Gelsenkirchen. Schalke feuert Trainer Karel Geraerts und Sportdirektor Marc Wilmots. Doch auch die Bosse haben teure Fehler gemacht. Ein Kommentar
Sonderlich überraschend war es nicht mehr, als Schalke nach der 3:5-Niederlage gegen Darmstadt am Wochenende das tat, was Schalke so oft tut: den Trainer freistellen. Karel Geraerts musste gehen, der zehnte Trainer in den vergangenen fünf Jahren. Dass gleichzeitig auch der irrlichternde Sportdirektor Marc Wilmots gefeuert wurde, mag man nun als konsequente Entscheidung feiern – in Wahrheit korrigiert Schalke (viel zu spät) ein paar gravierende Fehlentscheidungen. Denn die Entlassungen waren ein Desaster mit Ansage.
Im Sommer träumte der Klub von Kontinuität, hielt daher an Trainer Geraerts fest, auch weil der in der Vorsaison den Klassenerhalt gesichert hatte. Eine logische Entscheidung – eigentlich. Denn schon damals gab es keine wirklich funktionierende Arbeitsebene zwischen dem Trainer und dem mächtigen Kaderplaner Ben Manga. Wenn diese Schlüsselpositionen nicht harmonieren, wenn der eine Spieler holt, denen der andere misstraut, wenn der Kaderplaner recht deutlich durchblicken lässt, dass er eine andere Idee vom Fußball hat als der Trainer – dann kann das nicht funktionieren. Natürlich darf und soll man auch mal streiten, am Ende aber müssen gemeinsame Entscheidungen stehen, die alle mittragen.
Die Schalker Krise hängt nicht nur an Trainer Karel Geraerts
Dass es auf Schalke erkennbar anders war, hätte die Klubführung nie zulassen dürfen, da hätte sie viel früher durchgreifen müssen. Nun hat man sechs Spieltage verschenkt, bis man sich endlich zu einem klaren Schnitt durchringen konnte. Die aktuelle Krise ist daher auch ganz klar eine der Bosse, es greift zu kurz, sie nur am Trainer und dem ebenfalls geschassten Sportdirektor Marc Wilmots festzumachen.
Wilmots war von Beginn an eine Fehlbesetzung. Als Spieler eine Schalker Legende, kam er ohne jede Vorerfahrung auf die Position des Sportdirektors, ausgestattet mit überbordendem Selbstvertrauen, aber ohne großes Netzwerk und offensichtlich auch ohne große Ideen. Wilmots fand nie in die ihm zugedachte Rolle, von der man nach der Inthronisierung des Kaderplaners Manga allerdings auch gar nicht mehr so genau wusste, worin sie eigentlich bestand.
Marc Wilmots war ein teurer Fehlgriff für Schalke
Wilmots sollte der große Kommunikator nach innen und außen sein, sollte Mannschaft und das Team ums Team zu einer Einheit formen, verbrachte aber sehr viel seiner Zeit auf der Autobahn zwischen Gelsenkirchen und Lüttich statt am Berger Feld. All das hätte man wissen müssen, mindestens aber hätte man sich schon sehr viel früher eingestehen müssen, dass diese Personalie ein Fehlgriff war. Ein sehr teurer obendrein, der sehr ordentlich dotierte Vertrag läuft noch über zwei Jahre.
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Und deswegen müssen sich die Blicke nun auf Vorstandschef Matthias Tillmann und Aufsichtsratsboss Axel Hefer richten, die die Wilmots-Entscheidung zu verantworten haben – und unter deren Ägide es eher ab- als aufwärts geht. Das gilt vor allem für den Aufseher Hefer, der schon über drei Jahre im Amt ist und nicht allzu viele gelungene Personalentscheidungen vorweisen kann. Natürlich kann man immer wieder auf die Altlasten verweisen, die schwer auf die Finanzen drücken, und doch ist die Bilanz dürftig. Mit der jüngsten Entscheidung haben die Bosse den FC Schalke 04 nun komplett an Kaderplaner Ben Manga ausgeliefert, der das alleinige Sagen im sportlichen Bereich hat. Scheitert Manga, dann sind auch Tillmann und Hefer gescheitert.
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