Willingen. . Er ist kein „Eddy the Eagle“, er ist ein ernstzunehmender Skispringer: Nico Polychronidis feiert ab Freitag in Willingen seine Weltcup-Premiere. Trotzdem stellte er die Organisatoren vor ein kleines Problem - sie mussten erst eine griechische Flagge kaufen.

Ein Grieche aus dem Allgäu ist auf dem Weg, den Skisprung-Olymp in Willingen, die Mühlenkopfschanze, zu erklimmen. Nico Polychronidis (23) heißt der junge Mann, der als erster Springer der Hellenen überhaupt beim Weltcup am Rande des Sauerlandes an den Start geht. Und darauf ist er mächtig stolz. „Es war immer mein Wunsch, in Willingen meine Weltcup-Karriere zu beginnen. Damit erfülle ich mir einen großen Traum“, sagt er.

Sorgen um das körperliche Wohlergehen des 23-Jährigen muss sich allerdings niemand machen. Denn Nico ist kein Anfänger. Ein Vergleich mit „Eddy the Eagle“, dem urigen Briten, der in den 1980er Jahren die internationalen Schanzen unsicher machte, wäre geradezu despektierlich. Polychronidis’ Wurzeln liegen nämlich in Bayern, wo man mit dem Wintersport bestens vertraut ist.

Polychronidis besitzt deutsche und griechische Staatsbürgerschaft

Der Student besitzt die deutsche und griechische Staatsbürgerschaft (seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Grieche) und besuchte in Oberstdorf das Skiinternat. „Ich habe Skispringen schon als Knirps im Fernsehen gesehen und mir immer gesagt, das will ich auch lernen“, erzählt er. Mit sieben Jahren machte er seine ersten Sprünge.

Später gehörte er sogar als C-Kader-Mitglied dem DSV an und startete im Continentalcup, der „zweiten Liga“ des Skispringens. Dort feierte er auch seinen bislang größten Erfolg mit Platz drei in Italien. Doch die deutsche Konkurrenz war zu groß. So ließ sich Polychronidis vom Direktor des griechischen nordischen Skiverbandes gerne zu einem Wechsel überreden. „Man hat sich bemüht, einen Skisprung-Bereich installiert und mir die Entscheidung leicht gemacht“, berichtet der junge Mann.

Polychronidis befürchtet kein Drama beim Weltcup-Start

Nun startet er für den Skiclub Drama, ein Verein in der Nähe seiner griechischen Heimat Kavala. Ein Drama, so der 23-Jährige lachend, sei bei seinem ersten Weltcup-Start aber nicht zu befürchten. Vor zwei Jahren war er als Vorspringer in Willingen und kennt die Schanze. Den nötigen Qualifikationspunkt für das Weltcup-Wochenende sicherte er sich beim Continentalcup in Titisee-Neustadt. Hier stand er auch seinen weitesten Sprung und erzielte mit 128 Metern gleich einen griechischen Landesrekord.

Beim Skifliegen in Oberstdorf klappte es noch besser. Polychronidis schrammte mit 198 Metern nur knapp an der magischen 200-Meter-Marke vorbei. Natürlich sind die Medien im Lande seines Vaters auf den jungen Mann aufmerksam geworden. „Ich habe schon einige Interviews gegeben. Vielleicht kann ich ja helfen, das Skispringen in Griechenland mitaufzubauen“, sagt er.

Sponsorengelder fließen kaum

Sein Traum ist ein Start bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. „Wegen der wirtschaftlichen Probleme Griechenlands bekomme ich aber leider nur eine sehr geringe finanzielle Unterstützung“, erklärt er. Willingen könnte ein guter Startplatz sein, um Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen. „Wo ich sportlich stehe, kann ich aber überhaupt nicht abschätzen. Ich lasse mich überraschen.“ Ebenso überraschend mussten der Ski-Club und die Gemeinde die griechische Flagge für das Weltcup-Skispringen im nordhessischen Upland besorgen. „Mit mir hatte ja keiner gerechnet“, sagt der bayerisch-griechische Adler schmunzelnd, „2014 wird sich das Problem dann wohl nicht mehr stellen.“