Gelsenkirchen. In wenigen Tagen will Schalke 04 den neuen Cheftrainer vorstellen. Schon im Sommer hatte Sportchef Ben Manga zwei Kandidaten.

Was in diesen Tagen beim FC Schalke 04 passiert, kommt vielen Fans bekannt vor. Im Oktober steht ein Heimspiel in der Zweiten Liga gegen Hertha BSC bevor (Samstag, 20.30 Uhr/Sport 1 und Sky), nach einem verpatzten Start haben die Königsblauen den Trainer gewechselt, und gegen Hertha soll zum letzten Mal ein Interimstrainer auf der Bank sitzen, bevor der neue Chef übernimmt. Vor einem Jahr war Thomas Reis rausgeflogen, Matthias Kreutzer übernahm vorübergehend, bevor Karel Geraerts vorgestellt wurde. Diesmal ist Jakob Fimpel nach Geraerts‘ Aus zuständig – doch wer übernimmt?

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Das ist noch offen. In die Trainersuche ist bei den Königsblauen nur ein ganz kleiner Kreis eingebunden, um Indiskretionen zu vermeiden. Die Federführung hat Sportchef Ben Manga. Wasserstandsmeldungen gibt der Verein nicht bekannt, am Ziel, zur Länderspielpause – die für Schalke am Sonntag beginnt – den neuen Cheftrainer vorzustellen, hat sich nichts geändert. Wobei sich die Schalke-Bosse auch den Tag der Verkündung offen halten. Vor einem Jahr unterschrieb Geraerts am Abend des Hertha-Spiels (das Schalke 1:2 verloren hatte) am 8. Oktober, einen Tag später wurde er präsentiert und leitete am 11. Oktober sein erstes Training.

Gerüchte-Check: Cacapa und Yalcin kein Schalke-Thema

Gerüchte um neue Trainer gibt es viele – je länger die Suche andauert, desto wilder werden sie. Und auch einige Berater nutzen die große Social-Media-Bühne, um auf ihre Kandidaten aufmerksam zu machen. Zum Beispiel Nabil Hantout, der Trainer Claudio Cacapa (48) berät, der bis Februar den damaligen belgischen Erstligisten und späteren Absteiger RWD Molenbeek sehr erfolglos trainierte. Die Idee für Cacapa sei es, „ein gutes Projekt zu finden, das seiner Spielphilosophie entspricht“, sagte Hantout. Schalke sei eine mögliche Option. Die Schalker aber hatten Cacapa nie auf ihrer Liste.

Genauso ist es mit dem türkischen Trainer Sergen Yalcin (51), der bei „Kafa TV“ sagte, Schalke hätte ein Angebot unterbreitet, er selbst würde aber aktuell nicht an einen neuen Trainerjob denken. Niemand aus Schalkes sportlicher Leitung hat aber ein Wort mit Yalcin gewechselt.

Fussball 1.Bundesliga, SC Freiburg - FC St.Pauli
Trainiert jetzt den FC St. Pauli: Alexander Blessin. © Heiko Blatterspiel/Jan Huebner | Heiko Blatterspiel

Diese Zeitung erfuhr zwei Namen, die Manga im Sommer auf dem Zettel hatte, falls Geraerts den Klub verlassen hätte – womit er monatelang kokettiert hatte: Alexander Blessin (51, damals Union St. Gilloise, jetzt FC St. Pauli) und Thorsten Fink (56, damals VV St. Truiden, jetzt KRC Genk). Beide wären im Sommer zu haben gewesen, stehen inzwischen aber wieder unter Vertrag. Konkrete Verhandlungen gab es nicht, da sich Geraerts nach dem letzten Spieltag 2023/2024 am 19. Mai für Schalke ausgesprochen hatte.

Doch was haben Blessin und Fink gemeinsam? Sie haben schon in der aktiven Karriere viele Vereine kennengelernt und als Trainer Auslandserfahrung gesammelt. Beide lernten den RB-Kosmos kennen – Blessin in Leipzig, Fink in Salzburg. Eben zwei erfahrene, in der Branche bekannte Trainer – nicht etwa unbekannte Kandidaten.

Blessin wurde in Belgien Geraerts-Nachfolger in St. Gilloise

Blessin trainierte im Anschluss an seine Laufbahn (u. a. Hoffenheim, Stuttgart) lange die U17 und U19 in Leipzig, bevor er ab dem 7. Juni 2020 in Belgien den Erstligisten KV Oostende übernahm. Beinahe hätte Blessin mit dem einstigen Abstiegskandidaten in der Saison 2020/2021 den Europapokal erreicht, wurde zu Belgiens Trainer des Jahres gewählt. Im Januar 2022 übernahm er in der Serie A den Abstiegskandidaten CFC Genua, konnte den Sturz in die Serie B aber nicht mehr verhindern, noch vor der Winterpause 2022/2023 wurde er dort wieder gefeuert. Im Sommer 2023 kehrte Blessin nach Belgien zurück, übernahm von Geraerts Royal Union St. Gilloise. Er gewann mit dem Klub den belgischen Pokal, wurde Vizemeister und erreichte die Qualifikation zur Champions League. Anfragen erhielt er viele – er entschied sich für den FC St. Pauli.

Thorsten Fink trainiert in Belgien Tabellenführer Genk.
Thorsten Fink trainiert in Belgien Tabellenführer Genk. © AFP | Bruno Fahy

Und Fink? Nach erfolgreicher Spielerkarriere – er wurde zum Beispiel Deutscher Meister und Champions-League-Sieger mit Bayern München – schien Fink auch eine erfolgreiche Trainerkarriere einzuschlagen. Nachdem er bei RB Salzburg (2006 bis Januar 2008) als Jugend- und Profi-Co-Trainer gearbeitet hatte, führte er den FC Ingolstadt in die Zweite Liga (Mai 2008) und dann den FC Basel in der Schweiz zu zwei Meisterschaften in Folge (2010, 2011). Der HSV wurde Finks erste und bisher einzige Bundesliga-Station – unter Finks Leitung landeten die Hamburger letztmals in der Bundesliga auf einem einstelligen Platz (7. in der Saison 2012/2013).

Für Fink ging es nach Karriere-Knick mit Poldi wieder aufwärts

Die Freistellung beim HSV im September 2013 führte zu einem vorübergehenden Trainer-Karriere-Knick. Nach Deutschland kehrte er nicht mehr zurück, übernahm aber zahlreiche Vereine im Ausland (Apoel Nikosia, Austria Wien, Grasshopper Club Zürich, Vissel Kobe, Riga FC, Al-Nasr SC). Nur in Wien blieb er länger als zwei Jahre. Bei einigen Klubs war der Erfolg mäßig, in Kobe holte er den Kaiserpokal – mit einer Mannschaft, zu der die Weltmeister Lukas Podolski und Andres Iniesta zählten.

In Belgien gelang Fink dann ein Restart seiner Trainer-Laufbahn – in der Provinz bei VV St. Truiden. Er führte den Dauer-Abstiegskandidaten mit einer jungen Mannschaft in der Saison 2023/2024 auf den neunten Tabellenplatz, der Klub erwirtschaftete im Sommer 2024 19 Millionen Euro Transfereinnahmen. Fink zog weiter zum KRC Genk, ist dort nach neun Spielen Tabellenführer (22 Punkte), obwohl der Klub für rund 80 Millionen Euro Spieler verkauft hatte. Fink selbst sagte im „kicker-meets-DAZN“-Podcast über sich: „Ich arbeite gern mit jungen Menschen. Meine Motivation ist es, junge Spieler zu entwickeln, damit sie eine gute Karriere machen. Das macht mir Spaß.“ Solche Sätze decken sich mit Mangas Meinung, der vor allem eine Talente-Förderer sucht.

Doch ist dies Mangas Profil? Müssen seine Kandidaten als Spieler und Trainer Erfahrung im In- und Ausland gesammelt, bestenfalls den RB-Kosmos kennengelernt haben? Das ist offen. Eine Antwort gibt es spätestens in fünf Tagen.

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