Winterberg. Leonie Fiebig (Winterberg) ist einer der besten Bobanschieberinnen. Warum sie den Saisonstart verpasst und wie es weitergehen soll.

Als gebürtige Ostwestfälin dürfte es Leonie Fiebig nicht fremd sein, mit Worten zu haushalten. Weil die 34-Jährige aber seit Jahrzehnten im Rheinland lebt und sich selbst als Herzenskölnerin bezeichnet, ist sie für die Region typisch kommunikativ. Warum auch nicht? Fiebig gehört als unter anderem Weltmeisterin im Zweierbob mit Pilotin Kim Kalicki (2023) und WM-Dritte bei den Heim-Titelkämpfen in Winterberg in diesem Jahr zu den Besten ihrer Zunft. Und doch herrscht derzeit Rätselraten. Denn Fiebig fehlt. Und Fiebig – schweigt.

Fiebig: So begann die Karriere

Dass die ehemalige Leichtathletin überhaupt im Bobsport landete, war das Resultat einer „Schnapsidee“, wie sie selbst vor Jahren sagte. Als Studentin der Deutschen Sporthochschule in Köln begleitete sie 2017 ein wissenschaftliches Projekt mit Bobfahrern am Königssee. „Ich habe denen lediglich gesagt, dass ich von der Statur her wahrscheinlich auch zur Bobfahrerin taugen würde“, erklärte Fiebig, „zwölf Stunden später saß ich in einem Bob.“

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Seitdem zeigt die Karrierekurve stets nach oben. In Whistler/Kanada absolvierte Fiebig gemeinsam mit Pilotin Anna Köhler, die ihre Karriere längst beendete, die erste Weltmeisterschaft, bei der das Duo des BSC Winterberg auf Platz sieben fuhr. Mit Pilotin Stephanie Schneider, ebenfalls schon Bob-Rentnerin, folgten zwei weitere Weltmeisterschaften und die Plätze fünf und vier.

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In St. Moritz/Schweiz krönte sich Fiebig 2023 mit der mittlerweile zu ihrer Stammpilotin gewordenen Kim Kalicki zur Weltmeisterin im Zweierbob. Sie verarbeitete so auch die Olympischen Winterspiele 2022, bei denen sie den undankbaren Job der Ersatzanschieberin hatte.

Winterberg: Fiebig bei WM als Gejagte

Alles in allem widerstand Fiebig als älteste der deutschen Anschieberinnen vielen Attacken der jungen Garde. Weil die Sportsoldatin diszipliniert und leidenschaftlich für ihren Job als Anschieberin trainiert. „Momentan habe ich das Gefühl, dass ich in der Form meines Lebens bin“, sagte sie vor der Weltmeisterschaft in Winterberg, in welche Kalicki und Fiebig als „die Gejagten“ gingen.

Nach der Bronzemedaille folgten ein Sieg beim Weltcupfinale in Lake Placid/USA, Trainingsbilder und -videos auf ihrem Instagram-Kanal und ein Besuch als Gast bei den Olympischen Sommerspielen in Paris. Danach wurde es ruhiger um Fiebig. Der erste Zentrale Leistungstest der deutschen Anschieberinnen im September offenbarte erstmal öffentlich Trainingsdefizite. Seitdem herrscht: Schweigen.

„Leonie Fiebig wird in der ersten Saisonhälfte, also bei den beiden Weltcups im Dezember nicht starten.“

René Spies, Chef-Bundestrainer Bob

Zwar absolvierte die 34-Jährige im Rahmen der Selektionsrennen der Bob-Nationalmannschaft in Winterberg einige Trainingsfahrten, doch in den Rennen und bei der anschließenden deutschen Meisterschaft in Altenberg setzte Kim Kalicki auf Anschieberin Lauryn Siebert. Hinter Laura Nolte (BSC Winterberg), die mit Leonie Kluwig startete, holte das Duo Silber.

Winterberg: Das sagt der Verein zu Fiebig

„Leonie Fiebig wird in der ersten Saisonhälfte, also bei den beiden Weltcups im Dezember nicht starten“, sagte Chef-Bundestrainer René Spies auf Nachfrage. „Geplant ist aber, dass sie in der zweiten Hälfte wieder einsteigt.“

Fünfter Titel in Folge für Nolte

Während Bobpilotin Laura Nolte (BSC Winterberg) im Zweierbob mit Anschieberin Leonie Kluwig bei der DM zum fünften Mal in Folge den Titel holte, belegte Nolte im Monobob Rang zwei hinter Lisa Buckwitz. Für das deutsche Weltcup-Team war Nolte bereits im Vorfeld gesetzt. In die Saison starten die deutschen Bobs mit dem Weltcup in Altenberg (7./8. Dezember). In Winterberg gastiert die Rennserie am 4./5. Januar 2025. Charlotte Candrix, Nachwuchs-Bobpilotin des BSC Winterberg, startet derweil durchgehend im Europacup.

Ähnlich verhalten äußerte sich auch Michael Wenzl, Geschäftsführer der BSC Winterberg Marketing GmbH. „Leonie war erkrankt. Sie ist mittlerweile aber auf einem guten Weg, ihre alte Leistungsfähigkeit wiederherzustellen“, sagte Wenzl. Zudem verriet er, dass der BSC und Fiebig einen klaren Zweijahresplan verfolgten. „Das Ziel sind ganz klar die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien“, sagte Wenzl. Mit einer im Bob sitzenden und nicht als Ersatzanschieberin am Eiskanal stehenden Leonie Fiebig. Und die wird dann gewiss nicht schweigsam sein.

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