Hagen. Der SV Hohenlimburg 10 zieht seine Reservemannschaft aus der Bezirksliga zurück. Der Negativtrend im Hagener Amateurbereich setzt sich fort.
Der SV Hohenlimburg 1910 sieht sich gezwungen, seine zweite Frauenmannschaft aus der Bezirksliga zurückzuziehen. Ein anhaltender Personalmangel, der beide Frauenmannschaften des Vereins in den letzten zwei Saisons schwer belastete, führte zu dieser schwierigen Entscheidung. Insgesamt 15 Spielerinnen verließen die beiden Teams, was die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs nahezu unmöglich machte.
Nach dem Bezirksliga-Abstieg von Westfalia Hagen im vergangenen Jahr und der verbleibenden ersten Mannschaft des SV Hohenlimburg in der Landesliga, gibt es in Hagen jetzt nur noch ein überkreislich spielendes Frauenfußball-Team.
„Wir haben eine starke Fluktuation in den Teams. 15 Mädels und Frauen sind aus zwei Mannschaften abgewandert. Das ließ sich nicht mehr aufrechterhalten,“ erläutert Thomas Gebauer, Vorstandsmitglied der Frauenabteilung des SV Hohenlimburg. „In der Zweiten waren wir eh schon knapp besetzt und haben viel zur Ersten hochgeschoben. Wenn sich die Mädels in der Bezirksliga andauernd eine Klatsche abholen, da ist das nicht schmackhaft. Mit den ganzen Sauerland-Fahrten ist der Sonntag dazu dann auch noch tot. Das ist ein Motivations-Killer. Wir haben uns zusammengesetzt und wollen jetzt einen Neustart angehen.“
Fauxpas: Neustart in der Kreisliga B
Ein weiterer Stolperstein war das Verpassen der Frist zur Abmeldung der Mannschaft für die neue Saison, weshalb die Hohenlimburgerinnen nicht in der Kreisliga A, sondern in der untersten Klasse B antreten müssen. „Wir hätten vor dem letzten Spieltag die Mannschaft für die neue Saison abmelden müssen. Das ist in meinen Augen Schwachsinn. Ich habe ja in der Regel bis zum 30. Juni Zeit, um den Kader zu planen. Wir wurden dann aufgeklärt, dass wir nach dieser Frist nicht zurückziehen können. Dadurch wird die Mannschaft gesperrt und steht als erster Absteiger der Bezirksliga fest,“ kritisiert Gebauer.
„Das ist in meinen Augen Schwachsinn. Ich habe ja in der Regel bis zum 30. Juni Zeit, um den Kader zu planen.“
Um dennoch einen geregelten Spielbetrieb sicherzustellen, hat der Verein eine dritte Mannschaft gemeldet, die in der untersten Spielklasse, der B-Liga, startet. Zur kommenden Saison soll dann die zweite Mannschaft nach dem formalen Abstieg in der Kreisliga A wieder reaktiviert werden.
Auch die erste Mannschaft des SV Hohenlimburg wurde von erheblichen Abgängen nicht verschont. Neun Spielerinnen verließen das Team, was den Verein vor große Herausforderungen stellte. „Das Team mussten wir jetzt quasi neu aufbauen, das war schon ein großer Schlag für uns. Wir können aber jetzt mit 18 Mädels neu in die Saison starten,“ berichtet Gebauer.
Entwicklung des Frauenfußballs in Hagen: Ein steiniger Weg
Der Rückzug der zweiten Frauenmannschaft der Zehner ist symptomatisch für die allgemein schwierige Entwicklung des Frauenfußballs in Hagen. Trotz des Finaleinzugs der deutschen Frauen bei der EM 2022, der eigentlich für Aufwind sorgen sollte, bleibt die Realität ernüchternd.
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Thomas Gebauer sieht das Problem vor allem im geringen Ansehen des Frauenfußballs innerhalb der Vereine: „Das Standing des Frauenfußballs in den Klubs ist schwach. Das fängt schon bei den Platzzeiten an, die immer ausgelagert werden, damit die Männer Vorrang haben. Wir haben den Vorteil, dass wir uns als Frauenabteilung selber verwalten können. Dazu kommt der Unterbau mit den Jugendmannschaften. Wir hatten jahrelang keine Probleme, hatten in der Jugend viele Talente, die die Kader bei den Seniorinnen aufgefüllt haben. Das ist uns zuletzt abhandengekommen.“ Die B-Juniorinnen haben bei den Zehnerinnen über Jahre die Seniorenteams mit talentierten Kickerinnen versorgt. Im vergangenen Jahr musste die B-Jugend der Zehnerinnen aufgelöst werden.
Ein weiteres Problem ist der Rückgang an Jugendmannschaften im Hagener Kreis. „Im Kreis 13 gab es damals 2006/2007, als wir gestartet waren, 20 Mannschaften in der B-Jugend. Heute gibt es noch eine Handvoll. Es ist sehr schwierig aktuell,“ so Gebauer. Auch die Berichterstattung über den Frauenfußball in der Zeitung findet Gebauer sehr dürftig: „Werbetechnisch ist das für uns eine Katastrophe.“
Aktion „Soccer Girls“
Mit Initiativen wie der „Aktion Soccer Girls“ versucht der Verein, neuen Schwung in die Jugendarbeit zu bringen. „Da kamen teilweise Mädels aus Lüdenscheid und Hemer vorbei. Das Angebot richtet sich an alle Mädchen im Alter von 6 bis 17 Jahren und ist kostenfrei. Das Training findet jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr unter der Anleitung von vier erfahrenen Trainerinnen und Trainern aufgeteilt nach Jahrgangsstufen auf dem Kunstrasenplatz am Hohenlimburger Kirchenberg statt. Späteres Kommen oder früheres Gehen ist möglich.