Hagen. Traum von der Bundesliga: Das Phoenix-Management stellt die Weichen für einen BBL-Lizenzantrag. Welche Anforderungen der Klub erfüllen muss.

Der Start in die aktuelle Saison ist geglückt: Mit drei Siegen aus den ersten vier Spielen mischen die Basketballer von Phoenix Hagen in der Spitzengruppe der 2. Basketball-Bundesliga ProA mit, und es wird deutlich, dass sich das Team von Trainer Chris Harris vor keinem Konkurrenten verstecken muss. Während es auf dem Spielfeld gut läuft, stellt das Phoenix-Management die Weichen für ein Szenario, das gründlicher Vorbereitung bedarf: den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga (BBL).

Phoenix will vorbereitet sein

Eine Rückkehr ins Basketball-Oberhaus nach dieser Saison ist zwar nicht das ausgerufene Ziel des Phoenix-Managements - gemäß der Klubleitlinie möchte man in der Saison 2025/26 um den Aufstieg mitmischen. Dennoch plant der Verein vom Ischeland, zum Ende dieser Spielzeit einen Lizenzantrag für die BBL zu stellen, um im Fall der Fälle bereit zu sein.

Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt erklärte beim WP-Redaktionsbesuch: „Im Hintergrund wollen wir alles für einen möglichen Aufstieg vorbereiten, sprechen mit Sponsoren und arbeiten an unseren Nachhaltigkeitszielen. Unser Ziel ist es, nächstes Jahr eine Lizenz zu beantragen. Das ist unsere aktuelle Aufgabe, und wir sind fest entschlossen, das zu schaffen.“

„Ich habe es schon ein paar Mal gesagt: Ich liebe dieses Ding und hasse es zugleich.“

Martin Schmidt, Geschäftsführer von Phoenix Hagen, über die Ischelandhalle

Hohe BBL-Standards

Seit Phoenix Hagen 2016 letztmals in der Bundesliga auf Korbjagd ging, sind die Anforderungen an die Klubs deutlich gestiegen. Auch wenn die BBL im Jahr 2020 nicht - wie einst von Ex-Liga-Geschäftsführer Jan Pommer vorgesehen - zur stärksten Basketball-Liga Europas aufstieg (2024 übrigens immer noch nicht), so sehnt sich die Liga nach internationalem Glanz. Ihre Spitzenklubs sollen mit Euroleague-Größen mithalten können. Diese Entwicklung stellt kleinere Vereine wie Phoenix Hagen vor Herausforderungen. In ihrem Lizenzstatut hat die Liga klare Vorgaben definiert. Einige Kernpunkte:

M. Kleinrensing WP Hagen Basketball 2. Bundesliga
Die Ischelandhalle ist bekannt für ihre elektrisierende Atmosphäre. Noch ist sie BBL-tauglich. © WP | Michael Kleinrensing
  • Mindestetat: Der aktuelle Mindestetat für die BBL beträgt 3,5 Millionen Euro und wird in der Saison 2025/26 auf 4,0 Millionen Euro steigen. Bis 2032 soll der Betrag 6 Millionen Euro erreichen. Nebenbei: Der FC Bayern München operiert laut Medienberichten mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro, Alba Berlin mit 18 Millionen Euro. Phoenix bewegt sich nicht in diesen Sphären, wird sich aber sportlich mit solchen Branchenriesen messen müssen.
  • Halle: Die Ischelandhalle, Heimstätte von Phoenix, erfüllt mit 3145 Plätzen die aktuellen Anforderungen der BBL (mind. 3000), jedoch nur bis 2032. Dann müsste eine größere Halle mit mindestens 4500 Plätzen zur Verfügung stehen. Schon jetzt stoßen die VIP-Räumlichkeiten an ihre Grenzen. Dennoch versuche man alles, um aus der Halle „mehr herauszuholen“, so Schmidt. „Die Halle ist, wie sie ist. Ich finde sie sexy. Sie ist laut, unangenehm für die Gegner, ehrlich und dreckig. Der Schweiß tropft von der Decke. Ich habe es schon ein paar Mal gesagt: Ich liebe dieses Ding und hasse es zugleich.“
  • Trainingshalle: Eine weitere zentrale Anforderung der BBL ist eine feste Trainingshalle, auf die Phoenix laut Lizenzstatut „ohne Einschränkungen bei Bedarf zugreifen kann.“ Momentan trainiert das Team in drei verschiedenen städtischen Hallen (Dahl, Altenhagen, Ischeland). Auf Dauer keine zufriedenstellende Lösung - nicht für einen ProA-Klub und erst recht nicht für einen BBL-Klub.
  • Personal: Die BBL verlangt von ihren Vereinen, dass sie in wichtigen Geschäftsbereichen über hauptamtliche Mitarbeiter verfügen. Phoenix hat strukturell deutliche Fortschritte vollzogen, zuletzt hat der Klub eine Vollzeitstelle für den Bereich PR/Presse geschaffen. In der deutschen Basketball-Beletage bräuchte Phoenix noch einen hauptamtlichen digitalen Content-Manager - also jemanden, der Social-Media-Kanäle bespielt.
  • Jugendförderung: Die BBL stellt hohe Anforderungen an die Jugendarbeit, die auch regelmäßig kontrolliert wird. Unter anderem müssen die Klubs mindestens drei hauptamtliche Jugendtrainer einstellen, deren jährliches Mindestgehalt jeweils 24.000 Euro beträgt.

In der vergangenen Saison entschied sich Phoenix Hagen bewusst dagegen, einen Lizenzantrag zu stellen – eine Entscheidung, die in der Hagener Fangemeinde teils sehr kritisch beäugt wurde. „Ich verstehe die Fans“, sagt Schmidt rückblickend. „Allerdings müssen wir Phoenix auch als Unternehmen mit über 20 Mitarbeitern schützen. Hier will jede Entscheidung reiflich überlegt sein, auch wenn sie nach außen unpopulär erscheint.“

Kritisches Fan-Echo

Das kritische Echo vieler Fans habe an Schmidt „etwas genagt“, „weil wir nie etwas anderes gesagt haben. Wir haben immer offen kommuniziert, wie der Zeitplan aussieht. Wir haben nie behauptet, dass wir dieses Jahr schon angreifen“, sagt Schmidt. Stattdessen ging es darum, verantwortungsbewusst zu handeln: „Andere Vereine beantragen die Lizenz und ziehen sich später zurück, wenn sie das sportliche Aufstiegsrecht haben – das ist in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen. Ich finde das unfair.“

Die ehrliche Herangehensweise des Hagener Managements sei auch bei den Spielern gut angekommen. „Das Team hat es gut aufgenommen und uns in der Entscheidung bestärkt“, macht Schmidt deutlich. Geht es nach ihm, dann muss er der Mannschaft solch eine Entscheidung nicht mehr mitteilen.

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