Hagen. Der langjährige Zweitligaspieler wechselt überraschend in die Regionalliga. Der Basketball-Akademie Hagen gelingt der ganz große Wurf

Wie heimatverbunden Thomas Reuter (32) ist, zeigt sich in diesem Satz: „Also für die Zukunft ist natürlich der TuS Breckerfeld mein Ziel. Da noch mal mit den Jungs und mit Fabi zu spielen, das werden wir auf jeden Fall machen.“ Mit Fabi meint er Fabian Bleck, der zuletzt bei den Crailsheim Merlins in der ersten Bundesliga spielte und nun innerhalb der Liga zu den Würzburg Baskets weitergezogen ist. Der TuS Breckerfeld ist hier aber gar nicht die Geschichte. Sondern, dass Thomas Reuter, der die vergangenen neun Jahre lang in der zweiten Bundesliga spielte und zuletzt dort für die Schwelmer Baskets aktiv war, sich dem Regionalligisten BBA Hagen anschließt. Ein ligaweiter Paukenschlag, denn für die höchste Spielklasse des Westdeutschen Basketball-Verbandes ist Reuter womöglich zu gut.

„Es muss ja auch immer vieles passen. Ich habe meine Vorstellungen und dazu bin ich ja auch ein spezieller Spielertyp, der in manches Team vielleicht sehr gut passt und in manches weniger. Da kommt einiges zusammen.“

Thomas Reuter

Gerade frisch verheiratet

„Ich hätte auch noch weiter in der zweiten Liga spielen können“, sagt er gegenüber der Redaktion. Mit den EN Baskets Schwelm habe er lange weiter in Verhandlungen gestanden. Gespräche gab es auch mit anderen Zweitligisten in der näheren Umgebung. „Aber es muss ja auch immer vieles passen. Ich habe meine Vorstellungen und dazu bin ich ja auch ein spezieller Spielertyp, der in manches Team vielleicht sehr gut passt und in manches weniger. Da kommt einiges zusammen.“ Am Dienstag heiratete Reuter seine langjährige Freundin Antonia in Schwelm.

In der vergangenen Saison war Thomas Reuter (am Ball) noch für die Schwelmer Baskets in der zweiten Liga aktiv.
In der vergangenen Saison war Thomas Reuter (am Ball) noch für die Schwelmer Baskets in der zweiten Liga aktiv. © Michael Scheuermann / Schwelm | Mi.Scheuermann / Autoren Nr.202371

Das fehlende „Matchup“

Speziell heißt, dass es häufig schwierig ist, für den 1,98 Meter großen Reuter das passende „Matchup“ zu finden, wie es im Basketball heißt. Also einen geeigneten Verteidiger auf der Flügelposition. Platt gesagt: Über die kleineren Leute wirft Reuter drüber. Und jene, die seine Länge haben, sind oft nicht so athletisch wie er, sodass er sie stehen lässt. In Schwelm verbuchte er so vergangene Saison in der 2. Liga Pro B 12,6 Punkte im Schnitt. Noch wertvoller für die BBA dürfte aber das sein, was Reuter abseits von solchen Statistiken mitbringt: Führungsstärke. Sowohl in Schwelm als auch in der 2. Liga ProA in Münster war Reuter über Jahre Teamkapitän. „Bei der BBA werde ich ja in einem Team spielen, in dem der Schwerpunkt auf der Entwicklung junger Talente aus der Region liegt. Ich finde das spannend. Und übrigens auch die Ambition, in die zweite Liga hoch zu wollen.“

Reuter (Bildmitte, schwarzes Trikot) war auch einige Male Gegner von Phoenix Hagen am Ischeland. Mal , wie hier, mit Münster, aber auch mit Paderborn.
Reuter (Bildmitte, schwarzes Trikot) war auch einige Male Gegner von Phoenix Hagen am Ischeland. Mal , wie hier, mit Münster, aber auch mit Paderborn. © Jörg Laube | Jörg Laube

Reuter meldete sich selbst bei der BBA

Nach Recherchen der Lokalsport-Redaktion dieser Zeitung in Schwelm sollen sich die Gehaltsverhandlungen für die Ausweitung einer weiteren Zusammenarbeit schwierig gestaltet haben, da die Schwelmer zum einen mit Jonathan Almstedt bereits einen deutschen Spieler für die gleiche Position verpflichtet hatten und der Verein gleichzeitig nicht bereit gewesen sein soll, auf Reuters Forderungen einzugehen. „Das wäre über unsere Verhältnisse gewesen“, sagt der Schwelmer Geschäftsführer Stephan Völkel.

Dem widerspricht Thomas Reuter gegenüber der Schwelmer Redaktion indirekt, in dem er sagt, dass er durchaus auf die Wünsche des Vereins eingegangen ist. „Am Ende hätte ich das für möglich gehalten“, sagt Thomas Reuter. Er habe bewusst lange gewartet, bevor er der BBA Hagen zugesagt habe, um den Schwelmern ausreichend Zeit zu geben, ein für beide Seiten passendes Angebot vorzulegen. Stephan Völkel entgegnet dem, dass Reuter das Angebot der EN Baskets nicht angenommen und daraufhin Hagen seine Zusage gegeben habe.

Vorteil von Freitagsspielen

„Ich war es, der sich bei der BBA gemeldet hat“, sagt Thomas Reuter, dessen Name viele Jahre lang auch immer mit Blick auf Phoenix Hagen gespielt worden war. „Mir war wichtig, in der Region zu sein. Ich starte nach den Sommerferien in den Job als Lehrer und habe zunächst eine Halbtagesstelle am Märkischen Gymnasium in Schwelm. Auf die Art kann ich Basketball und meinen Beruf noch gut miteinander verbinden und bin diese Saison dann nicht als Profi unterwegs.“ Hinzukommt: Die BBA trägt ihre Heimspiele freitags aus, sodass jedes zweite Wochenende auch wertvolle Freizeit entsteht. Die Trainingsumfänge hingegen ändern sich nicht. „Bei der BBA ist man da sehr intensiv unterwegs und bietet auch Vormittagseinheiten an. Da werde ich nicht dabei sein, sondern in den Abendeinheiten.“

„Ich mache hier im Vergleich zu vorher keine Abstriche. Kosta ist, was dieses Thema angeht, sehr wertschätzend mit mir umgegangen.“

Thomas Reuter

„Ein wertschätzendes Angebot“

Dass sich ein Regionalligist einen so gestandenen Spieler nicht leisten kann, ist übrigens auch nicht richtig. Die Basketball Akademie hat mittlerweile einen breiten Sponsoring-Stamm von Premium-, Top- und Classic Partnern hinter sich. Über 40 Unternehmen finden sich da. Und auch, wenn in der Szene natürlich niemand über seine Einkünfte spricht, so macht Thomas Reuter doch eine Bemerkung dazu: „Ich mache hier im Vergleich zu vorher keine Abstriche. Kosta ist, was dieses Thema angeht, sehr wertschätzend mit mir umgegangen.“ Mit Kosta ist Kosta Filippou gemeint, der Geschäftsführer der BBA.

Mehr zum Thema

Thomas Reuters Weg ist der eines Eigengewächses des TuS Breckerfeld bis in die Profi-Sphären. Er kommt sogar auf fünf Einsätze in der BBL. Über Breckerfeld, Brandt, BBV und Phoenix Hagen ging es für ihn auch in die USA, wo er zwei Jahre studierte und an der Eastern Washington University spielte. Wieder in Deutschland angekommen, verschlug es Reuter zurück ins Sauerland zu den Iserlohn Kangaroos. Weitere Fußstapfen im Profibasketball hinterließ er anschließend bei den EN Baskets Schwelm (ProB), den Paderborn Baskets (ProA) sowie den WWU Baskets Münster. Mit Münster stieg er auch in die zweite Liga auf - vielleicht ein gutes Omen für die BBA, die dieses Ziel in der vergangenen Saison knapp verpasste und im Regionalliga-Playoff-Finale ETB Essen unterlag. Thomas Reuter lacht: „Ich will mich hier nicht kleiner setzen. Wenn wir das packen können, gehen wir das an“, sagt er mit Blick auf die zweite Liga.“

Die frühen Jahre: Thomas Reuter (links) im Jahr 2009 im Trikot der Phoenix Hagen Juniors.
Die frühen Jahre: Thomas Reuter (links) im Jahr 2009 im Trikot der Phoenix Hagen Juniors. © WR | Richard Holtschmidt

BBA-Planungen auf Hochtouren

Um Reuter herum laufen bei der BBA die Planungen auf Hochtouren, wie Kosta Filippou beschreibt. Es geht vor allem um die Frage, auf welcher Position ein US-Import verplichtet wird (nur einer ist erlaubt). In der vergangenen Saison spielte Shawn Scott auf der Guard-Position für die BBA. Ein für die Liga überqualifizierter Einser, dem viele Teams nichts entgegenzusetzen hatten und der „ein reiner Glücksgriff für uns war“, wie Filippou beschreibt. Scott habe man vor allem verpflichten können, weil man ihm eine Klausel gewährte, gehen zu können, wenn höherrangige Klubs anklopfen. Nun geht er für Neustadt in der ProB an den Start.

„Entweder machen wir etwas auf der Einser-Position oder aber wir holen einen Center, der auch auf der Power-Forward-Position spielen kann, wenn Thomas Reuter mal eine Pause braucht. Wir sind noch nicht entschieden und schauen uns den Markt an“, so der BBA-Geschäftsführer. Erfahrungsgemäß erklären sich noch vertraglose Spieler, die eigentlich in höheren Ligen an den Start gehen wollten, Ende Juli dann bereit, auch in der Regionalliga zu spielen.