson“, lässt der Hallensprecher über die Lautsprecher verkünden, der den Zuschauern vor jedem Einzelstart Ross und Reiter kurz vorstellt. Doch was für ein eigenartiger Pferdename ist das nun schon wieder? – mag sich oftmals auch der ein oder andere Besucher auf der Warsteiner Champions Trophy gefragt haben.
Hinter den kuriosen Betitelungen und irrsinnigen Kombinationen wie etwa „Conloubet“, „Pradosunshine“ oder „Empaer PKZ“ steckt aber mehr, als nur ein komisch klingender Name. Herkunft des Vierbeiners, persönliche Qualitätsmerkmale sowie Sponsorenzugehörigkeit sind meist die Elemente, die einen derartigen Pferdenamen entstehen lassen.
Vorallem die Franzosen neigen zu theatralischen Namen
„Vor allem die Franzosen neigen oft zu langen, theatralischen Namen“, erklärt Reitexpertin und Medienbeauftragte bei der Warsteiner Trophy Martina Brüske und nimmt sich dem Eingangs erwähnten Beispiel an. „Riad Chah des Aucels ist ein Selle-Francais Pferd, welches die französische Landespferdezucht bezeichnet. Wenn dieser Hengst vielleicht dann noch von einem französischen Champagner-Hersteller als Sponsor aufgekauft wird, heißt es am Ende „Moet Chandon Riad Chah des Aucels“. Das kann in diesem Geschäft schnell mal vorkommen“, erklärt Brüske.
Der von Toni Haßmann aktuell auf der WCT gerittene Wallach „Bolero van ‘T Heike“trägt beispielsweise hinter seinem ursprünglichen Pferdenamen Bolero, den Namen des Züchterstalls. „Die Züchter in Belgien und in den Niederlanden sind vor Jahren dazu übergegangen, dass sie die Stallnamen hinter die Pferdenamen setzen“, veranschaulicht Martina Brüske. Nicht selten lässt sogar nur ein einziger Buchstabe im Namen des Pferdes, Rückschlüsse auf die Abstammung des agilen Vierbeiners zu.
Warsteiner Champions Trophy - der 2. Tag
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So enthält die 10-jährige Stute „Cesanna“, die von der Warsteinerin Lena Pollmann-Schweckhorst geritten wird, als Anfangsbuchstaben das „C“, weil dieses Pferd die Tochter von „Cento“ ist – dem einstigen Erfolgspferd von Bundestrainer Otto Becker. Da in der Pferdezucht von Warmblütern allerdings auch der Muttername angegeben wird, ist dies in diesem Fall „Centauer Z“.
Z ist das Qualitätssiegel im Namen von Lenas Pferd
Doch damit nicht genug: Der Buchstabe „Z“ im Mutternamen weist wiederum darauf hin, dass es sich um einen Hengst vom Gestüt Zangersheide in Belgien handelt. „Das Z ist sozusagen das Qualitätssiegel von Lenas Pferd. Man sieht, dass ganz oft auch der gesamte Stammbaum des Pferdes im Namen eingebaut wird“, verdeutlicht die Reitsport-Fachfrau.
Auftakt zur 13. Warsteiner Champions Trophy
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Klassisch bekannte deutsche Namensgebungen wie etwa „Peter“, „Hans“ oder „Friedrich“ sind hingegen die Ausnahme. Im Pferdesport ist stets Erfindergeist gefragt. Eher selten, aber nicht ausgeschlossen, ist, dass ein Pferd auch mal einen unter Menschen möglichen Nachnamen tragen kann. „Frieler“ heißt ein derzeit in Westfalen beheimatetes, zweijähriges Fohlen. Ganz zur Freude des auf der WCT bewährten Haus- und Hoffotografen „Kalle“, der selbigen Nachnamen trägt. Der zweibeinige Namensvetter entgegnet daraufhin nur: „Das wird bestimmt ein toller Hengst.“
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