Hagen. Die Basketballer von Phoenix Hagen sind aus dem Pokal ausgeschieden. Die Schlussphase des Göttingen-Spiels ist nichts für schwache Nerven.
Es war ein Wechselbad der Gefühle, das die Zuschauer von Phoenix Hagen am Sonntagnachmittag in der Ischelandhalle erlebten: In der 1. Runde des BBL-Pokals hielten die Hagener beim 80:83 gegen den Bundesligisten BG Göttingen lange gut mit und bewiesen im ersten Pflichtspiel der neuen Saison auch mehrfach Comeback-Qualitäten. Vor allem schnupperten die Hagener kurz vor dem Ende aber auch an der Sensation.
Das passende Gesicht für dieses Phänomen war Tim Uhlemann, der mit 15 Punkten zu den Hagener Topscorern gehörte und vor allem in den entscheidenden Momenten punktete. Zum Beispiel in der Mitte des zweiten Viertels, als er spektakulär die erste Führung (27:25) der Hausherren bescherte. Er vollendete nach seinem Steal selbst - und zwar per Korbleger nach einem Fastbreak. Danach riss er die Arme nach oben und baute sich vor den Zuschauerrängen auf. Eine klassische Uhlemann-Geste, die den Hagener Fans an diesem Pokaltag nicht zum letzten Mal einheizte.
Kurz vor Schluss hätte nur ein Dreier geholfen
Denn auch beim Dreier zum 70:70 rund fünf Minuten vor Schluss war es abermals Uhlemann, der mit seinem Treffer die Partie offen hielt. Kein Wunder, dass er wenige Sekunden vor Schluss dann die Entscheidung herbeiführen sollte: In einer letzten Auszeit forderte Phoenix-Headcoach Chris Harris, dass Uhlemann den letzten Wurfversuch vornehmen sollte. Beim Stand von 80:83 hätte den Hagenern allerdings nur ein Dreier geholfen, um sich in die Overtime zu retten.
Acht Sekunden zeigte die Uhr zu diesem Zeitpunkt noch an und tatsächlich bekam der Phoenix-Center seine Gelegenheit, um den letzten Distanzwurf zu versenken. Doch der Ball landete auf dem Ring und flog dann ins Aus. Weil ein Göttinger Spieler noch seine Finger am Ball hatte, bekam Phoenix noch einen Einwurf zugesprochen. In den letzten zwei Sekunden des Spiels erarbeitete sich Tyler Stephenson-Moore noch einen weiteren Dreierversuch, der aber ebenfalls scheiterte. Das Spiel war zugunsten der Göttinger entschieden. Ein unerwartet ausgeglichener Basketball-Krimi mit einer überaus dramatischen Schlussphase fand ein Ende.
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Vorzuwerfen hatten sich die Feuervögel nicht viel, denn die Mentalität schien mit Blick auf den Spielverlauf zu stimmen. Phoenix lief die meiste Zeit einem Rückstand hinterher, kam aber immer wieder heran. Vor allem das Pressing der Hagener stellte die Gäste vor Probleme. Neben Uhlemann überzeugten bei Phoenix allen voran Sincere Paul Carry (19 Punkte) und Tyler Stephenson-Moore (15 Punkte).
„Wir wollen einfach unseren Basketball spielen. Das ist ein Do-or-die-Spiel und wir wollen im Prozess bleiben. Wir wollen langfristige Ziele im Auge behalten.“
Interessant ist der Blick auf das Zahlenwerk zum Spiel: Beim Wurfverhalten war Göttingen deutlich effizienter, vor allem bei den Distanzwürfen. 6 von 13 Dreierversuchen (46 Prozent) landeten im Hagener Korb, während Phoenix von seinen 31 Distanzwürfen „nur“ 9 Dreier versenkte (29 Prozent). Bis auf die Zahl der Offensiv-Rebounds (16:7) und Steals (6:2) hatten die Hagener aber in vielen wichtigen Statistiken das Nachsehen. Die Göttinger kamen nach dem Spiel auf 13 Turnover und 30 Defensiv-Rebounds.
Hauchdünn die Overtime verpasst
Die Enttäuschung hielt sich auf Hagener Seite aber in Grenzen, denn was die Marschroute betraf, so war sich Phoenix seiner Außenseiter-Rolle durchaus bewusst: „Wir wollen einfach unseren Basketball spielen. Das ist ein Do-or-die-Spiel und wir wollen im Prozess bleiben. Wir wollen langfristige Ziele im Auge behalten“, sagte Headcoach Chris Harris im Interview vor dem Spiel und nahm damit von vornherein etwas Druck aus der Partie. Nach dem Spiel konnte der Phoenix-Coach insbesondere mit der Defense-Leistung seines Teams zufrieden sein. Und dennoch: Hauchdünn sind die Hagener trotz einer kämpferischen Leistung am Einzug ins Achtelfinale des BBL-Pokals gescheitert.