Gelsenkirchen. Wer profitiert wirklich vom Topp-Transfer? Für Schalke 04 ist der Deal extrem schmerzhaft – aber unumgänglich. Unsere Analyse.
„Werder find’ ich top“, sagt Keke Topp in einem Video, das der SV Werder Bremen am Mittwochmittag in den Sozialen Medien veröffentlicht hat und grinst – wohl auch wegen der plumpen Anspielung auf seinen Namen. An der Weser hat Keke Topp einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Statt mit Schalke 04 in der 2. Bundesliga wird der 20 Jahre alte Stürmer künftig erstklassig spielen.
Doch was sind die Hintergründe des Deals zwischen Werder und Schalke 04? Und was darf sich Topp vom Wechsel erhoffen? Die WAZ beleuchtet den Transfer aus drei Perspektiven.
Schalke-Abschied: Der Transfer zu Werder Bremen aus der Perspektive von Keke Topp
Leicht wird Keke Topp der Abschied aus Gelsenkirchen mit Sicherheit nicht fallen. Bei Schalke 04 war der Stürmer beliebt, galt als große Zukunftshoffnung. Schon in der kommenden Saison hätte er bei den Königsblauen wohl eine Schlüsselrolle übernommen. Eigentlich viele Gründe, um zu bleiben. Aber: Zu viel spricht aus Sicht von Topp auch für einen Wechsel zu Werder Bremen.
Da wäre die bessere sportliche Perspektive. Bei Werder darf sich Topp sofort in der Bundesliga beweisen, statt weiterhin in der 2. Liga zu kicken. Wie die WAZ weiß, hat der Stürmer in den Verhandlungen mit den Schalkern die klare Ambition geäußert, kurz- bis mittelfristig erstklassig zu spielen. Und diese Perspektive kann Schalke ihm vorerst nicht bieten. Es steht mal wieder ein Umbruch-Jahr an, der Aufstieg 2025 wird nur schwer zu erreichen sein.
Ja, sogar viel Spielzeit winkt Keke Topp an der Weser. Mit Nick Woltemade (22, zum VfB Stuttgart) hat ein hoffnungsvolles Sturm-Talent den Klub verlassen, auch Marvin Ducksch ist inzwischen 30 Jahre alt, um Dawid Kownacki gibt es immer wieder Wechselgerüchte. Vieles deutet darauf hin, dass Topp schon in seinem ersten Bremen-Jahr zu einer Alternative im Sturm werden kann – mittelfristig vielleicht sogar ein nachträglicher Ersatz für Nationalstürmer Niclas Füllkrug, der im Sommer 2023 zu Borussia Dortmund gewechselt ist.
Für Bremen spricht aus Topp-Sicht zudem der Heimatbezug. Werder war schon in der Kindheit der Herzensklub des Stürmers. Acht Jahre spielte er zwischen 2013 und 2021 in der Jugend der Grün-Weißen. Er ist in Gnarrenburg unweit von Bremen aufgewachsen, sein Vater wohnt dort noch heute. Es zu den Werder-Profis zu schaffen, war immer ein Traum von Topp – den er sich durch den Transfer erfüllen kann.
Auch finanziell dürfte Topp vom Wechsel profitieren. Zweifelsfrei werden die Schalker dem 20-Jährigen ein für ihre Verhältnisse gutes Angebot zur Vertragsverlängerung gemacht haben. Doch als Zweitligist mit Finanzproblemen kann Schalke nicht mehr mit Bundesligisten wie Werder Bremen mithalten.
Schalke kassiert Millionen: Der Topp-Transfer aus der Perspektive von S04
Die offizielle Transfermeldung der Schalker ist nüchtern formuliert. Sportdirektor Marc Wilmots betont darin noch einmal, dass die Königsblauen gern mit Topp verlängert hatten, der Spieler aber wechseln wollte. Letztlich wurde eine „wirtschaftlich passende Lösung“ gefunden. Laut Sky zahlt Werder Bremen inklusive Erfolgsboni etwa zwei bis 2,5 Millionen Euro für die Dienste des 1,92-Meter-Mannes – es ist Schmerzensgeld für die Schalker Fan-Seele.
Denn nach Simon Terodde (Karriereende), Assan Ouédraogo (RB Leipzig) und Marius Müller (VfL Wolfsburg) verliert Schalke in Topp den vierten Top-Spieler, der bei den Fans extrem beliebt war. Die lockere Art des Stürmers kam bei den Anhängern gut an, seine Einsatzfreude auf dem Rasen ebenfalls. Topp war eines der Gesichter der Schalker Zukunft, weshalb der Abgang dem Klub zweifelsfrei weh tut.
Aber: Der Topp-Transfer bringt den Schalkern gutes Geld ein. Der Klub kann es sich nicht mehr leisten, seine besten Spieler ablösefrei zu verlieren, daher ist es völlig nachvollziehbar, Topp ein Jahr vor Vertragsende zu verkaufen, sofern er nicht verlängern will. Die rund zwei Millionen Euro geben den Gelsenkirchener auf dem Transfermarkt neue Möglichkeiten. Klar ist trotzdem: Einen Spieler wie Topp muss auch Kaderplaner Ben Manga erst einmal adäquat ersetzen. Leicht ist das nicht.
Werder investiert in die Zukunft: Der Topp-Transfer aus Bremer Perspektive
„Keke ist ein Bremer Junge“, sagt Cremens Fritz, Leiter Profifußball bei Werder Bremen, über den Neuzugang. In einem ersten Interview betont Topp zudem, dass Werder sein Herzensverein sei. Schon diese Aussagen zeigen, inwiefern der SVW vom 20 Jahre alten Stürmer profitieren kann. Noch vor seiner ersten Einsatzminute für die Werder-Profis macht er sich bei den Fans extrem beliebt – und bringt vieles mit, um auch bei den Grün-Weißen ein Publikumsliebling zu werden. Statt bei Schalke 04 ist Keke Topp nun bei Werder Bremen ein Gesicht der Zukunft.
Sportlich passt er zudem perfekt in die Pläne des Vereins. Ende Februar gab der Klub den Einstieg von acht lokalen Investoren bekannt, 38 Millionen Euro nahmen die Bremer dadurch ein. Das erklärte Ziel: Werder soll junge Spieler mit Weiterverkaufswert holen und so zurück in die Erfolgsspur kommen.
Topp ist dahingehend ein Paradebeispiel. Zuletzt spielte er eine gute Zweitliga-Rückrunde, hat bewiesen, dass er den Unterschied machen kann – schon in seinem ersten Jahr bei den Senioren. Zudem ist er deutscher Junioren-Nationalspieler. Vieles spricht dafür, dass Topp mit seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.
Die Vorstellung, dass Keke Topp ein guter Bundesliga-Stürmer wird, der seinen Marktwert vervielfachen kann, ist keinesfalls utopisch. Läuft es für Werder nach Plan, klopfen in einigen Jahren die Spitzenklubs wegen Topp an – ähnlich wie im Sommer 2023 bei Niclas Füllkrug.
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