Oesbern. Nach zwei Jahren College-Fußball ist Lotte Klüter wieder in Deutschland und wird für den SV Oesbern Westfalenliga spielen. So erlebt sie die USA.
Ende Mai setzte sich Lotte Klüter, Fußballerin vom SV Oesbern, voller Vorfreude auf ihre Familie und Freunde, Schützenfeste und die sauerländische Natur in den Flieger Richtung Deutschland. Der Metaphorik des One Way Tickets, das sie dabei in der Hand hielt, war sie sich zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Denn eigentlich wäre der Besuch zeitlich begrenzt gewesen und eine Rückkehr in die USA verschwommen am Horizont schon in Sicht. Jetzt führt sie den amerikanischen Traum in Deutschland weiter.
Neues Leben nach dem Abitur im Alter von 17 Jahren
Vor zwei Jahren entschied sich Klüter ein Fußball-College in den USA zu besuchen. Der eigentliche Plan war noch weitere zwei Jahre ihrer Leidenschaft zum Fußball und dem Studium in Business Administration in Übersee nachzugehen. Nach einer spontanen und dennoch durchdachten Überlegung entschied sie sich jetzt doch in ihre Heimat zurückzukehren und wieder beim SV Oesbern zu spielen. Rückblende in das Jahr 2021. Der damals 17-Jährigen stand nach ihrem Abitur ein völlig neues Leben bevor. Ein neues Land, eine andere Sprache, sportliche Herausforderungen und die ersten Schritte ins Universitätsleben.
Gerade das erste Jahr und die erste Saison am Sussex County Community College in Newton, New Jersey lässt sich kurz zusammenfassen: herausfordernd aber erfolgreich. „Wir haben Geschichte geschrieben“, sagte sie damals im WP-Interview. Gemeinsam mit ihrer Mannschaft, schaffte sie das, was zuvor kein Frauenteam des Colleges erreichte. So kämpften sich die Spielerinnen bis zur nationalen Ebene. In der Saison 2022 konnte das Team nicht ganz so glänzen, wie im vorherigen Jahr. Endstation waren hier die Playoffs der „Districts“-Liga.
In den USA einen Meilenstein gesetzt
„Wir sind alle individuell sehr gut, mussten aber erstmal eine gewisse Team-Chemie aufbauen“, kommentierte die Spielerin damals. Denn von 15 Spielerinnen waren neun neu im Team. Einen studentischen Meilenstein erlebte die 19-Jährige mit ihrer Abschlussfeier. Gekleidet in einer schwarzen Robe und einem Absolventenhut auf dem Kopf nahm sie ihr Zeugnis feierlich entgegen. „Ich habe mich wie in einem amerikanischen Film gefühlt“, lacht die Spielerin. „Ich war eher glücklich und stolz darauf, alleine und auf Englisch einen Abschluss gemacht zu haben und weniger traurig, dass es vorbei war“, ergänzt sie. Im Herbst wäre sie eigentlich zur Louisiana State University in Shreveport, Louisiana gewechselt. Auch dort hätte sie weiter parallel Fußball gespielt und Business Administration studiert. Und doch entschied sie sich dagegen.
„Der Trainer, der mich für die Mannschaft aussuchte, ist gegangen. Da stellte sich mir die Frage, was passieren würde, wenn mich der neue Trainer gar nicht für das Team wollen würde“, erklärt sie, „einen Coach hat das Team immer noch nicht und es geht ja schon am 1. August los“. Aber auch die Ungewissheit wie viel Wert ein amerikanischer Abschluss in Deutschland hat, brachte sie ins Grübeln. Auf die Frage, wann sie die Entscheidung getroffen hatte in Deutschland zu bleiben, weiß sie jedoch selbst keine Antwort. „Das ist sehr schwierig. Auch meine Mama hat mich gefragt, wann ich gemerkt habe, dass ich bleiben will“, erzählt sie nachdenklich. Durch die Trainer-Situation der Louisiana State University wurde die Betreuung schwächer und der Gedanke in Deutschland zu bleiben, wuchs heran. „Es war ein schleichender Prozess, in dem ich mich gefragt habe, was mir die nächsten zwei Jahre in den USA gebracht hätten“, erklärt sie. „Ich habe aber auch alles hier vermisst. Also eine bekannte Umgebung, ein festes Zuhause und das Familienleben“, beschreibt sie.
Eine Mannschaft in einem Haus
Trotzdem bereut sie ihre Entscheidung in den USA zu studieren nicht. „Ich war von Tag eins an auf mich allein gestellt und musste alles selbstständig regeln“, erzählt Klüter. Auch das Leben in einer Wohngemeinschaft zusammen mit elf anderen Spielerinnen hat ihr gefallen. „Ich habe mit einer ganzen Fußballmannschaft in einem Haus gelebt. Das sind Dinge, die man nur während der Studienzeit macht“, erinnert sie sich zurück. Jetzt schlägt die 19-Jährige ein neues Kapitel auf. Gleichzeitig kommt sie zurück zu ihren Wurzeln und springt in neue Gewässer.
In der kommenden Saison spielt Klüter bei SV Oesbern in der Westfalenliga und zum Wintersemester beginnt sie ein Sportmanagement-Studium in Iserlohn. „Das ist das, was ich immer machen wollte“, freut sie sich.