Herdecke. Im ersten Stadtduell beim FC Herdecke-Ende steht die TSG Herdecke enorm unter Druck. Für Frank Henes ist es eine Rückkehr zum Ex-Klub.
Es wird das erste Stadtderby um Punkte seit gut fünf Jahren sein. Am 22. September 2019 siegte der FC Herdecke-Ende knapp mit 2:1 gegen Ortsrivale TSG Herdecke, am Ende der Saison stieg man mit Chefcoach Frank Henes nach dem Corona-bedingten Abbruch in die Fußball-Bezirksliga auf. Nun sind die Ender zurück in der Kreisliga A2, treffen erstmals wieder jenseits der regelmäßigen Ruhrtalmeisterschafts-Duelle am Kalkheck auf die Bleichstein-Elf. Und Frank Henes ist am Sonntag um 14.45 Uhr erneut dabei, allerdings coacht der Ur-Herdecker nun wieder seinen Stammklub TSG.
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Nur FC Herdecke-Ende ist auf Kurs, TSG Herdecke nicht
Es ist der Hinrunden-Abschluss einer besonderen Saison in der Kreisliga A2, denn es geht für alle Teams um die Qualifikation für die eingleisige Kreisliga A ab der Saison 2025/2026. Lediglich die ersten sieben Teams haben einen Platz in der angestrebten „Nobel-Kreisliga“, wie sie Henes nennt, sicher. Momentan ist da lediglich Bezirksliga-Absteiger FC Herdecke-Ende auf Kurs, der als aktueller Tabellenvierter in den ersten 13 Spielen bereits 24 Punkte gesammelt hat. Und damit genau doppelt so viele wie die TSG, die auf Rang zwölf satte acht Zähler unter dem Strich liegt. Auch die Tabellen-Konstellation macht den besonderen Reiz dieses Stadtderbys aus, in dem kein Protagonist eine solche Beziehung zu beiden Klubs hat wie Frank Henes. „Ich bin eben Herdecker, wohne hier, habe sportlich 35 Jahre hier verbracht.“ Mit dem 58-jährigen TSG-Trainer sprach die WP über die Rückkehr zum Kahlheck, sein Ex-Team und die Aussichten für seine TSG.
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Hallo Herr Henes, Sie sind erstmals seit Ihrem Abschied beim FC Herdecke-Ende wieder als Trainer am Kalkheck. Werden Sie die richtige Kabine finden?
Frank Henes: Davon gehe ich aus. Es kann schon sein, dass ich vielleicht zunächst in Kabine 1 des Heimteams gehen will. Aber zum Glück liegen die Kabinen am Kalkheck ja eng beieinander.
Ist denn nach so vielen Derbys, die sie bestritten haben, ein solches Stadtduell nicht Alltag?
Wenn man so lange Zeit in beiden Vereinen gewesen ist wie ich, ist das immer noch etwas Besonderes. Es macht ja mehr Spaß, gegen Ende zu spielen als etwa gegen Gennebreck oder Linderhausen. Herdecke ist ja eine kleine Stadt, da läuft man sich schnell über den Weg, da wird das immer ein besonderes Spiel bleiben. Und ich habe den Kontakt zu den Endern nie abreißen lassen, bin ja gut befreundet mit Ex-Chef Uwe Hölterhoff und Michael Dziamski, der noch im Vorstand ist.
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Nur wenige Spieler bei beiden Herdecker Vereinen
Es fällt auf, dass trotz der räumlichen Nähe kaum Spieler der aktuellen Teams in beiden Vereinen aktiv waren. Woran liegt das?
Tatsächlich sind bei Ende ein paar Ex-TSGer, aber nicht umgekehrt. Wir haben eine relativ junge Mannschaft, da war noch niemand beim anderen Herdecker Verein. In Ende ist noch Kevin Beinsen, den ich schon als TSG-Trainer betreut habe. Und Daniel Meckler, Maurice und Marvin Kleinau haben auch früher bei mir bei der TSG gespielt, sie hat Uwe Hölterhoff später nach Ende geholt.
Welche Bedeutung hat das Derby denn für Ihre Mannschaft?
Egal ob wie gegen Ende oder andere Teams spielen: Für uns ist das vor allem die Möglichkeit, den Abstand zu den Tabellenplätzen für die eingleisige Kreisliga A bis zur Winterpause zu verkürzen. Wir haben da schon intensiven Druck, dass wir nicht mit acht oder mehr Punkten Rückstand in die Pause gehen, das wäre eine große Hypothek. Nicht, dass sich die eingleisige A-Liga schon im Winter für uns erledigt hat.
TSG Herdecke war in letzten Jahren nie unter ersten Acht
Die Qualifikation war das erklärte Ziel. Warum ist die TSG so weit davon entfernt?
Zum einen muss man ja sagen, dass die TSG Herdecke in den letzten Jahren nie unter den ersten Acht war. Man hätte es also auch da nicht in die eingleisige Kreisliga A geschafft. Und die Tabelle hat sich mittlerweile nivelliert: Die in den letzten Jahren unter den ersten Sieben waren, stehen auch jetzt da, plus das sehr verstärkte Team von Vatanspor Gevelsberg. Zudem hätten wir fünf oder sechs Punkte mehr haben müssen, das würde eher unserem Leistungsstand entsprechen. Vom Kader her sind wir nicht schlechter als die Top sieben. Aber den Punktverlusten etwa gegen Breckerfeld oder Obersprockhövel trauern wir jetzt hinterher, das ist in dieser Saison fatal. Andere haben uns da an Konstanz voraus.
Soll die Mannschaft in der Winterpause verstärkt werden, um es noch unter die Top sieben zu schaffen?
Dazu haben wir nicht die finanziellen Möglichkeiten, es ist auch nicht unser Weg, den wollen wir mit eigenen Spielern aus Herdecke gehen. Dafür kehren einige länger verletzte Spieler zurück wie Luca Bauer, Pascal Trawinski, Serhat Acer oder Ayman Amran. Das sind Kandidaten, die uns mit ihrer Leistungsstärke in der Rückrunde helfen können.
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Aufstieg der TSG Herdecke II ist Option
Und wenn es nicht klappt, ruhen die Hoffnungen auf der TSG-Reserve, die die Kreisliga B anführt und aufsteigen könnte?
Die Option besteht natürlich, jetzt schauen wir da aber noch nicht drauf, sondern wollen es selber schaffen. Ich traue uns einen Lauf zu. Aber sollten wir im Winter immer noch einen so großen Rückstand haben, muss man sich da natürlich Gedanken machen.
Wie sehen Sie Ihr Ex-Team des FC Herdecke-Ende?
Ende hat doppelt so viele Punkte wie wir, auch wenn das nicht ganz den Leistungsstand beider Teams widerspiegelt. Es ist eine Mannschaft, die vom Zusammenhalt geprägt ist und die schwer zu bespielen ist. Zu den erfahrenen Akteuren sind zwei, drei junge Spieler hinzugekommen. Für mich ist klar, dass die es in die eingleisige Kreisliga A schaffen.
Zur Person: Frank Henes
Seine gesamte Jugendzeit verbrachte Frank Henes bei der TSG Herdecke, ehe er anderswo - unter anderem beim FC Herdecke-Ende in der Landesliga und später beim Hasper SV in der Oberliga - höherklassig spielte. Die TSG war dann wieder seine erste Station als Spielertrainer, insgesamt war er hier zehn Jahre Coach „Wir sind in die Bezirksliga aufgestiegen und mit wenigen Mitteln dort geblieben“, sagt er. Nach Querelen mit dem damaligen TSG-Vorstand verließ er Mitte 2013 gemeinsam mit Uwe Hölterhoff den Bleichstein-Klub, zwei Jahre später starteten beide beim FC Herdecke-Ende eine achtjährige Erfolgsgeschichte inklusive Aufstieg in die Bezirksliga. Bis Frank Henes, zwischenzeitlich auch beim SC Berchum/Garenfeld Coach, Ende 2022 angesichts einer bevorstehenden Hüft-Operation das Trainer-Amt abgegeben hatte und ein halbes Jahr später auch als Sportlicher Leiter am Kalkheck ausschied und für eine Saison zum Hasper SV ging, bei dem er zwischenzeitlich bereits als Coach gearbeitet hatte. In diesem Sommer kehrte er erneut zur TSG zurück.