Winterberg. . Damit hätte sie selbst nicht gerechnet: Vor Weltcup und EM am Königssee ist Anna Köhler Zweite im Gesamtweltcup. Trotz eines Ausfalls.
Sie selbst würde es so nie ausdrücken, aber diese Nachricht wird Anna Köhler schockiert haben. Irgendwann zwischen den Selektionsrennen erfuhr die Bobpilotin des BSC Winterberg, dass für Erline Nolte, für ihre Anschieberin und Vereinskollegin, mit der sie sogar in Pyeongchang bei den Olympischen Winterspielen 2018 war, die Saison gelaufen ist. Nach ihrer Fuß-Operation im Sommer verlief die Reha nicht wie erwartet, Nolte musste passen – und Köhler stand plötzlich ohne ihre Stammanschieberin da.
Mitten im Kampf um einen Platz im deutschen Weltcup-Team, kurz vor dem eigentlichen Saisonstart schlug das Schicksal zu. „Für Anna tat es mir super leid“, sagte Nolte damals im Interview mit dieser Zeitung über den Moment, in dem ihr Saison-Aus feststand.
Nur Olympiasiegerin besser
Zwei Monate später – steht Anna Köhler, die 25-jährige Pilotin aus dem Sauerland, im Gesamtweltcup auf dem zweiten Platz. Lediglich Olympiasiegerin Mariama Jamanka rangiert vor ihr. Und Jamanka wird in dieser Saison wieder mit dem Power-Anschub von Start-Rakete Annika Drazek (BSC Winterberg) in die Bahn katapultiert.
Christopher Weber muss nach Operation pausieren
Nach dem Sturz in Altenberg war Christopher Weber vom BSC Winterberg noch optimistisch. „Am Königssee greife ich wieder voll an“, sagte er trotz Verbrennungen und Prellungen.
Jetzt musste er sich doch operieren lassen. „Er fährt am Königssee nicht und die nächsten beiden Wochen wahrscheinlich auch nicht“, sagte Bob-Cheftrainer René Spies.
„Die Platzierung ist schön“, sagte Köhler nach dem Weltcup in Altenberg, „aber es sind ja auch erst drei von acht Rennen gelaufen.“ Und bei zwei fehlten die Kanadierinnen. Die Sauerländerin bildet sich auf dieses Ranking nichts ein, weil ohnehin die Weltmeisterschaft in Whistler/Kanada im März das Saisonziel und der Saisonhöhepunkt ist. Und weil sie es durch ihre Selbstkritik, besser gesagt Selbstreflexion, so weit gebracht hat.
Platz drei in Sigulda
„Anna hat sich auf jeden Fall entwickelt“, sagte Chef-Bundestrainer René Spies über seine jüngste und unerfahrenste Weltcup-Pilotin. Sie sei deutlich souveräner und stabiler geworden, „sie hat einen Schritt nach vorne gemacht“. Spies erklärte aber auch: „Sie muss am Start näher ran an die Spitze, damit sie um Medaillen kämpfen kann.“
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In ihrer erst zweiten Saison im Weltcup kann Köhler um Medaillen kämpfen, wenn die Startzeiten besser werden? Nach Noltes Saison-Aus bildet sie übrigens mit den ebenfalls noch unerfahrenen, aber starken Anschieberinnen Leonie Fiebig und Lisa-Sophie Gericke das Bobteam Köhler.
Die Einschätzung des Cheftrainers teilt die Sportsoldatin wie erwartet nur bedingt. „Ich war mal wieder nicht zufrieden“, sagte sie nach dem fünften Rang in Altenberg. Ähnlich äußerte sie sich nach Platz vier beim Heim-Weltcup in Winterberg. Das war – Klagen auf hohem Niveau. Nur nach Rang drei zum Saisonauftakt im lettischen Sigulda, dem zweiten Weltcup-Podestplatz ihrer Karriere, sagte sie: „Ich freue mich natürlich sehr. Es ist echt super gelaufen.“
EM am Königssee mit Gericke
In Sigulda sprang Gericke hinter ihr in den Bob, in Winterberg und Altenberg war es Fiebig. „Ich weiß, dass Anna sehr gut fahren kann“, sagte Gericke. Fiebig äußerte sich ebenfalls so – und Nolte tat dies bereits vor langer Zeit. Einzig: Köhler fehlt die Beständigkeit. „Sie muss mehr Konstanz in ihre Läufe bekommen“, sagte auch René Spies.
Die nächste Chance dazu bietet sich am Samstag (13.30 Uhr) beim Weltcup am Königssee. Dieser wird als EM gewertet. Köhler, die 2017 EM-Bronze holte und mit Gericke starten wird, gehört zu den Favoritinnen – aber auch das würde sie selbst nie so sagen. Höchstens: „Aus Fehlern lernen, weiter machen – und angreifen.“