Oberhof/Winterberg. Bei der Anschub-DM zündete Bobpilotin Laura Nolte den Turbo zum Titel. Warum die Athletin des BSC Winterberg anschließend verbal bremste.
Sie ist 20 Jahre jung, gilt als eine der talentiertesten Bobpilotinnen Deutschlands – und merkt in diesem Moment, dass ihre Argumentation ein wenig hinkt. „Ich mache mir keinen Stress in Richtung Weltcup“, sagt Laura Nolte, Athletin des BSC Winterberg, also und ergänzt vermeintlich erklärend: „Ich war im Sommer verletzt, weshalb mir am Start noch einiges fehlt.“ Das ist der Moment, an dem die Sportsoldatin kurz stutzt.
Denn die Deutsche Meisterschaft der Damen im Bob-Anschub in Oberhof gewann: Laura Nolte – mit der ebenfalls für den BSC startenden Deborah Levi als Anschieberin.
Auch Weber gewinnt den Titel
In 8,79 Sekunden war das Duo nach zwei Durchgängen zeitgleich mit der Olympiasiegerin Mariama Jamanka (BRC Thüringen), die mit Anschieberin Kira Lipperheide vom TV Gladbeck an den Start ging. Allerdings gelang Nolte/Levi im zweiten Durchgang mit 4,38 Sekunden die schnellste Zeit, so dass sie sich den Titel holten. Bronze ging an Kim Kalicki/Viktoria Dönicke (8,90; TuS Wiesbaden). Anna Köhler/Leonie Fiebig (8,94; BSC Winterberg) kamen auf Platz fünf.
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Auch bei den Herren ging der Titel im Zweierbob an den BSC Winterberg. Mit seinem Piloten Johannes Lochner (Stuttgart Solitude) setzte sich Anschieber Christopher Weber vor Francesco Friedrich/Alexander Schüler und Philipp Zielasko/Malte Schwenzfeier durch. Im Viererbob gewann Pilot Richard Oelsner vor Hans Peter Hannighofer und Philipp Zielasko. „Die Jungen zeigen jetzt, dass sich da ganz schön was entwickelt und dass sie nach oben wollen“, kommentierte Chef-Bundestrainer René Spies den Ausgang der Wettkämpfe.
Die Jungen – dazu gehört auch die BSC-Pilotin Laura Nolte.
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Bereits vor Jahresfrist sicherte sich die in Unna wohnende Athletin den Anschub-Titel und trat nach den Turbo-Auftritten in Oberhof verbal auf die Bremse. Zurecht, wie sie anschließend feststellte. „Ich habe in der vergangenen Saison gemerkt, dass ich in puncto Fahrweise noch sehr viel lernen muss“, sagt sie. Und damit bezieht sich die Pilotin nicht nur auf das Sturzfestival, welches sie in der Bahn im lettischen Sigulda über sich ergehen lassen musste.
Daher setzt sich Nolte nicht zum kurzfristigen Ziel, einen der drei deutschen Startplätze im Weltcup ergattern zu müssen. „Mein Ziel ist vorerst, in den Selektionen vier konstante Läufe zu schaffen. Ob dabei ein Platz im Weltcup herauskommt oder nicht, das werden wir dann sehen“, erklärt sie.
JWM im Februar in Winterberg
Am 9. und 10. November sowie am 15. und 16. November stehen die so genannten Selektionen, die Qualifikationsläufe zum Weltcup, in Altenberg sowie am Königssee an. Die ersten beiden in Altenberg, dem Austragungsort der Bob- und Skeleton-WM 2020, werden zudem als Deutsche Meisterschaft gewertet.
Gassner holt Bronze, Lölling auf Platz vier
Bei den Skeleton-Herren sicherte sich Alexander Gassner (BSC Winterberg) die Bronzemedaille bei der Anschub-DM (7,77 Sekunden). Hinter Gassner verpasste Felix Seibel (8,01; BRC Hallenberg) als Vierter knapp das Podest. Den Titel gewann Fabian Küchler (7,55; RT Suhl) vor Dominic Rady (7,68) WSV Königssee).
Bei den Damen verpasste Jacqueline Lölling (8,81; RSG Hochsauerland) als Vierte das Podest knapp. Es siegte Susanne Kreher (8,71; BSC Sachsen Oberbärenburg). Janine Becker, Leonie Kleine-Hollenhorst, Hannah Neise und Sarah Voss (alle BSC Winterberg) belegten die Plätze sechs, neun, zehn und 19.
Apropos WM in Altenberg. „Bei der WM in Altenberg zu starten, ist mein großes Saisonziel“, sagt Laura Nolte und erklärt, dass sie sich schließlich nicht zwingend über den Weltcup für die Titelkämpfe im Osterzgebirge qualifizieren müsse. „Die Junioren-Weltmeisterin erhält auch einen Startplatz“, sagt sie – und Junioren-Weltmeisterin will sie unbedingt werden. Denn diese JWM wird vom 3. bis zum 9. Februar 2020 wo ausgetragen? In Winterberg.
Die Analyse der Anschub-DM in Oberhof lässt Nolte außerdem nicht nur auf Grund des Titelgewinns positiv auf die Saison schauen. „Beide Läufe waren nicht perfekt. Im ersten bin ich viel zu kurz gelaufen, im zweiten ist Deborah leicht weggerutscht“, sagt sie, „dass es trotzdem gereicht hat, freut uns, aber es ist noch mehr drin.“
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Der Sehnenriss, der ihr im Sommer eine Trainingspause abverlangte, ist zudem verheilt. „Ich merke noch, dass ich beim Laufen das rechte Bein etwas nachziehe, aber ich bin schmerzfrei und sehr zuversichtlich“, erzählt sie. Trotz allem: Weltcup-Stress, den möchte sie sich aktuell nicht machen. „Ich bin jung und alles kommt zur richtigen Zeit“, sagt die BSC-Pilotin. Anfang November. Oder eben später.