Arnsberg. Nach der 16:46-Rekord-Pleite in Hemer herrscht Alarmstimmung bei der SG Ruhrtal. Jetzt spricht Männerwart Matthias Klute Klartext.
Es ist noch gar nicht lange her, da bejubelten die Handballer der SG Ruhrtal einen spektakulären 25:24-Erfolg über den TuS Ferndorf II und konnten mit dem zweiten Heimerfolg nacheinander den eventuell rettenden drittletzten Platz der Tabelle erobern. Zwei Spiele danach herrscht Katerstimmung. Nach der Rekord-Pleite in Hemer spricht Männerwart Matthias Klute Klartext.
Ruhrtal zahlt Lehrgeld
Sowohl beim RSV Altenbögge-Bönen (25:37) als auch beim HTV Hemer (rekordverdächtiges 16:46) untermauerte der Aufsteiger, dass er in der Verbandsliga zumindest auswärts tüchtig Lehrgeld bezahlen muss. Über die aktuelle Lage und die Rekord-Pleite spricht SGR-Männerwart Matthias Klute (51) im Interview.
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Herr Klute, in Hemer zu verlieren, ist angesichts der unterschiedlichen Zielsetzungen völlig normal - nicht aber, mit 30 Toren Differenz abgefertigt zu werden. Klingen bei Ihnen jetzt die Alarmglocken?
Matthias Klute: Es war nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, den Auftritt unserer Mannschaft zu verfolgen. Natürlich muss man sich nach einer solchen Darbietung Sorgen machen, zumal ja auch die vorherigen Partien in der Fremde wenig erbaulich waren. Wir hatten aber schon vor der Saison gesagt, dass der Klassenerhalt in erster Linie durch Heimsiege errungen werden muss. Weil es zumindest zwei Konkurrenten gibt, mit denen wir uns auf Augenhöhe bewegen, ist es nach wie vor möglich, auf Platz zwölf abzuschließen, der mit etwas Glück für Relegationsspiele genügt.
Hatten Sie mit einer derartigen Leistungsdiskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten gerechnet?
In dieser krassen Form sicher nicht. Das extreme Verletzungspech zu Beginn der Serie hat dazu geführt, dass wir in den ersten Partien chancenlos waren. Offenbar hat sich das Gefühl in der Mannschaft gefestigt, dass sie auswärts überfordert ist, denn die Leistungen wurden trotz größerem Kader immer schlechter. Ich denke, das ist größtenteils Kopfsache, hat aber auch körperliche Ursachen, denn Leistungsträger wie Aaron Humpert und Lukas Struwe sind überlastet und brauchen dringend eine Pause.
Zieht der Heimvorteil?
Am 20. Januar geht der Kampf um den Klassenerhalt für die SG Ruhrtal in der Verbandsliga 2 mit einem wichtigen Heimspiel gegen die punktgleiche HSG Hattingen-Sprockhövel weiter. Acht von den noch ausstehenden 15 Saisonspielen bestreitet die Sieben von Trainer Frank Moormann in der heimischen harzfreien Halle - vielleicht wird das der entscheidenden Vorteil werden.
Was sollte aus Ihrer Sicht jetzt geschehen?
Den Negativtrend zu stoppen, ist eine echte Herausforderung. Deshalb werden wir uns in der langen Winterpause intensiv zusammensetzen und versuchen, an den Stellschrauben zu drehen. Da kommt alles auf den Tisch, muss sich jeder hinterfragen, ob er alles getan hat, um der Mannschaft zum bestmöglichen Ergebnis und zum Erfolg zu verhelfen.
Trainer Frank Moormann spricht von der schwersten Phase seiner fünfjährigen Amtszeit. Zum Jahreswechsel wird bei der SG Ruhrtal üblicherweise geklärt, ob der Trainervertrag verlängert wird. Ist das überhaupt noch denkbar?
Wir setzen uns wie jedes Jahr zusammen, werten unter anderem die aus der Mannschaft kommenden Signale aus und treffen dann eine Entscheidung. Wie ich Frank einschätze, wird er nur weitermachen wollen, wenn er auf vollen Rückhalt des Teams und des Vorstands bauen kann.
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Kann er das denn?
Wichtig ist jetzt, dass wir neben der schonungslosen Analyse auch die positiven Aspekte nicht außer Acht lassen. Vor eigenem Publikum und mit harzfreiem Ball haben wir ja selbst gegen Topteams wie Gevelsberg und Volmetal lange mitgehalten. Und wenn wir das letzte Hinrundenspiel gegen Hattingen gewinnen sollten, ist die Lage gar nicht so übel.
Bleibt es sinnvoll, eine zweite Verbandsliga-Saison anzustreben?
Wir sind mit dem Wissen aufgestiegen, dass wir in der Verbandsliga ohne auswärtige Verstärkungen an unsere Grenzen stoßen werden. So unschön so hohe Niederlagen auch sind, bedeuten sie einen Lern- und Reifeprozess, der uns in einem zweiten Jahr sicher helfen kann. Ganz klar: Wenn wir sportlich drin bleiben, muss die Landesliga noch etwas auf uns warten.