Tübingen. Den Phoenix-Basketballern fehlt bei den Tigers Tübingen die Leichtigkeit. Nur zwei Hagener sind im Topspiel offensiv gefährlich.
Ein Rebound, ein, zwei schnelle Pässe, ein Korbleger - zwei Punkte innerhalb von wenigen Sekunden. Als Phoenix Hagen in der 14. Spielminute in Person von Devonte McCall einen Schnellangriff erfolgreich abschloss, da war sie noch da - die Leichtigkeit im Angriff. McCall ist wie gemacht für diese Spielweise, bei der es einfach darum geht, nach vorne zu eilen und ohne großes Brimborium den Ball im Korb unterzubringen. Basketball in Reinform. Nach seinem Korbleger in der 14. Minute hatte der Flügelspieler bereits acht Punkte auf dem Konto, und Phoenix lag bei den Tigers Tübingen nur mit 31:28 hinten.
Danach ging Phoenix jedoch nach und nach die Leichtigkeit im Abschluss abhanden. Ob die Tigers sie in ihre Fänge genommen haben oder sie sich aus freien Stücken aus der Paul-Horn-Arena begeben hat, ist nicht überliefert, jedenfalls trafen die Hagener kaum noch Würfe. Auch dann nicht, wenn sie gut herausgespielt waren. Beispielhaft war dafür eine Szene in der 22. Minute: Phoenix holte sich nach drei vergebenen Würfen den Offensivrebound, doch auch die dadurch erarbeitete vierte Wurfchance innerhalb einer Sequenz landete neben dem Korb. Es war wie verflixt. Und die Tigers Tübingen? Die verloren zwar haarsträubend oft den Ball, hatten mit ihrer engagierten Defense aber Anteil an der Hagener Angriffsflaute und spielten offensiv flüssiger. Der BBL-Absteiger gewann das Topspiel des 6. Spieltages der 2. Bundesliga ProA mit 83:71 (41:37) - verdient, wie sich Spieler und Trainer beider Lager hinterher einig waren. Die Hagener Serie von vier Siegen in Folge ist damit gerissen.
McCall: „So ist Basketball manchmal“
„Die Tübinger waren das bessere Team und haben härter gekämpft. Man hat gemerkt, dass ihnen das Spiel sehr wichtig war“, gab McCall, der in der zweiten Hälfte nicht mehr punktete, zu Protokoll. „Wir haben offensiv einen schwachen Tag erwischt, haben viele einfache Würfe vergeben. Aber so ist Basketball manchmal. Man kann nicht alles treffen.“ Sein Trainer Chris Harris stimmte ihm zu:„Defensiv haben wir einiges richtig gemacht, vor allem gegen Ligatopscorer Ken Cooper. Allerdings haben wir aus unseren Chancen, die wir uns teilweise hart erarbeitet haben, zu wenig gemacht. Unterhalb unserer Möglichkeiten, unseres Niveaus zu agieren, war in diesem Moment frustrierend und ärgerlich für uns.“
Die Tübinger setzten sich erstmals in der 18. Minute durch einen Korbleger von Marvin Heckel ab (39:30). Hagen blieb in dieser schwierigen Phase dank Tim Uhlemann im Geschehen: Der Flügelspieler verwertete zunächst das traumhafte Anspiel seines langjährigen Teamkollegen Bjarne Kraushaar - einen Pass hinterm Rücken -, ehe Uhlemann im nächsten Angriff einen Sprungwurf versenkte (39:34/19.). Aber Phoenix ließ sein Können im Angriff nur zwischendurch aufblitzen, und profitierte zu selten von insgesamt 18 Ballverlusten der Tigers. Nach der Halbzeitpause zogen die Baden-Württemberger um Topscorer Jonas Niedermanner (14) allmählich davon und hielten ihren Rivalen auf Distanz. Phoenix begann erst in den Schlussminuten, wieder zu treffen - doch da war es schon zu spät.
Tigers Tübingen - Phoenix Hagen 81:73 (41:37)
Phoenix: Boner, Hounnou (4), Carry (18), Nawrocki (5), Kraushaar (14), McCall (8), Stephenson-Moore (7, 3 Steals), Uhlemann (4, 3 Steals), Bohannon (11).
Topscorer Tübingen: Niedermanner (14), Moreaux (13), Jönke (12), Tention (11), Heckel (10).
Zuschauer: 2400.
Zu wenige Phoenix-Spieler in Normalform
Letztlich erreichten zu wenige Hagener Spieler ihre Normal-, geschweige denn ihre Bestform. Lennart Boner etwa blieb punktlos, Ralph Hounnou verwandelte nur einen von sechs Würfen, Tyler Stephenson-Moore nur drei von zehn. Lediglich die Spielgestalter Bjarne Kraushaar (14 Punkte, 4 Assists) und Sincere Carry (18, 4 Rebounds) setzten viele positive Impulse.
Am nächsten Spieltag trifft Phoenix erneut auswärts auf einen Titelkandidaten: Am 2. November geht es für Coach Harris und seine Mannschaft gegen die Gladiators Trier. „Jetzt heißt es, sich zusammenzuraufen und ein gutes Spiel in Trier abzuliefern“, sagte Harris.
„Wir haben offensiv einen schwachen Tag erwischt, haben viele einfache Würfe vergeben. Aber so ist Basketball manchmal. Man kann nicht alles treffen.“
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