Herdecke. Entspannt statt genervt, das ist das Motto bei den Fußball-Altherren des FC Herdecke-Ende. Wie sie auch ohne Torwart erfolgreich sind.

Wer bei den Spielen der Fußball-Altherren des FC Herdecke-Ende kein Tor verpassen will, verkneift sich den Gang zu Toilette oder Bratwurststand besser. Was gerade für die Altherren-Winterrunde der Ü32 in der Halle gilt, hier klingelt es fast alle zwei Minuten. Mit einem 18:2-Sieg sind die Ender - auf der Vereins-Webseite firmieren sie als „Junge alte Wilde“ - gegen die SpVg Linderhausen nach zwei Aufstiegen in die Kreisliga A gestartet. Um dann im zweiten Spiel ein höchst kurioses Ergebnis folgen zu lassen: Mit 10:6 nach 4:4-Halbzeitstand bezwang man Gastgeber TuS Hasslinghausen im 40 Minuten dauernden Spiel.

Jubeln können die Fußball-Altherren des FC Herdecke-Ende in der dritten Saison regelmäßig, der Torwart - hier ist es Dominic Habenstein (4. v.li.) - spielt keine so große Rolle.
Jubeln können die Fußball-Altherren des FC Herdecke-Ende in der dritten Saison regelmäßig, der Torwart - hier ist es Dominic Habenstein (4. v.li.) - spielt keine so große Rolle. © Verein | Verein

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Ein Ergebnis, das nach einem niedrigen Pausenstand im Handball aussieht, im Fußball aber höchst exotisch anmutet. Auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz ist kein vergleichbares Beispiel zu finden. „Das Endergebnis von 10:6 in einem Fußballspiel ist äußerst ungewöhnlich und kommt in der Regel nicht vor, da Fußballspiele normalerweise nicht so viele Tore haben“, antwortet etwa ChatGPT auf die Frage nach anderen Partien mit diesem Resultat. „Es könnte jedoch in Amateur- oder Jugendspielen vorkommen, dass solche hohen Ergebnisse erzielt werden“, ergänzt der KI-Chatbot und muss auf konkrete Nachfrage einräumen: „Aber ein spezifisches Spiel mit dem Endergebnis 10:6 ist mir nicht bekannt.“  

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4:4 nach schneller 3:0-Führung des FC Herdecke-Ende

In der Kreissporthalle Hasslinghausen ist es aber am Samstag genau so passiert: Spielertrainer Dominic Habenstein (2) und Markus Vollmerhaus brachten den FC Herdecke-Ende schnell mit 3:0 in Führung, nach dem 3:2 erhöhte Bryan Schmidt auf 4:2, ehe Hasslinghausen bis zur Pause zum 4:4 ausglich. Nach dem Wechsel enteilten die Ender dann durch erneut Habenstein (2), David Wawrzynczok, Janis Bohemann und Fabien Pascal Jedan auf 9:4, Franz Schlesinger sorgte für das 10:5. Mit FC-Spielertrainer Dominic Habenstein (37) sprach die WP über dieses einmalige Ergebnis und die Ziele der in der Meisterschaft auch im dritten Jahr ungeschlagenen Ender Oldies.

Dominic Habenstein (links, hier gegen Yunus Özalp vom FC Wetter) ist Spielertrainer der Altherren des FC Herdecke-Ende, hat noch in der Vorsaison im Bezirksliga-Team ausgeholfen.
Dominic Habenstein (links, hier gegen Yunus Özalp vom FC Wetter) ist Spielertrainer der Altherren des FC Herdecke-Ende, hat noch in der Vorsaison im Bezirksliga-Team ausgeholfen. © WP | Jörg Laube

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Hallo Herr Habenstein, haben Sie schon einmal ein Fußballspiel erlebt, das 10:6 ausgeht? Was ist Ihre Erklärung?

Dominic Habenstein: Alte Herren und Halle, das ist die Erklärung.

Das erklärt viele hohe Siege, aber doch kein 10:6 bei einem 4:4 zur Pause. . .

Wir hatten einen sehr mitspielenden Torwart, bei drei der sechs Gegentore stand er noch im gegnerischen Strafraum. Dazu kam noch ein unglückliches Eigentor, zwei Drittel der Tore haben wir uns also selbst eingeschenkt. Es war eine Mischung aus Unfähigkeit und Überheblichkeit. Und dazu muss man sagen, dass die Hasslinghauser es nach Balleroberung halt auch geschickt gemacht haben, unsere sehr offensive Torwartspiel-Auslegung auszunutzen.

Beim FC Herdecke-Ende wird ausgelost, wer im Tor steht

Warum spielt der Keeper denn so offensiv, gibt es keinen etatmäßigen Torhüter?

Leider nein. Nur Jonathan Gunst, der kann aber häufig nicht. Und Kevin Beinsen, der schon in der Oberliga viele Jahre im Tor gespielt hat, weigert sich und lässt sich auch nicht weichklopfen. Wenn er noch im Tor spielen würde, würde er das nicht in Ende tun, dann wäre er nicht gekommen. So losen wir immer aus, wer im Tor spielt. Und leider sind die Feldspieler bei uns durch die Bank alle Fliegenfänger. Aber ein Feldspieler im Tor hat natürlich auch den Vorteil, dass der immer gut mitspielt, spielerisch sind wir top.

Ex-Oberligakeeper Kevin Beinsen spielt in der ersten Mannschaft des 
FC Herdecke-Ende im Angriff.
Ex-Oberligakeeper Kevin Beinsen spielt in der ersten Mannschaft des FC Herdecke-Ende im Angriff. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Zwei Jahre ohne Niederlage und zwei Aufstiege untermauern das. Geht das auch in der Kreisliga A so weiter?

Die nächsten zwei Wochen werden das zeigen, wenn wir gegen Kreismeister Schwarz-Weiß Breckerfeld und den ebenfalls starken SC Obersprockhövel spielen. Das sind andere Kaliber als die bisherigen Gegner wie auch die ebenfalls noch verlustpunktfreie TSG Herdecke. Erstmal ist Breckerfeld der Gradmesser.

Fehlende Halle schränkt Möglichkeiten des FC Herdecke-Ende ein

Ist denn der Ehrgeiz da, nach Kreisliga C und Kreisliga B jetzt auch in der Kreisliga A Meister zu werden?

Zunächst muss man ja sagen, dass wir kaum zusammen trainieren. Wir versuchen, montags sechs Mann zusammenzukriegen für ein Training draußen am Kalkheck, das klappt vielleicht alle zwei Monate einmal. Eine Einheit in der Halle würde uns helfen, doch die Stadt Herdecke hat alle Hallenzeiten komplett an andere Sportarten vergeben, das wird uns ein bisschen zum Verhängnis. Und wir nehmen das alles nicht so ernst. Es gibt zum Beispiel keinen Strafenkatalog oder andere Dinge, die im Seniorenbereich so genervt haben, sondern eine Treffpunktempfehlung. Aber wir spielen schon ewig zusammen, haben noch Bock, etwa jetzt beim Hallenmasters zu spielen. Und alle drei Ligen nacheinander zu gewinnen, das ist schon der Ansporn.

Zwei Torjäger vorn

Nach nur zwei Spielen haben bei den Altherren des FC Herdecke-Ende mit Dominic Habenstein und Bryan Schmidt schon zwei Spieler jeweils sieben Treffer erzielt und führen gemeinsam mit Dominik Hilger (SC Obersprockhövel) die Torjägerliste der Kreisliga A Ennepe-Ruhr an. Am nächsten Samstag um 13.30 Uhr steht das Spitzenspiel zwischen Tabellenführer SW Breckerfeld und dem FC Herdecke-Ende in der Kreissporthalle Breckerfeld an, beide Mannschaften sind wie die TSG Herdecke noch verlustpunktfrei.