Menden. Insgesamt 70 Verfahren. Diese erschreckende Bilanz zieht Kai Schmücker, Vorsitzender des Iserlohner Kreissportgerichts, nach der Saison 2022/23.

Die Saison 2022/2023 im Fußballkreis Iserlohn ist bereits Vergangenheit. Sportlich war es eine sehr durchwachsene Saison – erfreulich war, dass zwei Mendener Vereine für Ausrufezeichen sorgten. Da waren zum einen die Fußballfrauen des SV Oesbern mit ihrem Aufstieg in die Westfalenliga. Und die Landesliga-Fußballer des BSV Menden, denen nach einer grandiosen Saison am Ende die Krönung durch den Aufstieg versagt blieb. Dagegen erreichte der heimische Kreis traurige Werte in Sachen Sportgerichtsverfahren.

Insgesamt 70 Mal musste das Iserlohner Sportgericht in der gerade abgelaufenen Spielzeit tätig werden. „Es waren insgesamt 32 Verfahren im Seniorenbereich und 38 Verfahren bei den Junioren“, erläutert Kai Schmücker, der Vorsitzende des Iserlohner Sportgerichtes, die schon erschreckende Anzahl der Sportgerichtsverfahren im heimischen Fußballkreis.

Dank an die Kollegen

Denn die gerade zu Ende gegangene Spielzeit war die erste, bei der die bisherigen Sportgerichte der Senioren und der Junioren zu einem Rechtsorgan zusammengefasst wurde. „Das hat sehr gut geklappt“, hat sich für Kai Schmücker die Zusammenführung der Organe in der Premierensaison bezahlt gemacht. Der Lendringser Funktionär bedankt sich dann aber ausdrücklich noch bei seinen Mitstreitern, die trotz der veränderten Situation des Sportgerichtes, weiterhin ehrenamtlich zur Verfügung stehen. „Das kann man gar nicht hoch genug bewerten“, so Schmücker.

Der Vorsitzende des Iserlohner Sportgerichtes hat für die Westfalenpost einmal die betreffenden Vergehen betrachtet und kommt dann zu einem doch ernüchternden Ergebnis. „Wir reden seit Jahren die Tendenz, dass das Verhalten auf den Sportplätzen immer schlechter wird. Beleidigungen, tätliche Angriffe auf den Schiedsrichter oder den Gegenspieler – die Hemmschwelle sinkt immer mehr“, macht ihn die Entwicklung Sorge. „Ich kann im Prinzip jedes Jahr meine Worte wiederholen. Der Sportplatz wird immer mehr zum Spiegelbild unserer Gesellschaft. Wir werden aber weiterhin rigoros mit dem uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dagegen vorgehen“, so der oberste Iserlohner Sportrichter.

Kai Schmücker hat in der vergangenen Saison nur wenig Grund zum Lachen.
Kai Schmücker hat in der vergangenen Saison nur wenig Grund zum Lachen. © WP | eberhard tripp

Fußball steht vor harten Zeiten

Wobei die Ausfälle in der abgelaufenen Saison eine neue Dimension erhalten hat. So gab es nach einer Sportgerichtsverhandlung gegen einen ehrenamtlichen Sportrichter eine Anzeige. Die hatte zwar keine Folgen, macht das Dilemma der Institutionen deutlich. „Ich wünschte mir da schon ein wenig Rückendeckung durch die Verbände“, sieht der Hönnestädter hier Handlungsbedarf. Dann ist auch ein Problem aus dem großen Fußball zu beobachten. Gleich drei Verfahren gab es wegen des Abbrennen von Bengalos/Feuerwerk. „Das waren aber Vorkommnisse aus dem Jugendbereich“, erzählt Kai Schmücker. Das Kopieren von vermeintlichen Bundesliga-Fans bei Jugendspielen wurde mit Geldbußen gemaßregelt. Positiv sieht der Lendringser auch die Einführung von Spielstrafen bei den Senioren.

Früher gab es die Sperren in Wochen ,heute werden sie auf die Spiele bezogen. „Da werden verhängte Spielstrafen schon mal mit in die neue Saison übernommen. Das hat sich bewährt“, so Schmücker. In der Vergangenheit war es schon ein Ärgernis, wenn die Sperre dann in der spielfreien Zeit ablief. Letztlich zeigen die Ausführungen des Vorsitzenden des Sportgerichtes, dass der Fußball vor harten Zeiten steht.