Willingen. . Wenn das Partyvolk beim Weltcup in Willingen die Skispringer von der Mühlenkopfschanze zieht, blicken Schanzenchef Wolfgang Schlüter und seine Helfer auf 14 Tage mit harter Arbeit zurück. Schlüter kennt sich aus - deshalb bereitet ihm auch die Wetter-Prognose mit Neuschnee keine Sorgen.

Zu dieser Uhrzeit umweht ein Hauch von Winter-Romantik das Strycktal. Morgens um Sechs liegt der frische Schnee aus der Nacht noch unberührt dort, wohin ihn der Wind getrieben hat, und höchstens dessen leises Flüstern durchbricht die herrliche Stille. Zeit, diese Idylle zu genießen, besitzt Wolfgang Schlüter allerdings nicht.

Nur wenn das erste Tageslicht den Mühlenkopf erhellt, wenn sich die Silhouette der größten Großschanze der Welt mehr und mehr abzeichnet, nimmt sich Schlüter einen Moment der Ruhe und blickt gebannt auf sein Reich, welches sich einmal im Jahr für drei Tage in eine Partyzone verwandelt, in der höchste sportliche Leistungen geboten werden.

Seit sieben Jahren firmiert Schlüter beim Weltcup der Skispringer in Willingen als Schanzenchef der Mühlenkopfschanze. Ein Job, der besonders im Vorfeld Einsatz erfordert. Ein Job, der allerdings längst nicht erledigt ist, wenn sich mit Beginn der Qualifikation am heutigen Freitag (18 Uhr/Eurosport) die ersten Skispringer vom Bakken stoßen.

Weltcup-Auftakt in Willingen

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„Wir kontrollieren zum Beispiel ständig die Temperatur der Anlaufspur“, sagt Wolfgang Schlüter. Auf -10 Grad kühlt modernste Technik diese aus 12.000 Litern Wasser präparierte Eisbahn mit zwei je vier Zentimeter tief eingefrästen Spuren ständig herunter, damit alle Springer identische Bedingungen vorfinden.

50 bis 100 Helfer täglich im Einsatz

Bereits seit Dezember arbeiten Schlüter und seine Helfer auf das bevorstehende Wochenende hin. Als der erste Frost das nordhessische Upland in Beschlag nahm, schmissen die Willinger ihre Schneekanonen an, um genügend weiße Pracht für die Weltcup-Springen vorzuproduzieren. Musste in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal Schnee zum Beispiel aus der Ski-Halle Neuss nach Willingen transportiert werden, können Schlüter und Co. diesmal ausschließlich aus eigenen Reserven schöpfen.

„Seit 14 Tagen arbeiten wir mit 50 bis 100 Helfern fast täglich bis zu 14 Stunden an der Schanze“, erklärt der in seinem normalen Leben bei der Gemeinde angestellte Schanzenchef. Die Pistenraupenfahrer Conrad Joos aus der Schweiz, seit Jahren fester Bestandteil des Weltcup-Teams, und Björn Wäscher leisten dabei ganze Arbeit. Ebenso wie das so genannte Tretkommando, welches auf Ski abschließende kosmetische Korrekturen im Hang vornimmt, so dass die offizielle Abnahme am Mittwochnachmittag reine Routine ist. „Es gab keine Beanstandungen“, sagt Wolfgang Schlüter und schaut äußerst zufrieden.

Mühlenkopfschanze in Willingen mehr als eine Sportstätte

Er gibt von heute bis Sonntagabend das Kommando über die Mühlenkopfschanze an die Verantwortlichen des Weltverbandes FIS ab und wird zum Auftragsempfänger. Obwohl - selbst dann wird ihn „seine“ Schanze nicht loslassen. „Die Mühlenkopfschanze ist für mich mehr als eine Sportstätte oder ein Bauwerk. Manchmal träume ich sogar im Schlaf von ihr“, sagt Schlüter. Seit seinem zwölften Lebensjahr gehört sie zu seinem Leben. Bevor er Schanzenchef wurde, oblag ihm sieben Jahre die Verantwortung für den Anlauf.

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Von Falk Blesken

Weil Frost angesagt ist und viele, viele fleißige Helfer, die „Free Willis“, bereit stehen, Neuschnee von den Zuschauertribünen zu schüppen, wird Schlüters Stirn an diesem Wochenende kaum Sorgenfalten werfen. Und spätestens ab Mitte nächster Woche kehrt wieder Ruhe im Strycktal ein - bis zum nächsten Weltcup in 2014.