Winterberg. Für Anna Köhler, Bobpilotin des BSC Winterberg, beginnt mit der DM der vielleicht härteste Kampf – auch gegen eine „interne“ Konkurrentin.

Wenn sie in ihrem Bob kauert, den behelmten Kopf so tief eingezogen, dass sie gerade noch in den Eiskanal schauen kann, während das Sportgerät mit über einhundert Kilometern pro Stunde durch die Bahn schießt, fühlt sich Anna Köhler wohl. Normalerweise. Doch als die Pilotin des BSC Winterberg vor kurzem Trainingsfahrten am Königssee absolvierte, war das Gegenteil der Fall. „Ich habe die Geschwindigkeit nicht so gut weggesteckt wie sonst“, sagt Köhler – und klingt immer noch besorgt.

Denn am Samstag und Sonntag beginnt mit der Deutschen Meisterschaft in Altenberg die diesjährige Selektion für die deutsche Weltcup-Mannschaft. „Und die wird sehr hart“, sagt die 26-Jährige. Vielleicht wird es sogar die härteste Auswahl seit einiger Zeit.

Das sind die Konkurrentinnen

Denn einzig die amtierende Weltmeisterin Mariama Jamanka ist von Chef-Bundestrainer René Spies bereits gesetzt worden. Um die weiteren zwei Plätze kämpft eine sehr illustre Pilotinnen-Schar, die von Vize-Weltmeisterin Stephanie Schneider angeführt wird und zu der neben der Weltcup-erfahrenen Köhler auch Talente wie Kim Kalicki oder Köhlers Vereinskollegin vom BSC Winterberg, Laura Nolte, gehören.

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„Die fahren alle sehr gut und wir sind gespannt, wie das Ganze ausgeht“, sagt Köhler, Olympiateilnehmerin von Pyeongchang und Siebte der zurückliegenden Weltmeisterschaft in Whistler. Dass in Altenberg ab dem 17. Februar 2020 die nächsten Titelkämpfe ausgetragen werden? Das interessiert Köhler aktuell kaum. „Die Heim-WM ist noch ein Stück weit entfernt“, antwortet sie, „mein primäres Ziel ist zunächst die Qualifikation fürs Weltcup-Team – dann schauen wir weiter.“

Anna Köhler (li.) und Leonie Fiebig, Bobpilotin und Bobanschieberin des BSC Winterberg, vor dem Weltcup in Winterberg im Dezember 2018.
Anna Köhler (li.) und Leonie Fiebig, Bobpilotin und Bobanschieberin des BSC Winterberg, vor dem Weltcup in Winterberg im Dezember 2018. © Falk Blesken

An ihrem Material veränderte sie nach der vergangenen Saison Kleinigkeiten, angeschoben wird Köhler weiterhin von Leonie Fiebig, Erline Nolte oder Lena Zelichowski. „Erline ist aber noch zu Hause. Sie wird erst nächste Woche zu uns stoßen. Lena und Leonie sind mit in Altenberg, den Wettkampf fahre ich mit Leonie“, verrät die Pilotin.

Und je länger sie über die bevorstehenden nationalen Titelkämpfe sowie den Kampf um einen Platz im Weltcup spricht, desto zuversichtlicher wird Anna Köhler. Dass sie, die als eine der Besten an den Lenkseilen gilt, die Geschwindigkeit bei den Trainingsfahrten nicht vertrug, lag daran, dass sie zuvor mit Schwindelgefühlen zu kämpfen hatte.

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„Für mich war das ein sportliches Tief, weil ich teilweise gar nicht fahren konnte oder nicht so, wie ich es mir vorstelle“, sagt die Sportsoldatin. Als der Frust über die Fehler in der Bahn, „eine Teufelsspirale“, zu groß wurde, zog Köhler die Notbremse und nahm sich eine mehrtägige Auszeit. „Ich habe mich beim Physiotherapeuten und beim Osteopathen pflegen lassen und konnte so vollständig regenerieren“, sagt sie.

Das ist Köhlers Schwäche

Pünktlich zum Start in die erste heiße Eisphase der Saison ist Anna Köhler also fit – und bereit für den harten Kampf um das Weltcup-Ticket. Damit sie in diesem ein gewichtiges Wörtchen mitreden kann, feilte sie im Sommer verstärkt mit Trainer Heiner Preute an ihrer Athletik. „Meine Schwäche ist das Laufen“, sagt die Bobpilotin selbstkritisch, „aber wir haben hart an der Verbesserung der Technik und damit der Schnelligkeit gearbeitet.“

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Das Resultat wird am Samstag und Sonntag in Altenberg zum ersten Mal in einem Wettkampf zu sehen sein. Teil zwei der Selektion führt das Bobteam eine Woche später zum Königssee. Und von dort geht es direkt auf die Nordamerika-Tour zum Weltcup-Auftakt. Läuft alles nach Plan, wird Anna Köhler dort in ihren Bob springen, sich an die Lenkseile kauern – und die Geschwindigkeit genießen.

Saisonstart um eine Woche verschoben

Im Terminkalender des Weltcups ergab sich allerdings kurzfristig eine Änderung: Auf Grund technischer Probleme an der dortigen Kühlungsanlage startet die Saison nicht Ende November in Park City/USA, sondern eine Woche später am 7./8. Dezember in Lake Placid (USA). Am 14./15. Dezember wird dort planmäßig auch der zweite Weltcup ausgetragen.