Winterberg. . Anna Köhler und Leonie Fiebig rasen beim Bob-Weltcup auf den vierten Platz. Warum die Anschieberin ihre Pilotin nicht nur am Start beeinflusst.

Trotzdem – so kurz nach dem Rennen konnte und wollte Anna Köhler nicht aus ihrer Haut. „Der erste Lauf“, sagte sie selbstkritisch, „war mein schlechtester Lauf in der gesamten Saison auf der Bahn.“ Allerdings brach die 25-jährige Bobpilotin des BSC Winterberg ihre Selbstkasteiung nach diesem Satz doch schnell ab. Aus zwei Gründen.

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Der erste war Platz vier, den sie beim Heim-Weltcup in der Veltins-EisArena belegt hatte. Der zweite stand neben ihr, grinste breit, blickte fröhlich und versprühte eine prima Laune, von der sich Anna Köhler gerne anstecken ließ. „Der zweite Lauf war super“, erklärte die Pilotin – und grinste ihre Anschieberin Leonie Fiebig ebenso an.

Obwohl die mit ihren 28 Jahren bereits zu den Älteren in der Anschieberriege zählt, erlebte die Athletin des BSC Winterberg ausgerechnet auf der Heimbahn des Duos ihre Weltcup-Premiere. „Für mich war das ein überragendes Erlebnis mit einem tollen Ergebnis“, sagte Fiebig, die seit erst einem Jahr ihre Karriere hinten auf dem Bob vorantreibt. Und als ob sie ihre Pilotin davon überzeugen müsste, dass der vierte Platz wirklich ein starkes Ergebnis sei, nahm sie Köhler in den Arm und knuddelte sie.

Ein dickes Lob vom Cheftrainer

An der nüchternen Analyse des ersten Laufes änderte das insgesamt aber nichts. „Aus der Kurve zwei bin ich zu früh weggefahren, dann war die drei Mist. Dann bin ich nicht richtig in die Vier gefahren und aus der Vier in die Fünf gerutscht. So hat sich das den kompletten oberen Bahnteil langgezogen“, sagte Köhler, die es auf Grund ihrer Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, in der vergangenen Saison – ihrer ersten im Weltcup – etwas überraschend sogar zu den Olympischen Spielen geschafft hatte.

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Alles in allem schaute Anna Köhler aber sehr zufrieden auf den Start in diesen Winter, schließlich stand sie beim ersten Saisonrennen in Sigulda sogar als Drittplatzierte auf dem Treppchen. Dort schob Lisa Sophie Gericke sie an und ihr hat Köhler bereits den Start beim nächsten Weltcup am 5. Januar in Altenberg versprochen, „weil das Lisas Heim-Weltcup ist“.

Die Winterbergerin verfügt trotz des verletzungsbedingten Saison-Aus’ ihrer Stammanschieberin Erline Nolte nach dem Wechsel von Fiebig in ihr Team über zwei starke Anschieberinnen. „Die Starts waren super“, sagte Köhler nach den Läufen an der Kappe.

„Die Startzeiten waren sehr gut“, lobte auch Chef-Bundestrainer René Spies das Duo Köhler/Fiebig und sagte über die Newcomerin: „Leonie war sehr fokussiert, was sie immer ist. Sie hat das hier in den Wettkampf transferieren können und deshalb war das eine top Leistung zum Einstand.“

Ein Wiedersehen in Altenberg

Der aus Winterberg stammende Cheftrainer traut der „Herzenskölnerin“, wie sich Fiebig selbst bezeichnet, sogar zu, nicht nur in die hinter Start-Rakete Annika Drazek klaffende Lücke im Team der deutschen Anschieberinnen zu stoßen, sondern diese sogar (fast) zu schließen. „Jetzt geht es darum, sich zu verbessern und die Lücke zu Annika so gut wie möglich zu schließen“, sagte er generell, um auf Fiebig bezogen zu ergänzen: „Leonie ist eine der Kandidatinnen.“

Vor der Weihnachtspause steht am 22. Dezember noch ein Leistungstest an. „Danach wird die Besetzung der Teams vielleicht verändert“, sagte Anna Köhler – und schob schnell und lachend hinterher: „Aber ich bin guter Dinge, dass Leonie und ich uns spätestens in Altenberg wiedersehen.“