Hagen. Der Hagener Basketball-Zweitligist zeigt den Sparkassen-Stars, wer Herr im Hause ist - muss allerdings auch eine bittere Nachricht verkraften.
Von Spiel zu Spiel hat die Mannschaft von Phoenix Hagen ihren Fans mehr Lust auf Basketball am Ischeland gemacht. Ablesen lässt sich das unter anderem an dieser Zahl: 3014 Fans kamen zum Derby gegen die VfL Sparkassen-Stars Bochum - Hagener Saisonbestwert in dieser noch jungen ProA-Saison. Die Phoenix-Basketballer wurden der elektrisierenden Atmosphäre gerecht und gewannen das West-Derby ziemlich deutlich mit 87:73 (52:35). Überragender Mann des Abends war Hagens Wühlbüffel Naz Bohannon, der nicht nur als Punktelieferant (20) überzeugte, sondern sich auch 7 Rebounds abgriff.
Es war also keine Überraschung, dass Bohannon nach Spielschluss von den Phoenix-Fans zum Heuboden gebeten wurde, um die „Humba“ anzustimmen. Ein Job, den der US-Amerikaner ebenfalls tadellos erledigte. „Ich liebe das einfach“, kommentierte Bohannon auf Instagram seine Feierei mit den Fans.
Vor Spielbeginn mussten die Phoenix-Fans allerdings erstmal eine bittere Pille schlucken: Forward Marvin Omuvwie wird dem Team länger fehlen. Der 27-Jährige zog sich beim Heimspiel gegen die PS Karlsruhe Lions einen Riss der vorderen Syndesmose zu, die das Sprunggelenk stabilisiert. Omuvwie wurde bereits operiert. Nach Vereinsangaben wird der Flügelspieler erst nach dem Jahreswechsel auf das Parkett zurückkehren können. Wie Phoenix auf Nachfrage bestätigte, erwägt der Klub wegen des Omuvwie-Ausfalls noch mal auf dem Transfermarkt tätig zu werden.
Phoenix Hagen mit herausragendem 2. Viertel
Phoenix spielte gegen Bochum zunächst mit schwindelerregendem Tempo und warf mit Selbstbewusstsein von außen. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (20:22) brillierten die Hagener dann in Spielabschnitt Nummer 2: Mit einem viertelübergreifenden 8:0-Lauf zum 27:22 rissen Aufbauspieler Sincere Carry und seine Teamkameraden die Partie an sich. Bochum, mit vier Ex-Phoenix-Spielern, aber ohne den erkrankten Trainer Felix Banobre angetreten, hielt sich mit Offensivrebounds und einigen schönen Einzelaktionen im Spiel, aber Phoenix bestimmte das Geschehen. Durch einen Dreier von Tyler Stephenson-Moore gingen die Volmestädter in der 17. Minute erstmals zweistellig in Front (41:30), bis zur Pause wuchs der Vorsprung auf 17 Zähler an (52:35). Phoenix spielte nicht nur im Angriff schnell und effektiv, sondern zwang Bochum mit aufmerksamer Mannverteidigung zu zahlreichen Fehlern. Kurzum: Man hatte Bochum im Griff.
Bochum startet Aufholjagd
Allerdings konnte man nach dem ausgesprochen guten zweiten Viertel den Eindruck gewinnen, dass die Hagener ihren ebenfalls mit drei Siegen aus vier Spielen gestarteten Derbygegner nicht mehr ernst genug nahmen. Die von Niklas Geske angeführten Bochumer spielten nach der ersten Hälfte konzentrierter, erlaubten sich kaum noch Ballverluste und trafen hochprozentig. Phoenix ließ zu viel Platz zu den Schützen und feuerte auf der anderen Seite nahezu nur Distanzwürfe Richtung Korb, hinzu kam die eklatante Freiwurfschwäche (insgesamt 44 Prozent; 8/18) - und so war Bochum durch einen Dreier von Lars Kamp 59:52 (25.) wieder im Geschäft.
In den Schlussminuten rissen sich die Hagener aber zusammen und verteidigten wacher. Nachdem Bochum auf sechs Punkte herangekommen war, streute erst Tim Uhlemann einen Dreier ein, ehe Topscorer Naz Bohannon im Fastbreak so frei war, dass er den Ball nur noch in den Korb legen musste (77:66/35.). Auszeit Bochum. Vorentscheidung Hagen.
Hagens Trainer Chris Harris sprach hinterher von einem „kniffligen Spiel“ - auch weil Banobre ausfiel und Assistenztrainer Petar Topalski die Geschicke an der Seitenlinie übernahm. „Bochum ist aggressiv zum Rebound gegangen und hat uns damit das Leben schwer gemacht“, sagte Harris auf der Pressekonferenz. „Mit einer unkonventionellen Zonenverteidigung haben sie dann das Tempo verändert. Darauf mussten wir uns erst einmal einstellen, haben aber vor allem im zweiten Viertel sehr gute Lösungen gefunden und uns in einen kleinen Rausch gespielt.“
Phoenix Hagen - VfL Bochum
Phoenix: Nawrocki (10), Kraushaar (12, 6 Assists), McCall (11, 6 Assists), Harris-Dyson, Stephenson-Moore (13), Uhlemann (3), Bohannon (20, 7 Rebounds), Boner (2, 12 Rebounds), Hounnou (3), Carry (13).
Topscorer Bochum: Braxton Jr. (16), Grof (14), Kamp (13).
Zuschauer: 3014.
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