Gelsenkirchen. Beim Zweitligisten FC Schalke 04 steht ein Trainerwechsel bevor. Nach 3:0-Führung unterlag S04 Darmstadt 98 mit 3:5.
Am Ende eines historischen Fußball-Abends, an dem es ganz viel Jubel und ganz viele Ausfälle gab, wussten die Fans des FC Schalke 04 nicht mehr, ob sie vor Fassungslosigkeit schweigen oder vor Wut pfeifen sollten. Nach lockerer 3:0-Führung unterlagen die Königsblauen Darmstadt 98 mit 3:5 (3:1) in einem Spiel, das immer wieder durch Stromausfälle überschattet wurde. Am Ende steht aber nicht die Erkenntnis, dass die Schalker die Leitungen der Arena überprüfen sollten. Sondern dass der Rauswurf von Trainer Karel Geraerts nun wahrscheinlich ist.
Stromausfall auf Schalke - Fans verpassen bei Sky zwei Tore
In seinem Endspiel hatte sich Geraerts für Erfahrung entschieden. Schalkes Startelf hatte ein Durchschnittsalter von 27,45 – trotz der vielen Talente, die Kaderplaner Ben Manga geholt hatte. In der zuletzt viel kritisierten Abwehr standen zwei der erfahrensten Schalker: Tomas Kalas (31) und Marcin Kaminski (32). Und 45 Minuten lang lief für die Schalker alles super. Sie spielen konzentriert und dominant. Und das gegen einen fürchterlich schwachen Gegner. Die Darmstädter liefen im zweiten Spiel von Trainer Florian Kohfeldt zunächst so kreuz und quer über den Platz, als wären sie eine Hobbymannschaft, die sich nur einmal pro Woche trifft, um ein bisschen zu kicken.
Mohr trifft gefühlvoll zur Führung
Nachdem Christopher Antwi-Adjei nach 110 Sekunden die erste große Schalker Chance vergeben hatte, fiel in der 14. Minute das 1:0. Darmstadts Stürmer Fraser Hornby spielte einen Rückpass in die eigene Hälfte – doch da stand kein Mitspieler, nur der Schalker Amin Younes. Der ging ins Dribbling, holte einen Freistoß an der Strafraumgrenze heraus. Tobias Mohr schlenzte den Ball gefühlvoll über die Mauer ins Tor.
Die Schalker blieben nach diesem Treffer spielbestimmend, hatten in der ersten halben Stunde 60 Prozent Ballbesitz, gewannen 63 Prozent ihrer Zweikämpfe, Torwart Justin Heekeren war beschäftigungslos. Auch von einem kurzen Stromausfall, der zu einem Bildausfall bei Pay-TV-Sender Sky sorgte, brachte die Schalker nicht aus dem Konzept. Innerhalb von fünf Minuten erhöhten sie auf 3:0. In der 34. Minute kam Moussa Sylla nach einem Querpass von Antwi-Adjei dreimal an den Ball – erst traf er den Pfosten, dann 98-Torwart Marcel Schuhen, der dritte Schuss saß; 2:0. Das dritte Tor ließ Ron Schallenberg folgen. Nach einem von der Abwehrmauer abgefälschten Mohr-Freistoß war er der einzige, der die Flugbahn des Balles verfolgte und plötzlich frei vor dem Tor stand. Diese Chance ließ er sich nicht entgehen und erzielte seinen ersten Treffer überhaupt für Schalke. Die Fans vor dem Fernseher bekamen Schallenbergs Premiere gar nicht mit. Die TV-Bilder waren ausgefallen - wieder einmal hakte der Strom.
Darmstadt dreht die Partie in Halbzeit zwei
Für die Schalker unter den 61.021 Zuschauern im Stadion lief alles perfekt, für Karel Geraerts sowieso – und dann brach die vierte Minute der Nachspielzeit anbrach. Nach der ersten Ecke für die Gäste bekam Schalke-Stürmer Sylla den Ball gegen die Hand. Nach Ansicht der Video-Bilder pfiff Schiedsrichter Florian Heft Elfmeter. Hornby verkürzte auf 1:3, direkt danach war Pause. Ohne diesen Treffer wäre es eine perfekte Schalker Halbzeit gewesen.
Dieser Treffer sorgte dafür, dass die Form der Schalker ebenso häufig nachließ wie die Stromleitung in der Arena, die auch nach der Pause immer mal wieder ausfiel. Zunächst drängten die Schalker aufs vierte Tor, hatten innerhalb von wenigen Sekunden zweimal die Entscheidung auf dem Fuß. Zunächst schob Amin Younes den Ball platziert ins rechte Eck des Darmstädter Tores (51.), 60 Sekunden später dann Kenan Karaman - doch beide Schüsse lenkte Torwart Marcel Schuhen mit den Fingerspitzen zur Ecke.
Dann fielen in der 56. Minute wieder einige Lichter aus - und auch dem Schalker Spiel war der Stecker in diesem Moment gezogen. Die Spieler wirkten wie gelähmt, als hätte sie Schuhe aus Beton an. Ihre Batterien waren leer. Und die Darmstädter, die Hobbytruppe der ersten Hälfte, drehten nun auf. Kai Klefisch schlenzte den Ball an den Pfosten, Isac Lidberg schaltete am schnellsten und verkürzte auf 2:3. Gerade Lidberg spielte nun wie ausgewechselt. Scheiterte er in der 58. Minute an Heekeren, machte er es in der 76. Minute besser: Lässig schlenzte er den Ball in den Winkel. Plötzlich stand es 3:3, die Schalke-Fans pfiffen, was ihre Lunge hergab. Niemand hätte diese Wendung in der 44. Minute für möglich gehalten. Und drei Minuten vor Schluss geschah das nicht für möglich gehaltene: Lidberg erzielte mit seinem dritten Treffer das 4:3 für Darmstadt - das Tor, das wahrscheinlich Geraerts‘ Aus besiegelte, zumal Darmstadt durch ein Kontertor von Sergio Lopez (90.+7) noch einmal nachlegte.