Arnsberg-Oeventrop. Die Handball-Landesligen werden reformiert – das betrifft auch die SG Ruhrtal aus Arnsberg-Oeventrop. Coach Moormann über Chancen und Risiken.
Endlich steht auch für Handball-Landesligist SG Ruhrtal fest, wie und gegen welche Gegner das höchstklassig spielende Männerteam aus dem HSK in der kommenden Saison 2021/2022 antritt. Der Handballverband Westfalen (HVW) hat die 68 Landesligateams im Männerbereich auf sechs Staffeln aufgeteilt: auf zwei Gruppen mit je zwölf und vier Gruppen mit je elf Mannschaften. Berücksichtigt wurde dabei der mehrheitliche Wunsch der Vereine, in der eigenen oder den angrenzenden Regionen zu spielen.
Der erfahrene Handballtrainer Frank Moormann (55) freut sich mit der SG Ruhrtal in einer Elfer-Liga auf sieben ganz neue Gegner. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht 2,04-Meter-Mann Moormann über Chancen und Risiken der neuen Landesliga-Staffel 5, seinen Job als Handball-Projektleiter in Grundschulen und Wiedersehensfreude im Teamtraining.
Frank Moormann, Sie sind nicht nur seit vielen Jahren im Handball ambitionierter Trainer im gehobenen Amateurbereich, sondern dem Sport auch beruflich eng verbunden. Sie arbeiten an Schulen, um Kindern den Handballsport näherzubringen und sie für diese zu begeistern. Wie lief das zuletzt in pandemiegeprägten Monaten?
Frank Moormann: Da lief leider nicht viel. Ich bin selbstständig und hatte keine Einnahmen. Da ich auch keine Fixkosten habe, gehöre ich nicht zu denjenigen, die Coronahilfen beantragen konnten. Beklagen möchte ich mich aber nicht.
Mit der SG Ruhrtal gehen Sie in Ihre vierte Saison. Der Handballverband Westfalen hat die Ligen reformiert und die Landesligen nach geografischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Traf das die Zustimmung der SG Ruhrtal?
Ja, das wollten wir auch so. Uns hilft es ja nicht, wenn gelost wird, und wir dann teilweise sehr lange Anfahrten zu den Spielen hätten.
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Sie leben in Dortmund und haben es mit der Staffel 5 auf den ersten Blick besonders gut erwischt: Gleich fünf der kommenden Gegner sind Teams aus Dortmund.
(lacht) Ja, das stimmt, die Ligeneinteilung kommt mir sehr entgegen. Wir hatten ja vorher gar keinen Gegner aus Dortmund im Ligabetrieb, und jetzt sind es gleich fünf. Zu Spielen wie bei der DJK TuS Oespel-Kley kann ich quasi zu Fuß anreisen – die Sporthalle liegt nur fünf Minuten von mir entfernt.
Die Landesliga 5 ist eine Elfergruppe, aus der die SG Ruhrtal in der vergangenen Saison nur gegen die benachbarten SG Menden Sauerland II, den TV Halingen und die DJK SG Bösperde gespielt hat. Wie stark ist diese Landesliga 5?
Das ist wirklich schwer zu sagen. Es ist eine sehr spannende Gruppe, für mich ist keine Mannschaft der absolute Topfavorit. Teams wie der TV Halingen und die DJK SG Bösperde sollten aber oben mitspielen. Der TV Brechten möchte mittelfristig auch gern in die Verbandsliga aufsteigen. Insgesamt sind ganz viele Unbekannte für uns dabei, die wir allenfalls aus Testspielen kennen. Diese haben wir meistens erfolgreich bestritten, nur wie viel Wert das nach so einer langen Pause hat, weiß keiner.
Für Ihre SG Ruhrtal wird es wieder darum gehen, den Klassenverbleib zu schaffen. Wie schätzen Sie die Chancen dazu ein?
Man muss diesmal noch konstanter sein und darf sich keine großen Aussetzer erlauben. Es wird eine schwierige, aber auch spannende Saison. Ich weiß zum Beispiel, dass die Dortmunder Teams sehr gerne im Sauerland spielen, weil hier durch die vielen Zuschauer Stimmung herrscht. Über die Kader einiger Gegner wissen wir diesmal nicht viel, das ist anders als früher.
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Der Handballverband Westfalen möchte perspektivisch aus 68 wieder 56 Landesligisten und aus sechs wieder vier Staffeln machen. In der neuen Saison ist aber noch kein „Massenabstieg“ geplant, doch aktuell steht die konkrete Auf- und Abstiegsregelung noch nicht fest. Stört Sie das?
Ich denke, dass die Regeln bald seitens des Verbandes in Form der Durchführungsbestimmungen kommuniziert werden. Es wird vermehrt Abstiege geben, aber ich weiß nicht, wie viele Mannschaften bereits in der kommenden Saison aus unserer Liga runter müssen.
Was sind die Konkurrenten der SG Ruhrtal im Ringen um den Klassenerhalt in der Landesliga 5?
Auch das ist aktuell schwer einzuschätzen. (schmunzelt) Teams wie die DJK TuS Oespel-Kley, der TV Brechten oder den ASC Dortmund haben wir in der Vorbereitung auf die vergangene Saison besiegt. Wir müssen abwarten, was das jetzt heißt.
Seit etwa zwei Wochen sind Sie mit Ihrer SG Ruhrtal, wieder in der Ruhrtalhalle aktiv. In den vergangenen Monaten hatten sich Mannschaft und Trainerteam allenfalls im Zuge der vielen Videoeinheiten austauschen und zusammen trainieren können. Wie war nun die Rückkehr in das „echte“ Mannschaftstraining auf der heimischen Platte?
Wir alle betreiben ja einen Mannschaftssport, doch in den vergangenen Monaten hätte man denken können, wir seien Individualsportler. Man hat an der gesamten Stimmung gemerkt, wie schön das für alle jetzt war. Es ist eben etwas anderes, wenn dir mal jemand buchstäblich auf die Schulter klopft und dich lobt, anstatt das nur online zu tun. Das tut uns allen sehr gut.
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Ist es ein anderes Training, als es vor Corona der Fall gewesen ist?
Auf jeden Fall ist die Trainings- und Belastungssteuerung sehr schwer. Man muss gut schauen, damit man den Bogen nicht überspannt. Ich habe den Jungs auch gesagt, dass ich dabei immer auf ihr Feedback angewiesen bin. Was gut ist: Die Jungs waren in der langen Pause alle fleißig. Trotzdem ist der Handball ein dynamischer Sport – wir müssen koordinativ und athletisch viel aufholen. Ich möchte vor allem keine Verletzungen an Schultern und Knien riskieren.
Ihre Nummer eins im Tor, Henrik Basler, hat sich am ersten Spieltag der vergangenen Saison im Oktober 2020 schwer verletzt. Mittlerweile ist er auf dem Weg der Besserung und trainiert wieder mit. Müssen Sie auf ihn aufpassen?
Für Henrik gilt wie für seine Mitspieler: Sie müssen mir sagen, wenn Sie kleine Probleme bemerken, er natürlich nach seiner langen Verletzungspause ganz besonders.
Wie möchten Sie die Vorbereitung auf die neue Saison, die am Wochenende 4./5. September beginnt, gestalten?
Wir werden wie immer durchtrainieren, da jeder Spieler auch zwischendurch mal im Urlaub sein wird. Vom 13. bis 15. August werden wir erneut unser Trainingslager im Handball-Leistungszentrum in Essen abhalten. Dabei machen wir keine athletischen Dinge, sondern arbeiten wie immer viel im taktischen Bereich. Zudem planen wir noch drei Testspiele, also an jedem der drei Tage eines. Unsere Gegner stehen aber noch nicht fest.
Die Coronapandemie hat in den vergangenen 15 Monaten immer wieder für lange Trainings- und Spielpausen gesorgt. Wie optimistisch sind Sie, dass die neue Spielzeit ab Anfang September komplett durchgeführt werden kann?
Wir als Handballer üben einen Kontaktsport aus – in einer Sporthalle. Daher denke ich, dass wir eine der ersten Sportarten wären, die bei schlechterer Lage wieder untersagt würden. Für kleine Vereine wie die SG Ruhrtal sind auch Zuschauereinnahmen enorm wichtig, anders geht es nicht. Wir hoffen daher, dass auch die Fans bei den Spielen dabei sein können.