Hagen. Der Trainer des Handball-Zweitligisten Eintracht Hagen spricht im Interview über Vorbereitung, Verletzungssorgen - und das Ziel 1. Bundesliga.
Sie spielen bis in den Juni hinein und treffen sich schon Ende Juli wieder zur Vorbereitung auf die nächste Saison: In keiner anderen Mannschaftssportart ist das Zeitfenster für Erholung so klein wie im Handball. Im Interview spricht Stefan Neff, Trainer des Zweitligisten VfL Eintracht Hagen, übers Abschalten in der Sommerpause, Verletzungssorgen und seinen großen Traum, eines Tages als Trainer der Eintracht in der 1. Bundesliga zu stehen.
Stefan Neff, die Pause zwischen den Saisons war recht kurz. Wie haben Sie den Sommer verbracht?
Zunächst stand direkt nach Ende der Saison natürlich die detaillierte Aufarbeitung auf dem Programm, parallel dazu wurde intensiv an der Vorbereitung auf die Serie 2024/25 gearbeitet. Danach ging es für mich für knapp zwei Wochen mit der Familie in den Urlaub, um die Akkus mit der nötigen Energie zu füllen.
Wie schwer ist es, in der Sommerpause das Handy mal wegzulegen? Schafft man es überhaupt im Urlaub, den Handball ganz auszublenden?
Natürlich muss man im Sommerurlaub das Handy ganz bewusst an die Seite legen, um nachhaltig zur Ruhe zu kommen. Allerdings ist der Handballsport quasi permanent in mir verankert, viele meiner Gedanken sind somit auch immer wieder beim Sport. Für meine Arbeit ist das Handy unabdingbar und deshalb auch im Urlaub ein wichtiger Begleiter.
Haben Sie in der Zwischenzeit anderen Sport verfolgt, zum Beispiel die Fußball-EM oder jetzt Olympia/Tour de France?
Ich bin grundsätzlich sehr sportbegeistert und verfolge auch in meinem Alltag andere Sportarten. Natürlich habe ich einige Spiele der Fußball-EM gesehen und werde das auch bei den Olympischen Spielen so halten, wenn es der Vorbereitungsplan erlaubt. Meine Begeisterung für die Tour de France hat in der Zeit nach Jan Ullrich und dem Team Telekom etwas abgenommen, aber auch da weiß ich, dass Tadej Pogacar in diesem Jahr ein echter Dominator war und die Tour verdient gewonnen hat.
Was ist nach Handball Ihre Lieblingssportart und warum?
Ich denke, dass es kein Geheimnis ist, dass ich bekennender BVB-Fan bin und somit auch der Fußball ein großes Thema für mich ist. Aber ich verfolge auch gerne Golf, Basketball, Wintersport, die Darts-WM und viele andere Sportarten.
Und was machen Sie persönlich, um sich fit zu halten?
Aufgrund meiner schweren Knieverletzungen, die mich früh dazu gezwungen haben, meine aktive Spielerkarriere zu beenden, sind meine Sportmöglichkeiten tatsächlich sehr eingeschränkt. Aber ich schwimme gerne, spiele Golf oder gehe einfach mal längere Strecken spazieren, um meinem Körper etwas Gutes zu tun.
Kommen wir zurück zur Eintracht: Die letzte Saison war zu Beginn verletzungsbedingt recht holprig, wie kann man in einer intensiven Vorbereitung überhaupt Verletzungen vorbeugen?
An diesem Thema arbeiten wir vereinsintern sehr intensiv. Ab dieser Saison haben wir einen fest angestellten Athletiktrainer im Staff und unser Physioteam erweitert. Natürlich wird im Training viel präventiv gearbeitet. Aber am Ende ist Handball eine intensive Kontaktsportart. Verletzungen sind da leider nicht auszuschließen bzw. komplett zu verhindern.
Wie groß ist die Sorge, dass sich so etwas wiederholt?
Das Wort Sorge ist mir in diesem Zusammenhang etwas zu groß. Natürlich möchten wir am liebsten ohne Verletzungen durch die Saison gehen, und ich wünsche meinen Jungs von Herzen eine verletzungsfreie Saison. Aber am Ende wird es auch immer die Aufgabe des ganzen Teams seins, Verletzungen Einzelner aufzufangen.
„Wir sind Sportler – und wir wollen immer mehr. Das gilt sicherlich für den gesamten Verein, für alle handelnden Personen inklusive des Trainerteams und für jeden einzelnen Spieler.“
Den Status eines zurückhaltenden Aufsteigers haben Sie in der 2. Liga spätestens seit letzter Saison nicht mehr inne, sondern Sie zählen plötzlich zu den gefürchtetsten Teams der Liga, haben sich auch die Ambitionen im Verein verändert?
Wir sind Sportler – und wir wollen immer mehr. Das gilt sicherlich für den gesamten Verein, für alle handelnden Personen inklusive des Trainerteams und für jeden einzelnen Spieler. Von daher ist es schön, dass wir uns über die Arbeit der vergangenen Jahre in eine Position gebracht haben, dass man uns so wahrnimmt, wie Ihre Frage impliziert und die Ambitionen weiter steigen.
Sie sind ja Hagener Junge. Was würde es in Ihnen auslösen, wenn Sie als Cheftrainer der Eintracht mal im deutschen Handball-Oberhaus auf der Bank sitzen würden? Haben Sie davon schon immer geträumt?
Das ist zu 100 Prozent mein großer Traum. Hagen ist meine Geburtsstadt, hier habe hier bisher drei Aufstiege gefeiert: beim TuS Volmetal den Sprung von der 5. in die 3. Liga und mit der Eintracht den Aufstieg von der 3. in die 2. Liga. Es wäre wunderschön, wenn ich hier beim VfL auch noch meinen zweiten Aufstieg mit dem Verein feiern könnte.
Nehmen wir an, Sie bekämen demnächst ein lukratives Angebot von einem namhaften Erstligisten: Könnten Sie der Verlockung widerstehen?
In diesen „Was wäre, wenn…“-Fragen steckt mir viel zu viel Konjunktiv. Warum soll ich mich zu Themen äußern, die es schlichtweg nicht gibt? Ich bin super glücklich beim VfL Eintracht Hagen, fühle mich weiterhin sehr wohl und würde, wie bereits erwähnt, am liebsten mit dem VfL aufsteigen.
Wann ist die Eintracht bereit für einen Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga?
Wir sind immer bereit – was aber noch lange keine Garantie dafür ist, dass man es auch sofort schafft. Ich denke, dass es die optimale Situation wäre, wenn man mit der neuen Halle in die 1. Liga geht, aber ich bin mir ganz sicher, dass keiner aus dem Verein im Weg stehen würde, wenn solch ein Erfolg früher käme.
Apropos Fans: Was sagen Sie zur Stimmung im VfL-Lager? Haben Sie den Eindruck gehabt, dass sich die Fan-Kultur in der Rückrunde verändert hat?
Ich bin begeistert von der gesamten Entwicklung, von der Stimmung bei unseren Heimspielen und das nicht nur über das letzte halbe Jahr hinweg. Ich denke, man erkennt auch an den Zuschauerzahlen, dass wir da in den vergangenen Jahren einen stetigen Positivtrend hatten. Das zeigt mir, dass die Menschen unsere Arbeit schätzen und sich mit unseren Jungs identifizieren. Das macht mich als Trainer stolz.
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