Dortmund. Lange Dauergast in der Champions League, jetzt droht das Mittelmaß: Der BVB steckt in der Krise. Erinnerungen an eine Horrorsaison kommen hoch.
Der BVB performt so schwach wie seit Jahren nicht mehr. Nur 26 Punkte hat Borussia Dortmund nach 19 Spieltagen auf dem Konto – das reicht gerade einmal für Platz elf in der Bundesliga. Verpasst der BVB erstmals seit zehn Jahren die Champions League? Langjährige Fans werden sich noch gut an die Saison 2014/15 erinnern, denn vor exakt einem Jahrzehnt sah es zwischenzeitlich sogar noch düsterer aus für Schwarz-Gelb.
Zurecht sieht sich die Führungsetage der Borussia zurzeit mit Kritik konfrontiert. Trainerwahl, Kaderplanung, Charakterfrage – Ursachen für das ungewohnt schlechte Abschneiden des BVB gibt es viele. Die eigenen Ansprüche sind hoch: Die vergangenen neun Spielzeiten beendete der Verein in der Bundesliga immer auf einem Champions League-Platz. Wenngleich der fünfte Rang, den der BVB in der vergangenen Saison belegte, erstmals in der Bundesligageschichte zur Königsklassenteilnahme berechtigte.
Schlimmer geht immer: 2014/15 drohte sogar der BVB-Abstieg!
Zuletzt verpasste Borussia Dortmund in der Saison 2014/15 die Champions League-Qualifikation. Mit 46 Punkten beendete der Klub die Spielzeit auf Platz 7, der immerhin für die Europa League ausreichte. Dass Dortmund überhaupt noch in einen internationalen Wettbewerb einzog, war Überraschung genug. Hatte der Klub doch nur wenige Wochen vorher gegen den Abstieg in die 2. Liga gespielt.
Heute kaum zu glauben, damals aber Realität: Der BVB war noch am 19. Spieltag jener Spielzeit Tabellenletzter. Die Statistiken glichen einem Horrorfilm: 16 Punkte auf dem Konto, vier Siege gegenüber elf Niederlagen, nur 18 erzielte Tore. Allein der HSV hatte bis dato seltener getroffen (zwölf Tore). Dank einer herausragenden Rückrunde mit satten 31 Zählern erspielte sich die Borussia am Ende doch noch das Ticket für Europa. Ein knapper 3:2-Sieg gegen den Europapokal-Mitanwärter Werder Bremen am 34. Spieltag setzte den Schlusspunkt dieser dramatischen BVB-Saison.
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In der Champions League war vor zehn Jahren bereits im Achtelfinale gegen Juventus Turin Schluss. Sein bestes Gesicht zeigte der BVB im DFB-Pokal. Ein Halbfinal-Sieg gegen den FC Bayern machte den Finaleinzug perfekt. In Berlin verlor der BVB jedoch mit 1:3 gegen den VfL Wolfsburg.
Endspurt vor zehn Jahren beweist: Aufgeben sollte sich der BVB noch lange nicht
In der Dortmunder Historie ist die Saison 2014/15 aber noch aus einem anderen Grund geschichtsträchtig. Im Pokalfinale stand Jürgen Klopp das letzte Mal als Trainer an der Seitenlinie. Der Meistertrainer hatte aufgrund der zwischenzeitlich unterirdischen Leistungen im Frühjahr 2015 entschieden, zum Ende der Spielzeit den BVB zu verlassen. Trotz des verlorenen Pokalfinales endete seine Ära dank der Qualifikation für die Europa League noch einigermaßen versöhnlich.
Aus den Erfahrungen, die der BVB vor zehn Jahren machte, kann der Verein jetzt Mut schöpfen. Anders als damals ist die Borussia immerhin Tabellenelfter anstatt Letzter. Mit sechs Punkten Abstand ist der vierte Platz, der zur Champions League qualifiziert, noch in Reichweite. Ganz abschreiben sollte der BVB seine Saisonziele also noch nicht.
Sowieso zeigt der Blick in die jüngere Geschichte der Borussia, wie sehr die Ansprüche an den Verein gewachsen sind. Zwischen den beiden Meistersaisons 2001/02 und 2010/11 landete der BVB sechsmal nicht auf einem Europapokal-Platz in der Tabelle und stand zwischenzeitlich sogar kurz vor der Insolvenz. Borussia Dortmund mauserte sich erst im Laufe der Klopp-Ära wieder zur Nummer Zwei im deutschen Fußball. Ein Status, der jetzt bröckelt.
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