Menden. Alexandros Markou (18) verletzt sich in diesem Jahr schwer und dachte bereits an sein Karriereende. Doch dann feiert er ein krachendes Comeback.
Alexandros Markou war in diesem Jahr 2022 eigentlich der große Pechvogel beimMarathon-Club Menden. Doch kurz vor Weihnachten scheint die Geschichte des 18-jährigen Sprinttalents doch noch ein Happy End zu nehmen. Im vergangenen Jahr ist Markou in seiner Altersklasse noch Westfalenmeister geworden und hatte sich dementsprechend für diese Saison einiges vorgenommen. Doch daraus wurde zunächst nichts. Denn zwei hartnäckige Verletzungen bremsten den MCM-Athleten und seinen Trainer Hans-Jürgen Kasselmann aus.
Alexandros Markou läuft Bestzeit trotz Verletzung
Und während die Läuferinnen und Läufer des MC Menden in diesem Sommer von Wettkampf zu Wettkampf eilten, musste Markou zuschauen. „Das erste Mal habe ich mich unbewusst verletzt. Das war im Mai in Gladbeck – also ziemlich am Anfang der Saison. Da habe ich mich im rechten hinteren Oberschenkel verletzt und hinterher stellte sich heraus, dass es ein Muskelbündelriss war. Der hat mich weit zurückgeworfen. Und nachdem ich mich nach der ersten Verletzung zurückgekämpft hatte und Anfang September in Hagen gestartet bin, sollte das noch ein letzter Wettkampf in der Sommersaison werden. Doch da habe ich mich wieder im rechten hinteren Oberschenkel verletzt“, erklärt Markou.
„Der Hintergrund war, dass wir aus der Freiluftsaison nicht mit einem negativen Erlebnis heraus wollten“, erklärt MCM-Chef Hans-Jürgen Kasselmann. Und ganz komplett negativ war der Wettkampf nicht – denn Markou ist trotz Verletzung nach 60 Metern noch Bestzeit über 100 Meter gelaufen. „Da hatte man gesehen, dass da noch einige Türen für mich offen stehen“, ergänzt Markou. Der Teenager ist trotz zweiter Verletzung nicht der Meinung, dass er in Hagen zu früh dran war. Er sah sich in Top-Form. „Ich glaube, ich war nach den ganzen Rückschlägen in diesem Sommer mental einfach noch nicht so weit“, findet Markou.
Eine lange Leidenszeit
„Ich glaube, dass Alex in diesem Moment einfach zu viel gewollt hat. Er ist als Westfalenmeister aus der Vorsaison in die A-Jugend gegangen. Ziel war es, die Norm für die deutschen Freiluftmeisterschaften zu laufen. Das ist dann in die Hose gegangen. Und dann zieht sich das wie ein roter Faden durch die Saison“, ist sich Hans-Jürgen Kasselmann sicher, dass die Verletzungen nicht zufällig passiert sind.
Für Alexandros Markou ist vor allem während seiner ersten Verletzung eine kleine Sportwelt zusammengebrochen. „Ich habe mich richtig geärgert. Zwischenzeitlich hatte ich überhaupt keine Motivation mehr. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, komplett aufzuhören. Das war eine schlimme Zeit für mich. Es war ja erst die zweite richtige Sommersaison für mich, nachdem Hans-Jürgen mich im September 2020 hier beim MCM aufgenommen hat. Nach der ersten Verletzung habe ich mich acht Wochen komplett zurückgezogen. Da habe ich auch nicht viel mit Hans-Jürgen gesprochen, weil ich für mich zurück auf den Status kommen wollte und mir die Fragen gestellt habe, was ich für mich möchte, wie möchte ich das und wie komme ich da hin. Und dann habe ich mich mit Hans-Jürgen zusammengesetzt und wir haben alles getan, damit ich in Hagen starten konnte – und allein der Start war für uns ein Riesenerfolg. Das hat uns richtig zusammengeschweißt.“
Gegenseitige Wertschätzung
Trotzdem verhehlen die beiden nicht, dass es in dieser Zeit das eine oder andere Streitgespräch gab. „Ich hatte mächtig mit mir selbst zu kämpfen und darunter musste auch Hans-Jürgen leiden. Ich muss aber sagen, dass er da ein gutes Händchen für hatte.“
Der Antrieb doch weiterzumachen sei auch nicht von ihm selbst ausgegangen. Die Menschen in seinem privaten Umfeld haben ihm gut zugeredet und ihm klar gemacht, dass er nicht einfach so aufgeben könne. Der erfahrene Kasselmann weiß aber auch, was seinen Athleten zudem bedrückt hatte. Denn Markou befand sich lange Zeit mit Louis Nahser und Kasselmann in einer Trainingsgruppe. Auch Nahser hatte eine lange Verletzung. Doch im Gegensatz zu Markou hat Nahser dennoch die Norm für die deutschen Freiluftmeisterschaften geknackt. „Das ist etwas, was ihm sicherlich wehgetan hat. Denn er wusste, dass er das kann und es auch wollte. Und dadurch ist eine mentale Achterbahn entstanden“, glaubt der MCM-Chef.
Alexandros Markou trifft eine wichtige Entscheidung
Doch Kasselmann bewundert, wie Markou mit dieser Niederlage umgegangen ist. „Er hat sich dazu entschieden, sich von Louis zu lösen und hat dann sein eigenes Ding gemacht. Das ist aus meiner Sicht der Schlüsselmoment gewesen. Das war der Schritt zum Erwachsenwerden.“ Aber auch Markou ist seinem Trainer dankbar. „Hans-Jürgen ist für mich essenziell. Ohne ihn hätte ich mich nie so stark zurückgekämpft. Er war vor allem mental sehr wichtig für mich.“
Und die beiden haben Erfolg, denn in der vergangenen Woche konnte Markou bei seinem erneuten Comeback bei einem Hallenmeeting in Paderborn die Norm für die deutschen Hallenmeisterschaften über 200 Meter knacken. Dabei lag der Fokus für Markou eigentlich zunächst nur auf den 60 Metern. Die habe er aber verpatzt. Die 200 Meter sollten nur ein lockerer Versuch werden. Doch daraus wurde letztlich eine DM-Norm. „Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Offiziell war es eine Zeit von 22,54 Sekunden, auf der Anzeige standen sogar 22,48 Sekunden“, erklärt Markou.
Training im Huckenohl-Stadion bald unmöglich
Damit werden die deutschen Hallenmeisterschaften am 25. und 26. Februar in Dortmund das erste Ziel für die Saison 2023. Das Duo hat sich aber auch vorgenommen, die Norm für die 60 Meter bis dahin auch noch knacken zu wollen.
Doch bis dahin gibt es noch eine weitere Hürde zu überspringen. Denn ungünstigerweise verhindert die Sanierung des Huckenohl-Stadions, dass Alexandros Markou bald nicht mehr in seiner Heimtrainingsstätte trainieren kann. Für ihn ist das ein Dilemma. „Das ist extrem ärgerlich für mich. Nicht nur, dass 2023 mein letztes Jugendjahr wird, ich muss auch den Sprung in die höhere Klasse schaffen. Ich will ja nach der Jugend weitermachen. Für mich stellen sich dadurch die Fragen, wie ich trainieren soll und wo ich ich eine Tartanbahn finde.“
MCM-Chef Hans-Jürgen Kasselmann hat einen Plan
Doch Hans-Jürgen Kasselmann hat bereits einen Plan. „Alex geht ja in Fröndenberg zur Schule. Ich habe bereits Kontakt aufgenommen zur Gemeinde Fröndenberg und dem VfL Fröndenberg. Wir haben da positive Signale, dass er da wohl laufen kann. Alex kann sich auf jeden Fall sicher sein, dass der Marathon-Club Menden für ihn die Rahmenbedingungen schafft, dass er das bestmögliche Training erhält. Wir werden ihn da als Verein tragen“, erklärt der MCM-Chef, der betont, dass der Verein bereits während des Corona-Lockdowns gelernt hätte, zu improvisieren. „Unter solchen Bedingungen werden Helden geboren“, findet Kasselmann, der stolz darauf ist, dass Alexandros Markou als erster Sprinter des MCM geschafft hat, sich für deutsche Hallenmeisterschaften zu qualifizieren.
Und so kann das MCM-Duo pünktlich an Heiligabend beruhigt in die Weihnachtsfeiertage gehen. Trainiert wird aber auch jetzt noch, schließlich kommen die deutschen Meisterschaften schneller als man denkt.