Schwelm. Sportlich sorgen die EN Baskets Schwelm weiter für Furore. Finanziell ist ein Aufstieg schwer realisierbar. Das sagt Kapitän Chris Frazier.

Lange Zeit, um das dramatische Finale im entscheidenden Spiel gegen Oberhaching zu verarbeiten, haben die EN Baskets Schwelm nicht. Playoffs, das dürfte auch dem letzten Fan der Schwelmer Basketballer nach dem vergangenen Sonntag klar geworden sein, sind etwas ganz Besonderes. Für die EN Baskets aber noch einmal ganz besonders, denn selbst wenn sich das Team um Kapitän Chris Frazier sportlich für einen Aufstieg in die ProA qualifizieren würde, wäre das aus organisatorischen und vor allem finanziellen Möglichkeiten kaum zu realisieren.

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Vor dem ersten Duell der zweiten Playoffrunde mit dem Süd-Zweiten Orange Academy Ulm haben wir mit Frazier darüber gesprochen. Außerdem verrät der erfahrene Basketballer, wie der Plan gegen das talentierte Team aus Ulm aussehen wird.

Wie schnell konnten Sie am vergangenen Sonntag einschlafen?

Chris Frazier: Tatsächlich konnte ich sehr gut und schnell einschlafen, ich habe aber am Sonntag auch 38 Minuten auf dem Feld gestanden. Das war körperlich und psychisch schon belastend, vor allem wegen des Spielverlaufs.

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Sie sprechen den Spielverlauf an. Erst führt ihr Team mit 19 Punkten, dann kommt Oberhaching zurück und in der Schlussphase gewinnen sie doch. Was können Sie und ihr Team daraus für die nächste Runde ziehen?

Ich denke, wir haben gemerkt, dass wir bei so einer Führung nicht nachlassen dürfen. Manchmal ist es dann aber normal, dass das passiert. Oberhaching hat uns mit seiner Zonenpresse gehörig unter Druck gesetzt und kam so zurück ins Spiel. Das war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass wir mit dieser Defense des Gegners große Probleme haben.

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Der Ballvortrag Ihres Teams wurde dadurch sichtlich erschwert. Wäre es nicht ratsam, dass dann erfahrene Spieler wie Sie den Ballvortrag übernehmen?

Das glaube ich schon. Allerdings wissen das auch die Gegner und stellen sich dementsprechend darauf ein. Wir haben das im Training angesprochen und uns für diese Situationen etwas überlegt.

Ihr Team hat es in die zweite Runde geschafft, die Perspektive ist aber schwierig, weil ein Aufstieg finanziell und organisatorisch für den Verein kaum realisierbar ist. Hemmt Sie das?

Natürlich ist das keine tolle Situation, vor allem weil wir merken, dass einiges möglich ist mit diesem Team. Aber wir wollen so weit kommen wie möglich und damit auch den Sponsoren zeigen, was hier machbar ist. Vielleicht fühlt sich ja dann der eine oder andere dazu bereit, den Verein noch mehr zu unterstützen. Das werde ich vielleicht nicht mehr miterleben, aber wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass dieser Verein wachsen kann.

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Als erfahrener Spieler schauen Sie über das Spielgeschehen hinaus und haben das große Ganze im Blick, bei ihren jüngeren Mitspielern dürfte die Enttäuschung dagegen größer sein, oder?

Nein, sie wollen einfach zeigen, was sie drauf haben. So weit wie eben möglich zu kommen, ist ja auch für jeden Spieler interessant, weil er dadurch auf sich aufmerksam machen und seinen persönlichen Marktwert steigern kann.

Trotzdem sprach Ihr Trainer Falk Möller von Enttäuschung im Team, als bekannt wurde, dass ein Aufstieg wohl eher nicht zu realisieren ist...

Aber das ist doch auch normal. Jeder Sportler will den maximalen Erfolg. Wenn dir dann die Rahmenbedingungen im Weg stehen, ist das nicht toll. Trotzdem haben wir im Team den Antrieb, mit einer guten Playoffserie den Druck auf Unterstützer vielleicht ein bisschen zu erhöhen und natürlich so weit zu kommen, wie wir können.

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In der zweiten Playoffrunde könnte die Herausforderung gegen das junge, athletisch starke Team aus Ulm aber wohl kaum größer sein, oder?

Ulm hat wirklich tolle Spieler, die mit Sicherheit irgendwann einmal in der NBA, der Euroleague oder der BBL spielen werden. Sie sind schneller und größer als wir, haben in der gesamten ProB die meisten Offensivrebounds geholt. Das wird ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben auch Qualitäten, die wir einsetzen werden.

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Auf welche Qualitäten spielen Sie an?

Wir haben erfahrene Jungs dabei, die wissen, worauf es ankommt. Das Wichtigste wird unsere Defensive sein, in der wie sie stoppen müssen. Das ist natürlich schwierig, wenn Spieler über eine solche Qualität verfügen wie beispielsweise Maxi Langenfeld. Wenn wir ihn bei 15 oder 20 Punkten halten können, wäre das gut. Er kann aber auch 40 Punkte machen, wenn wir es schaffen, den Rest des Teams zu kontrollieren. Wir müssen in jedem Fall deutlich taktischer spielen in meinen Augen, weil wir das Tempo wohl nicht werden mitgehen können.

Das erste und mögliche dritte Spiel finden in Ulm statt - ein Nachteil?

Sollte es uns gelingen, das erste Spiel zu gewinnen, haben wir vor unseren Fans die Chance, die Serie zu beenden. Spiel eins ist also sehr wichtig, aber wir sind gut vorbereitet.