Trier. In Trier sprach einiges gegen sie, doch die Basketballer von Phoenix Hagen setzen sich im ProA-Topspiel knapp durch. Carry brilliert am Ende.

Trotz kurzer Rotation, trotz Debakel von der Freiwurflinie, trotz 14 Punkte Rückstand im dritten Viertel: Phoenix Hagen hat das Spitzenspiel bei den Gladiators Trier mit 78:75 (35:42) für sich entschieden und in der 2. Basketball-Bundesliga ProA den fünften Sieg im siebten Saisonspiel eingefahren. Nach der deutlichen Niederlage in Tübingen gelang den Hagenern die Wiedergutmachung.

In einer packenden Schlussphase wurde Spielmacher Sincere Carry zum Helden, als er sein Team aus der Mitteldistanz 32 Sekunden vor dem Ende in Führung brachte. Die rund 250 mitgereisten Phoenix-Fans bejubelten einen Auswärtserfolg im Traditionsduell, das Trier eigentlich lange unter Kontrolle zu haben schien.

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Nachdem das Spitzenspiel mit 32-minütiger Verspätung beginnen konnte, entwickelte sich eine intensive Partie. Der Grund für die Verzögerung: Phoenix-Fans hatten vor der Halle Feuerwerkskörper gezündet, der Rauch zog in die Halle und löste einen Feueralarm aus. „Unsere Fans wollten mit den noch vor den zum Eingang der Halle führenden Treppen gezündeten römischen Lichtern für stimmungsvolle Atmosphäre anlässlich dieses Traditionsduells sorgen. Dass der Wind dem Ganzen ein jähes Ende bereitet hat, ist höchst unglücklich“, kommentierte Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt und entschuldigte sich für den Vorfall.

M. Kleinrensing WP Hagen  Basketball 2. Bundesliga BBL
Hagens Flügelspieler Devonte McCall konnte nicht mit nach Trier reisen. © WP | Michael Kleinrensing

Während Phoenix nicht nur der Langzeitverletzte Marvin Omuvwie fehlte, musste auch dessen Forward-Kollege Devonte McCall wegen einer Erkältung passen. Stattdessen stand Kooperationsspieler Juhwan Harris-Dyson im Kader und kam für einige Minuten zum Einsatz.

Das Spiel begann ausgeglichen, doch Trier setzte sich zunehmend durch. Die Gladiators spielten ihre Stärken im Pick-and-roll aus: Aufbau Marcus Graves harmonierte prächtig mit den Big Men Martin Linßen und Maik Zirbes, die immer wieder einfache Punkte erzielten. Phoenix hingegen agierte in der Verteidigung zu träge und ließ den Gegner unbedrängt zum Abschluss kommen. Auch offensiv lief es nicht rund für Hagen – viele Einzelaktionen endeten in verfehlten Würfen, und die Wurfquote lag in der ersten Halbzeit bei schwachen 30 Prozent. Auch an der Freiwurflinie tat sich Phoenix schwer und traf nur 57 Prozent seiner Würfe.

Phoenix startet schwach ins Spiel

Nach dem ersten Viertel lag Hagen mit 14:21 zurück, konnte sich im zweiten Viertel aber vor allem durch Offensiv-Rebounds im Spiel halten. Trier leistete sich in dieser Phase viele Ballverluste, die Phoenix sich zunutze machte. Tyler Stephenson-Moore sorgte mit einigen wichtigen Treffern dafür, dass Hagen in Schlagdistanz blieb.

Gladiators Trier - Phoenix Hagen 75:78 (42:35)

Phoenix: Carry (17, 6 Rebounds, 5 Assists), Hounnou (3), Boner (9, 6 Rebounds), Bohannon (8, 6 Rebounds), Uhlemann (4), Stephenson-Moore (13), Harris-Dyson, Kraushaar (11, 6 Rebounds, 5 Assists), Nawrocki (13).

Topscorer Trier: Graves (15), Guillozet (13, 7 Assists), Dehkordi (13), Linßen (12, 8 Rebounds).

Zuschauer: 4163.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit zog Trier erneut davon und setzte sich mit einem 7:0-Lauf auf 49:35 ab. Die Gladiators wirkten jetzt überlegen. Doch Phoenix kämpfte sich zurück: Die Hagener standen in der Verteidigung kompakter und trafen nun auch besser. Ein beeindruckender 13:1-Lauf brachte Phoenix zurück ins Spiel, in der 28. Minute sorgte Point Guard Carry mit einem Drei-Punkte-Spiel für den Ausgleich zum 53:53. Kurz darauf brachte Ralph Hounnou sein Team mit einem Korbleger im Schnellangriff erstmals in Führung – 55:53 für Phoenix. Von da an entwickelte sich das erwartete, packende Spitzenspiel, in dem es zur Sache ging.

Carry führt Phoenix Hagen in dramatischer Schlussphase

In der nervenaufreibenden Schlussphase übernahm Carry zunehmend das Ruder und hielt sein Team mit blitzschnellen Aktionen im Spiel. Doch die Freiwurfschwäche blieb ein Problem: Nicht nur die als unsicher geltenden Schützen, sondern auch sonst treffsichere Spieler wie Dennis Nawrocki ließen an der Linie wichtige Punkte liegen.

Der Hagener Kapitän Dennis Nawrocki sammelt in Trier 13 Punkte.
Der Hagener Kapitän Dennis Nawrocki sammelt in Trier 13 Punkte. © Jörg Laube | Jörg Laube

Und dennoch: 32 Sekunden vor dem Ende brachte Carry Hagen mit einem beeindruckenden Solo erneut in Führung. Er zog zur Freiwurflinie, schaffte mit einer eleganten Bewegung Distanz zu seinem Verteidiger, der ins Leere sprang, - und versenkte einen Wurf aus der Mitteldistanz. 73:75 für Phoenix. Auszeit Trier. Die Gladiators fanden Graves danach für einen völlig offenen Dreier, doch der Amerikaner vergab. Hagen holte den Rebound, Trier foulte Naz Bohannon, der ausgerechnet die wichtigsten Freiwürfe des Abends zum 73:77 versenkte. Es war die Vorentscheidung, und die Hagener Fans waren völlig aus dem Häuschen.

Trier kriegt keinen Wurf mehr los

Trier punktete noch in Person von Clayton Guillozet, ehe Hagens Bjarne Kraushaar gefoult wurde und einen Freiwurf versenkte (75:78). Den Gastgebern blieben nur noch wenige Sekunden, die sie aber nicht mehr nutzten - die Gladiators Trier dribbelten den Ball nach vorne, bekamen aber keinen Wurf mehr los.

„Unsere kleine Rotation hat uns heute gutgetan, denn jeder musste an seine Grenzen gehen.“

Dennis Nawrocki, Kapitän von Phoenix Hagen

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