Willingen. Sein Gesicht ist untrennbar mit der Erfolgsgeschichte des Skispringens verbunden. Seit 1992 ist Walter Hofer als so genannter Renndirektor beim Internationalen Skiverband FIS mit der Organisation der Skisprungwettbewerbe betraut. Beim Weltcup in Willingen äußerte sich der 57-jährige Österreicher im Gespräch.

Herr Hofer, vor dieser Saison wurden die Regeln für den Anzug der Springer, der enger anliegen muss, verändert. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Walter Hofer: Im Laufe der Zeit hatten wir uns durch die Kontrolle der Anzüge einiges an Aufwand eingehandelt. Diesen wollten wir reduzieren und das ist uns gelungen. Diese kleine Maßnahme wäre gar nicht weiter aufgefallen, hätten wir dadurch nicht einen Effekt ausgelöst.

Welchen?

Die Springer hatten immer das Gefühl, ihr Anzug trägt sie. Wir haben ihnen dieses Gefühl genommen. In diesem Jahr verteilt es sich auf den Anzug und die Ski. Unserer Linie, die Aerodynamik zu reduzieren und die Athletik zu forcieren, sind wir dadurch treu geblieben. Nun spielt die Tagesform eine größere Rolle und das sieht man anhand der Fluktuation auf dem Podest.

Plötzlich tauchen Springer in der Platzierung vorne auf, die sonst nicht dorthin springen konnten.

Das Podium ist aufgemischt worden. Aber ich glaube, unserer Sportart tut dies gut. Wir sind mit der Maßnahme zufrieden, zumal sich die anfangs vielfach geäußerten Sicherheitsbedenken auf Grund der höheren Anlauf-Geschwindigkeit nicht bestätigten.

Eine weitere Änderung betrifft den Anlauf. Per Knopfdruck können die Trainer diesen für ihre Springer verkürzen. Hat sich diese Maßnahme ebenfalls bewährt?

Die Sportart ist so sensibel geworden, dass wir nicht mehr eine Stunde lang die Bedingungen für alle gleich halten können. Kaum jemand hat neben der Jury mehr Erfahrung als die Trainer, und deshalb war es logisch, sie in die Entscheidung einzubinden. Außerdem wird so der Druck von der Jury genommen: Wenn der Trainer die Anlauflänge beibehält, bestätigt er sie, verkürzt er, gibt er der Jury ein Zeichen, den Anlauf zu überdenken.

Dadurch geht es im Skispringen jedoch immer weniger um die absolute, sondern mehr um die relative Weite. Wird die Sportart für den Zuschauer nicht zu kompliziert?

Wir müssen daraus einen spannenden Wettkampf kreieren, das ist die Herausforderung. Im Fernsehen gelingt uns das bereits mit der virtuellen Linie, die zeigt, wie weit jemand springen muss, um die Führung zu übernehmen. Es wäre toll, wenn wir so eine Linie auch den Zuschauern vor Ort bieten könnten. Wir sind bereits dabei, solche optischen Hinweise, in denen sogar der Wind eingerechnet ist, auszuprobieren.

Weltcup-Auftakt in Willingen

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Die Sportart Skispringen ist kein Objekt für Vermarktungsindustrie 

Wollen Sie in Zukunft auch die Qualifikation aufwerten?

Wir werden sie nicht verpflichtend machen, weil wir sonst zu nah an einem Wertungsdurchgang sind. Das können wir besonders den besten Springern bei der vorherrschenden Termindichte nicht zumuten, nur um das hintere Feld zu reduzieren. Wenn ein Veranstalter Karten verkaufen will und sagt, die Qualifikation sei ihm wichtig, soll er halt dem Sieger einen Preis geben.

Kreative Köpfe planen ein Skispringen im Warschauer Nationalstadion. Was halten Sie von der Idee?

Es tauchen immer wieder Projekte auf, die exotisch sind. Wichtig ist mir, dass unsere Sportart ihre Glaubwürdigkeit behält. Das heißt, dass zwei Bedingungen erfüllt werden müssen: Der sportliche Wert muss gewahrt bleiben und es muss auf Schnee gesprungen werden. Wenn es den Warschauern gelingt, die Größe der Schanze einer kleinen Normalschanze anzunähern, kann man in einem der Sportart so affinen Land wie Polen über so ein Projekt reden. Es kann aber frühestens 2014 realisiert werden.

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Von Falk Blesken

Die alpinen Skifahrer und die Biathleten tragen zum Beispiel Rennen in München und Gelsenkirchen aus. Können Sie sich so ein City-Event auch im Skispringen vorstellen?

Die Sportart Skispringen hat genug klassische Orte im Wettkampf-Kalender unterzubringen. Außerdem können Sie die Disziplinen nicht vergleichen. Skispringen kann nur in einem Wettkampf betrieben werden. Wir haben anders als die Alpinen oder Biathleten keine Industrie hinter uns, die ihre Produkte verkaufen kann und will. Aber wir sind nicht neidisch. Wir haben allen Grund zufrieden zu sein. Und: Der Bobfahrer verkauft auch keinen Bob.