Hagen. Die Hagener Basketballer lassen ProA-Meister Karlsruhe Lions keinen Raum zum Atmen. Eine Verletzung trübt die Freude über den hohen Heimsieg.
Für Karlsruhes Spielmacher Lachlan Dent schien der Weg zum Korb frei gewesen zu sein, bis Devonte McCall von hinten heranflog. Mit voller Wucht blockte der Flügelspieler von Phoenix Hagen Dents Korbleger in die zweite Zuschauerreihe – eine Szene, welche die erste Spielhälfte eindrucksvoll beendete und die sinnbildlich für das gesamte Spiel stand. Phoenix spielte wacher, leidenschaftlicher, war körperlich präsenter gegen einen wenig meisterhaft spielenden Meister PS Karlsruhe Lions, gegen den man im vergangenen Playoff-Halbfinale noch deutlich unterlegen war.
Zur Halbzeit prangte ein klares 50:34 auf der Anzeigetafel, am Ende siegten die Hagener mit 100:69. Und stehen mit drei Siegen aus den ersten vier Partien - die letzten drei gewann man nach verpatztem Auftakt - in der Spitzengruppe der 2. Basketball-Bundesliga ProA. „Es ist immer gut, zu gewinnen. Die Atmosphäre hier ist großartig. Das ist der Grund, warum ich hierhergekommen bin – um Spiele zu gewinnen und die Atmosphäre zu genießen“, sagte der neue Phoenix-Guard Tyler Stephenson-Moore nach Spielschluss. „Es war ein tolles Spiel. Wir haben hart gespielt, auf die richtige Weise - kleine Fehler gemacht, aber ich mag, wie wir gerade spielen. Die Energie stimmt.“
Mit einem 12:2-Lauf zu Spielbeginn legten die Hagener den Grundstein für den nie gefährderten Erfolg. Eine aggressive Mannverteidigung, ständige Bewegung in den Passwegen und eine tadellose Abstimmung im Angriff ließen den Gästen kaum eine Chance, ins Spiel zu finden. Im Gegensatz zu manch anderen Auftritten in der Vergangenheit spielte Phoenix fast nie statisch, stattdessen wurde der Ball schnell und präzise bewegt, immer wieder fanden vor allem die Spielmacher Sincere Carry (13 Assists) und Bjarne Kraushaar (4 Assists) die freien Mitspieler. Dankbarste Abnehmer waren der treffsichere Mannschaftskapitän Dennis Nawrocki (19 Punkte/5 Dreier), Tyler Stephenson-Moore (15/3 Dreier) und Energiebündel Naz Bohannon (14). „Die Jungs kämpfen füreinander, und das ist entscheidend“, lobte Harris. „Hohe Siege sind schön, aber es geht mir darum, dass die Mannschaft als Einheit auftritt.“
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Karlsruhe trat blass auf, was sicherlich auch der Anreise geschuldet war. Die Lions hatten sich erst am Spieltag mit dem Mannschaftsbus auf den Weg nach Hagen gemacht. Doch das Team kam erst kurz vor dem Hochball in der Ischlandhalle an, nachdem es in einen langen Stau geraten war. Lions-Spieler Julian Albus äußerte sich in einem Halbzeit-Interview mit dem Streamingsender Sportdeutschland.TV kritisch zu den Umständen. Karlsruhes Coach Aleksandar Scepanovic hatte nach Spielschluss Verständnis für die Ansicht seines Spielers, wollte die Anreise aber nicht als Ausrede für die deutliche Niederlage gelten lassen. „Es war hart, wirklich hart anzusehen. Uns fehlte die Energie, wir sahen nicht wie ein Team aus. Das war von Anfang bis Ende schmerzhaft. Hagen hat uns gezeigt, wie man als Team spielt.“
Hagener Frühform – wie in den Jahren zuvor
Während Karlsruhe den Saisonstart in die Sand gesetzt hat, ist Phoenix in dieser Spielzeit angekommen. Drei Siege aus vier Spielen sprechen eine klare Sprache – und die letzten beiden Erfolge waren besonders deutlich. Die Mischung aus Einsatz, Teamgeist und Leidenschaft macht die Mannschaft von Coach Chris Harris zu einem der unangenehmsten Gegner in der ProA.
Schockmoment: Omuvwie muss ausgewechselt werden
Einziger Wermutstropfen an diesem Abend: eine Verletzung von Marvin Omuvwie. In der 28. Spielminute wurde der Hagener Flügelspieler bei einem Schnellangriff von Melvin Jostmann gefoult und blieb anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Spielfeld sitzen. Das rechte Fußgelenk schien in Mitleidenschaft gezogen, und Omuvwie wurde sicherheitshalber ausgewechselt. Schade und bitter für den 27-Jährigen, machte doch auch er eine starke Partie und hatte im zurückliegenden Jahr schon genug Verletzungsprobleme. Eine Diagnose steht noch aus.
Der Spielfluss wurde durch den Zwischenfall kaum gestört – der spielfreudige Stephenson-Moore vollendete wenig später einen Angriff mit einem krachenden Dunking, der den Zwischenstand von 69:45 markierte. Karlsruhe war hoffnungslos unterlegen.
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Derby gegen Bochum
Mit dem überraschend hohen Erfolg gegen den Meister hat Phoenix Hagen nicht nur Selbstbewusstsein getankt, sondern auch Lust auf das anstehende Derby gemacht. Am kommenden Samstag empfangen die Volmestädter die VfL Sparkassen-Stars Bochum in der heimischen Ischelandhalle – ein Spiel, das angesichts der starken Frühform beider Teams für zusätzliche Brisanz sorgt.
Punkteverteilung
Phoenix: Nawrocki (19), Kraushaar (8), McCall (10), Omuvwie (9), Stephenson-Moore (15), Uhlemann (3), Bohannon (14), Boner (4, 12 Rebounds), Ralph Hounnou (7), Carry (11, 13 Assists).
Topscorer Karlsruhe: Williams (11), McDonnell (11).