Hagen. Tragische Szenen in einem Fußballspiel in Hagen: Zuschauer und Spieler hielten sich nach einer Horrorverletzung schockiert die Augen zu.
Laut schreiend liegt ein Spieler von SV Ararat Gevelsberg III in einem Testspiel mit der SG Boelerheide am Boden. Eine tragische Szene ereignete sich rund um die 60. Spielminute, als ein zunächst harmlos anmutender Zweikampf das Leben von Kadir Celik entscheidend verändern sollte: Der Gevelsberger Spieler hat sich bei einem Zusammenprall mit dem Boelerheider Ercan Balamann einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Eine Horrorverletzung, die einen langen Genesungsprozess nach sich ziehen wird.
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Ararats Trainer Ercan Celik beschrieb die Szene im Gespräch mit unserer Redaktion wie folgt: Der Boelerheider Stürmer kommt mit vollem Tempo auf Kadir Celik zugelaufen und legt sich den Ball zu weit vor. Daraufhin dreht er sich seitlich weg, um den Ball abzuschirmen. Der gegnerische Spieler rutscht dann weg und fällt mit seinem vollen Körpergewicht auf den Unterschenkel des Gevelsbergers, dessen Bein danach sichtlich deformiert war. Allen sei sofort klar gewesen, dass es sich um einen schweren Bruch handeln muss.
Beide Teams haben den Vorfall noch lange nicht verarbeitet
Ob der Gevelsberger jemals wieder einen Fußballplatz betreten wird, ist ungewiss. Der Verletzte hat eine Not-OP inzwischen aber gut überstanden, heißt es aus dem Ararat-Umfeld. Und aus Boelerheider Sicht sitzt der Schock ebenfalls sehr tief: „Ich kämpfe mit der ganzen Mannschaft darum, um mit dieser Situation klarzukommen. Wir sind erleichtert, dass die OP gut verlaufen ist, aber so etwas hat man nach ein bis zwei Tagen noch lange nicht psychisch aufgearbeitet“, sagte der Sportliche Leiter der Boelerheider, Ertan Özkavak. Besonders jener Boelerheider, der in den Zweikampf verwickelt war, habe daran zu knabbern gehabt.
„Das war eine extrem unglückliche und unangenehme Situation, weil alle Spieler und Zuschauer förmlich mitgelitten haben. Der Ararat-Spieler hat so laut geschrien, dass sich viele auf dem Sportplatz die Augen und Ohren zugehalten haben. Für viele war der Anblick schwierig auszuhalten, gerade für jüngere Spieler. Alle waren sich aber einig, dass in der Situation null Absicht steckte, sondern, dass es einfach ein schlimmer Unfall war, weil unser Spieler weggerutscht ist.“ In Gedanken seien die Boelerheider bei dem Verletzten. Er sei der Leidtragende, auch wenn beide Teams und auch Zuschauer die Szene noch lange nicht verarbeitet hätten.
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Spieler fühlte sich dermaßen schuldig, dass er aufhörte
In Boelerheide hat der Vorfall sogar eine alte Wunde wieder aufgerissen, wie der Sportliche Leiter berichtet: „Wir hatten in der Hinrunde der vergangenen Saison einen vergleichbaren Fall, da war es auch ein Schien- und Wadenbeinbruch, den sich ein gegnerischer Spieler gegen uns zugezogen hat.“ Der Boelerheider, der damals in den Zweikampf verwickelt war, fühlte sich dermaßen schuldig, dass er danach mit dem Fußballspielen aufgehört hat, berichtet der Sportliche Leiter.
„Er bekam die Bilder einfach nicht aus dem Kopf und hat sich dann zurückgezogen, was wir sehr bedauert haben. Nach dem Zweikampf hat er nur noch geweint. Und das Kuriose war, dass es damals weder Foul noch eine Bestrafung gab. Unser Spieler hat den Schiri angefleht, ihm eine Rote Karte zu geben, damit er damit besser klar kommen kann. Dass wir so etwas jetzt innerhalb eines Jahres zweimal erleben, ist einfach nur tragisch“, erklärt Özkavak.
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Doch so tragisch die Verletzungsszene auch gewesen sein mag, so hat der Sachverhalt auch positive Erkenntnisse geliefert, die den Boelerheidern offenbar imponiert haben: „Der Verletzte ist ein ganzer toller Spieler, der damit richtig menschlich umgegangen ist. Beide Beteiligte haben nämlich miteinander gesprochen und unser Spieler hat sich nochmal für alles entschuldigt. Der Gevelsberger hat sofort gesagt, dass er niemandem böse ist. Ich finde das alles charakterlich sehr stark, vor allem so etwas direkt am Tag nach der OP zu sagen, wo man mit so vielen negativen Dingen konfrontiert ist“, erklärt Ertan Özkavak. Der Fußball rücke in solchen Fällen in den Hintergrund und es sei schön, dass es ein versöhnliches Ende gegeben habe.
Trotz aller Tragik, so ist die wohl positivste Erkenntnis aus dem Vorfall, hat zwischen Boelerheide und Ararat in einer absolut fordernden Ausnahmesituation am Ende die Empathie gewonnen - und nicht Frust und Hass. Ein Umstand, der der heimischen Fußballszene gut zu Gesicht steht.