Sauerland. Die Amateursportler im Hochsauerlandkreis sehnen das Ende der Pandemie herbei. Hier verraten sie, worauf sie sich sportlich besonders freuen.

Das Spiel wird angepfiffen, ein Team schießt das entscheidende Tor oder gewinnt den entscheidenden Satz, der Schlusspfiff erfolgt und alle gehen nach Hause. Nein – so funktioniert Amateursport glücklicherweise nicht!

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Trainingseinheiten, Spieltage und Wettkämpfe haben so viel mehr zu bieten. Das angespannte Kribbeln morgens nach dem Aufstehen, die motivierenden Worte der Anhänger vor dem Anpfiff, die Diskussionen auf dem Spielfeld, das Foppen des Mitspielers, die Adrenalinausschüttung beim Jubel der Fans, der Frust, die Analyse mit Bier nach dem Abpfiff, der sonntägliche Plausch mit diesem einen älteren Zuschauer, der immer an genau derselben Stelle des Sportplatzes steht, oder die Schmerzen, wenn am Tag nach dem Spiel der Muskelkater zuschlägt.

All diese Emotionen macht die Coronapandemie derzeit zunichte. Im Gespräch mit dieser Zeitung verraten Sauerländer Aktive, worauf sie sich nach dem Ende der Leidenszeit sportlich besonders freuen.

Amateursportler im Sauerland und die Mitspieler

Kontaktbeschränkungen treffen Mannschaftssportler hart. Kein gemeinsames Training, keine Sprüche, kein Schulterklopfen oder Schnipsen am Ohr nach einem Tunnel beim Fünf-gegen-zwei. „Mein gesamtes Hobby fällt derzeit weg. Mit den Menschen in Kontakt zu treten, das geht mir total ab“, sagt Tobias Filthaut, Trainer der Frauenfußballerinnen des TuS Voßwinkel. „Ich freue mich wieder sehr darauf, im Klubhaus mit meinem Team die Seele baumeln zu lassen und über Gott und die Welt zu quatschen“, seufzt Dietmar „Flippo“ Aniol, Vereinschef des Tennisclubs Brilon.

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Dass selbst die schnöde Anfahrt vom Wohnort zum Trainingsplatz Sehnsucht hervorruft, betont Fußballer Jan Büsse (TuS Sundern). Die Touren bestreitet Büsse mit U19-Coach Moritz Koch – wenn nicht gerade Pandemie herrscht. „Dann sind immer auch zwei, drei Jungs aus der U19 mit im Auto. Diese Fahrten sind total schön, wir sprechen über alles Mögliche, vor allem natürlich über Fußball. Das ist eine extrem schöne Zeit, die mir unheimlich fehlt“, erzählt Büsse.

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Volleyballerin Kim Spreyer, Leistungsträgerin des Zweitligisten RC Sorpesee, sagt gar: „Der Ruderclub und das Team sind für mich wie eine Familie.“ Auch Mario Droste, Coach der Kicker des SuS Langscheid/Enkhausen, pflegt ein gutes Verhältnis zu seinem Team. Zum ersten Training zieht er trotzdem „lieber eine Schutzweste an – sonst schießen die mich ja ab. Ich bin sehr gespannt, wie manch einer nach der langen Pause den Ball stoppt“.

Der Wettbewerb

„Man vermisst den sportlichen Wettbewerb schon extrem“, gibt Jannik Jaschewski, Sportlicher Leiter der Fußballer des SuS Westenfeld, zu. Ob Volleyballer, Handballer, Fußballer, Leichtathleten oder Schwimmer: Die HSK-Sportler wollen endlich wieder Wettkämpfe austragen, Ligaspiele gewinnen und Medaillen holen. „Es fehlt so viel – man muss aufpassen, dass man den Bezug nicht verliert“, sagt Westenfelds Torhüter Raphael Humpert.

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Endlich auf der neuen Anlage um Punkte zu kämpfen – das treibt Stephan Kersch, Vorsitzender des TuS Rumbeck, an: „Wir möchten unsere neue Sportanlage überhaupt einmal richtig austesten. Dazu sind wir ja kaum gekommen.“

Turniere in ganz Deutschland zu spielen, danach sehnt sich Tennisspieler Jörg Bornemann (STK 07 Arnsberg). „Nach fast zwei Jahren kann man dann endlich alte Freunde wiedertreffen und bei einem Kaltgetränk über alte Zeiten quatschen.“ Volleyballerin Kim Spreyer fehlt aktuell die Chance, „dass ich mich sportlich mit dem Team weiterentwickeln kann. Etwas zu trainieren und auf dem Feld umzusetzen, ist das Schönste für mich“.

Die Zuschauer

Der Meckerrentner am Spielfeldrand, die mitleidende Freundin auf der Tribüne, die Oma und der Opa, die extra für dieses eine Spiel angereist sind: Zuschauer und Fans machen den Amateursport umso liebenswerter. Marathonläufer Lars Fischer aus Olsberg-Wiemeringhausen stellt sich schon jetzt vor, wie es wird, erneut von tausenden Zuschauern beim Laufen gepusht zu werden: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl – und ruft immer wieder Gänsehaut hervor!“

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Das Wiedersehen mit Eltern und Fans werde schön, sagt André von Ascheraden, Fußballtrainer beim SV Brilon. Er coacht die U17. „Wir haben eine tolle Gemeinschaft aus Spielern, Trainern und Familienangehörigen.“

Der Mannschaftsabend

Sören Frohne, Leistungsträger der Handballer des TV Neheim, hat ihn schon jetzt genau vor Augen, „den Moment auf unserer Mannschaftsfahrt, in dem unser Abwehrchef Max Spitthoff versucht, stundenlang mit irgendwelchen Barbesitzern Cocktail-Flatrates auszuhandeln“, sagt Frohne und lacht.

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Nach Tagen, „an denen mal ein Bier mehr getrunken wird“ (O-Ton Benjamin „Schatten“ Sauer, Fußballer des SV Oberschledorn/Grafschaft), sehnt sich auch Henrik Basler, Torwart der Handballer der SG Ruhrtal: „Ich bin mein ganzes Leben bei der SG Ruhrtal großgeworden, meine Mannschaftskollegen sind mehr oder weniger in meinem Alter. Im Prinzip sind wir ein großer Freundeskreis und haben auch einen Stammtisch: Wir treffen uns immer am ,Sportsonntach’ nach dem Spiel. Das fehlt mir.“

Die Schmerzen

Handballer sind hart im Nehmen. So verwundert es nicht, dass der Neheimer Sören Frohne sogar das Leiden nach dem Sport herbeisehnt. „Es wäre schön, einen Sonntag nach einem Spiel mit schmerzenden Knochen zu verbringen. Dann weiß man, dass man sich bewegt hat“, sagt Frohne und lacht.

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Die nächste harte Trainingseinheit plant auch Fabio Granata, Trainer des TuS Sundern. „Ich freue mich auf die erschöpften Gesichter der Spieler nach einer solchen Einheit“, sagt er – mit einem Augenzwinkern.

Die Rituale

Die Eskalation nach einem Beinschuss beim Fünf-gegen-zwei, das Bekreuzigen vor dem Anpfiff, die Runde Yoga: Sportler pflegen Rituale.

Nach der Pandemie hofft Moritz Koch vom TuS Sundern auf das Comeback einer liebgewonnenen Tradition. „Ich freue mich wieder auf das beste Frikadellenbrötchen der Welt in unserem Vereinsheim.“