Hagen. Stärken, Schwächen, Saisonziel, Konkurrenz: Vor dem ersten Saisonspiel von Phoenix gegen SC Jena klären wir die wichtigsten Fragen.

Wiedersehen mit Kristofer Krause und Lorenz Bank, ein ehemaliger Erstliga-MVP zu Gast, ein Spitzenspiel zweier hochkarätiger Teams: Es gibt einige Gründe, warum am kommenden Samstag in der Ischelandhalle wohl wieder der Schweiß von der Decke tropfen wird. Phoenix Hagen empfängt Science City Jena. Zum Saisonauftakt in der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Um 19 Uhr werden die Augen der Zuschauer auf den Hochball gerichtet sein.

Nach einer soliden Vorbereitung und einer Fast-Pokal-Sensation gegen BBL-Klub Göttingen scheint Phoenix für das frühe Spitzenspiel bereit zu sein. Aber wie stark ist das Hagener Team wirklich? Welches Saisonziel setzt man sich am Ischeland und wie gut ist die Konkurrenz? Diese Fragen klären wir in der Saisonvorschau.

Kader: Stabilität und gezielte Verstärkungen

Der Kern der Phoenix-Mannschaft ist zusammengeblieben, was Trainer Chris Harris eine eingespielte Basis bietet. Neu in der Kernrotation sind drei Guards: Sincere Carry, Tyler Stephenson-Moore und Ralph Hounnou. Die Vorbereitung verlief für alle drei Neuzugänge vielversprechend, insbesondere Carry stach als stabiler und abgeklärter Aufbauspieler hervor. Sein schnelles und gleichzeitig kontrolliertes Spiel, gepaart mit einem starken Zug zum Korb und einer guten Übersicht, könnte zum entscheidenden Faktor für Phoenix werden. Alle drei Zugänge müssen sich aber erst in der neuen Liga und in das Teamgefüge integrieren, weshalb Harris trotz personeller Konstanz von einer „komplett neuen Mannschaft“ spricht.

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Spielmacher Sincere Carry schultert im Aufbau viel Verantwortung. © WP | Michael Kleinrensing

Ob das neue Team qualitativ besser ist als das der vergangenen Saison? Das muss sich erst noch zeigen. Denn mit Siler Schneider, Brock Mackenzie und Kristofer Krause haben drei Säulen das Team verlassen. Der aktuelle Kader ist jedoch breiter aufgestellt und bietet Harris Flexibilität, um auf Verletzungen zu reagieren. Diesen Luxus haben bei weitem nicht alle Teams in der Liga. Die ausländischen Kooperationsspieler Peter Beier-Christiansen und Juhwan Harris-Dyson können bei Bedarf aushelfen und der Mannschaft zusätzliche Stabilität verleihen. Der junge Doppellizenz-Spieler Finn Pook hat in der Vorbereitung überzeugt und scheint bereit, in der ProA Fuß zu fassen. Und nicht zu vergessen: Flügelspieler Marvin Omuvwie ist nach langer Verletzungspause wieder im Einsatz.

Stärken: Energie und Geschlossenheit

Die große Hagener Stärke ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Die meisten Spieler kennen sich gut und haben bereits in der vergangenen Saison unter Beweis gestellt, dass sie in kritischen Situationen füreinander einstehen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde. Diese Identität zeichnet sich durch die unermüdliche Energie und Leidenschaft des Teams aus, die nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in der Beziehung zu den Fans sichtbar wird. Die Jungs kämpfen - und die Fans belohnen das.

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Zu Besuch in unserer Redaktion (v.l.): Forward Marvin Omuvwie, Geschäftsführer Martin Schmidt und Trainer Chris Harris. © WP | Michael Kleinrensing

Mit dieser Identität wird Phoenix wieder alles daran setzen, seine Gegner zu erdrücken. Mit Pressverteidigung übers ganze Spielfeld und schnellem Umschaltspiel. Eine Spielart, die Phoenix mit der hinzugewonnen Kadertiefe wohl noch besser umsetzen kann.

Schwächen: Shooting und Kreativität

Auf den Guard-Positionen hat Phoenix mit den Abgängen von Mackenzie und Schneider zwei herausragende Scorer verloren. Auch Krause, ein Wadenbeißer mit 40-prozentiger Dreierquote, hat das Team verlassen. Diese Lücken sind noch nicht vollständig geschlossen, und es bleibt abzuwarten, wie sich Carry, Stephenson-Moore und Hounnou in der ProA als Punktelieferanten präsentieren. Die Frage nach konstantem Scoring, gerade aus der Distanz, könnte für Phoenix zum Problem werden, sollte ein Schütze wie Stephenson-Moore einen schlechten Tag erwischen. In den Playoffs war das eine verheerende Schwäche. Hinzu kommt, dass das Team von der Freiwurflinie unterdurchschnittlich trifft.

Zudem gibt es im Kader wenige „Zocker“, die sowohl für sich selbst als auch für ihre Mitspieler Chancen kreieren können. Im Halbfeld gerät das Phoenix-Spiel oft ins Stocken. Hier lastet eine große Verantwortung auf Carry.

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Konkurrenz: stark wie nie

Die ProA ist auf dem Papier so ausgeglichen und stark wie noch nie. Die BBL-Absteiger Tübingen und Crailsheim kommen mit hochkarätigen Kadern in die Liga zurück, während Top-Teams wie Trier und Gießen nach enttäuschten Aufstiegsambitionen ebenfalls hoch motiviert und weiterhin top besetzt sind.

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Raymar Morgan (#1) hat sich SC Jena angeschlossen. © FUNKE Foto Services | Sascha Fromm

Auch Hagens erster Gegner aus Jena hat in der Sommerpause beeindruckende Verpflichtungen getätigt, darunter der ehemalige BBL-MVP Raymar Morgan. Hinzu kommen die etablierten Playoff-Anwärter wie Karlsruhe, der amtierende Meister, und Traditionsstandorte wie Quakenbrück und Bayreuth. „Es gibt mindestens zwölf Teams, die in die Playoffs wollen“, ist sich Phoenix-Manager Martin Schmidt sicher.

Saisonziel: realistisch und ehrgeizig

„Die Playoffs sind natürlich ein Ziel, aber ich bin kein Fan davon, konkrete Platzierungen zu nennen, weil diese Liga einfach wahnsinnig ausgeglichen geworden ist“, verweist Schmidt auf die beachtliche Wettbewerbslandschaft sowie die Tatsache, dass in der ProA oft nur wenige knappe Siege über die endgültige Platzierung entscheiden. „Wenn du in der ProA Siebter wirst, heißt das nicht, dass du nicht gut genug warst, Vierter zu werden. Es bedeutet nur, dass es andere Teams gab, die vielleicht ein, zwei knappe Siege mehr nach Hause gebracht haben. Karlsruhe hat das gezeigt. Wenn wir von unseren 23 Siegen nur zwei weniger geholt hätten, wären wir nicht Dritter, sondern Sechster geworden.“

„Die Playoffs sind natürlich ein Ziel, aber ich bin kein Fan davon, konkrete Platzierungen zu nennen, weil diese Liga einfach wahnsinnig ausgeglichen geworden ist.“

Martin Schmidt, Geschäftsführer von Phoenix Hagen