Menden. Micky Reiners führt die SG Menden Sauerland in die Dritte Liga. Was er heute über den Verein denkt.

Viele haben an der Geschichte der Handballstadt Menden mitgeschrieben. Beim Kapitel „Aufstieg in die dritte Liga“ haben neben den Spielern auch die Macher im Hintergrund wie Birgit Völker-Albrecht als Vereinschefin und Trainer Micky Reiners ihren Anteil. Der Handball-Fachmann aus dem Münsterland ist seinem Sport treu geblieben. Die WP-Sportredaktion hörte einmal bei Micky Reiners nach, was von seiner Zeit in Menden übrig geblieben ist und wie die Corona-Pandemie sich auf seinen Sport auswirkt.

Micky Reiners, der Volksmund sagt „aus den Augen, aus dem Sinn“. Wie weit ist die SG Menden Sauerland aus dem Sinn des ehemaligen Trainers?

Micky Reiners: Ich verfolge natürlich den Handball im allgemeinen und ehrlich gesagt die Ergebnisse der Wölfe im besonderen. Ich habe Kontakt zu Gerd Lange, dem einen oder Spieler bzw. ehemaligen Weggefährten. Freue mich, wenn ich in Regelfragen auf die Kompetenz von Uwe Schlünder zurückgreifen darf und habe vor kurzem ein längeres Gespräch mit Ralf Heinemann geführt. Ich habe die Wölfe also weiterhin in meinem Sinn…

Was macht Micky Reiners jetzt im Handball? Ist der Schritt nicht schwergefallen?

Ich bin Sportlicher Leiter beim ASV Hamm-Westfalen und kümmere mich da um die Belange der Drittligamannschaft, sowie der Leistungsmannschaften in der Jugend. Das macht mir unheimlich viel Spaß und hat den Vorteil, dass ich unter der Woche nicht mehr so oft in der Halle stehen muss, sondern meine Zeit selbst einteilen kann. Aber wer mich kennt der weiß, dass ich keine halben Sachen mag. Schwer ist mir das nicht gefallen. Im Moment ist es genau das richtige.

Als Handball-Liebhaber müssen ihnen die vergangenen fast zwei Jahre doch schwer gefallen sein. Corona hang wie ein Mühlstein um den Handball. Wie schwer wird es sein, wieder ganz in eine gewisse Normalität zu kommen?

Diese Zeit tat und tut jedem Handballer immer noch richtig weh! Die als Profimannschaften geltenden Vereine ab der 3. Liga durften ja trainieren während des Lockdowns. Richtig schwer und alles andere als förderlich für den Handballsport war die Pause für die Jugendlichen und Kinder. Da ist ein ganzes Jahr an Entwicklung verloren gegangen. Das ist wirklich bitter! Und der Weg zurück zur Normalität im Sport wie im normalen Leben geht nur über eine hohe Impfquote!! Deshalb: wer Verantwortung ernst nimmt, der lässt sich impfen

Der Blick auf die aktuelle dritte Liga: Eine Spielzeit mit mehr als zwei Dutzend Absteigern. Die Saison soll unbedingt am Ende wieder Ligen mit einer normalen Stärke hervorbringen. Ist das eigentlich gerecht mit der Abstiegsrelegation? Eine Gruppe mit sechs Mannschaften - davon schaffen nur zwei den Klassenerhalt?

Ich persönlich finde die getroffene Regelung nicht gut. Ich hätte es besser gefunden mit sechs Staffeln je 14 oder 15 Teams zu spielen. Und ab einem bestimmten Platz steigt man halt ab. Wer steigt denn nun ab, falls wir die Saison abbrechen müssen? Jede Mannschaft wird sagen, dass sie es in der Abstiegsrunde ja hätte schaffen können. Und das zu Recht! Ein anderes Problem: Ich nehme nur die Punkte mit, die ich gegen die eine Mannschaft aus meiner Staffel geholt habe, die mit in meine Abstiegsrunde gekommen ist. Egal, ob ich in der normalen Staffel insgesamt viel mehr Punkte gesammelt habe, kann ich mit null Punkten in die Abstiegsrunde gehen, wenn ich gegen den Mitkonkurrenten zweimal verloren habe… die Regelung ist nicht fair und gibt nicht die Leistung einer Mannschaft über eine ganze Saison wieder.

Es gibt Fachleute, die sehen für die Wölfe einen Standortnachteil. Um es kurz und knapp zu sagen - Menden liegt für Drittliga-Handball ein Stück zu weit Abseits. Würden Sie das auch so sehen?

Das kann man leider nicht anders sehen. Menden muss sich für Neuzugänge Richtung Hagen, Dortmund, Bochum und sogar Wuppertal orientieren. Die Jungs die da wohnen, müssen also immer ein ganzes Stück fahren und haben in der Nähe auch noch Vereine, die ihnen sportlich etwas bieten können. Menden war aber immer kreativ und hat das meist sehr gut gelöst. Siehe jetzt auch wieder Dominic Jung, den Ingo Stary bei der Polizeiauswahl NRW „entdeckt“ hat.

Sie sprechen es an: Die SG Menden Sauerland hat zuletzt ihren Kader mit Dominik Jung aus Mettmann verstärkt. Was glauben Sie, wie die Saison weitergeht. Denn sie sagen ja auch, dass aktuell noch nichts passiert ist. Die Abstiegsrelegation wird entscheidend sein.

Richtig, noch hat jede Mannschaft die Chance auf den Klassenerhalt. Wichtig für Menden wird sein, gegen die Mannschaften unterhalb von Platz sechs zu punkten, um so mindestens zwei Punkte mit in die Abstiegsrunde zu nehmen. Falls man mit Leichlingen in die Runde käme, hätte man drei Punkte und den besseren direkten Vergleich für sich - falls es darauf ankäme. Deswegen kann der Treffer von Max Klein am Samstag noch sehr wichtig werden. Und in der Abstiegsrunde zählen eh nur Siege bei diesem Modus. Da sollte der Kader möglichst von Verletzungen verschont bleiben und komplett sein. Und auf dem Höhepunkt der Leistungsfähigkeit. Deswegen: Daumen drücken, dass es Tim Brand nicht schwer erwischt hat und er nur kurz ausfällt.

Sie waren ja einige Jahre in Menden. Die vor allen von dem Aufstieg in die dritte Liga geprägt waren. Wenn Sie zurückschauen, was bleibt in Erinnerung? Und was würden Sie heute anders machen?

Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Zeit in Menden. Natürlich ist der Aufstieg besonders gewesen, aber auch der frühe Klassenerhalt in der 3. Liga nach meiner Rückkehr. Am meisten in Erinnerung bleiben mir aber die vielen tollen Spieler und weitere Personen im Umfeld mit denen ich arbeiten durfte. Und sie mussten mich ertragen, was sicherlich auch nicht immer einfach war. Das rechne ich ihnen hoch an!

Zurück blicken und zu überlegen „was würde ich gerne anders machen“, bringt nicht viel. Ich habe immer versucht ich zu bleiben. Jede Entscheidung, die ich getroffen habe, war für mich in dem Moment die Richtige. Nicht alle haben sich als solche herausgestellt, aber in dem Moment war ich absolut davon überzeugt. Ich war nicht immer gut. Aber ich kann versprechen, immer alles versucht zu haben, um gut zu sein! Das ist der Spiegelfaktor! Ich kann behaupten, dass ich immer ehrlich war und ich kann in den Spiegel schauen und muss mich nicht wegdrehen.

Zum Abschluss noch einmal der Volksmund: Es heißt ja „Aller guten Dinge sind drei“. Menden zum dritten Mal… wie wär’s?

Ingo Stary macht einen super Job und ist ein herausragender Trainer. Die Wölfe täten gut daran, ihn möglichst lange an sich zu binden! Er ist das beste was dem Verein passieren konnte. Ich wünsche den Wölfen mit Ingo Stary den maximalen Erfolg. Daher stellt sich diese Frage nicht.