Dortmund. Niko Kovac wird neuer BVB-Trainer. Das eine logische Lösung, aber auch eine gute? Es gibt berechtigten Grund für Zweifel.

Nach dem ersten Sieg im neuen Jahr ist die Erwartungshaltung schon wieder groß bei Borussia Dortmund. „Wir erhoffen uns, dass wir in den nächsten Monaten noch einmal angreifen“, forderte Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 3:1-Erfolg in der Champions League gegen Schachtar Donezk. „Wir sind alle sehr optimistisch und haben die Hoffnung, dass wir in den kommenden Wochen viele Punkte sammeln, uns Stück für Stück heranarbeiten.“

Grund für neue Zuversicht bot einerseits die Leistungssteigerung zum Abschluss der Königsklassen-Gruppenphase, mit der die Mannschaft nach längerer Zeit mal wieder das Dortmunder Stadion ins Schwärmen versetzte. Für den Einzug ins Achtelfinale allerdings reichten die Tore von Serhou Guirassy (17./44.) und Ramy Bensebaini (79.) nicht. In den Play-offs trifft der BVB entweder auf Sporting Lissabon oder den Club Brügge, am Freitag (12 Uhr) wird die Paarung ausgelost.

BVB: Das spricht für Niko Kovac

Andererseits haben die Dortmunder nun Gewissheit auf der vakanten Trainer-Position. Niko Kovac, 53, übernimmt am Sonntag von Interimslösung Mike Tullberg. Rund um das Donezk-Spiel klärte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken über eine grundsätzliche Einigung auf, am Donnerstagmorgen gab der Klub die Verpflichtung des Kroaten bis 2026 bekannt. „Energie, Wille und ein Sinn für die Bedeutung des Teamgedankens haben Nikos Mannschaften immer ausgezeichnet. Das alles möchten auch wir auf dem Rasen und abseits des Rasens spüren und sehen“, ließ sich Ricken in der Vereinsmitteilung zitieren. Kovac sagte, es gehe darum, „den absoluten Willen, ein großes Herz und die Bereitschaft für harte Arbeit mitzubringen um Borussia Dortmund in der Bundesliga, der Champions League und im Sommer bei der Klub-WM bestmöglich zu vertreten.“

Kovac ist die logische der verfügbaren Lösungen. Aber auch eine gute?

firo : 29.01.2025,
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BVB, Borussia Dortmund - Schachtar Donezk
Die BVB-Profis ließen sich nach dem Sieg gegen Donezk von der Tribüne feiern. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Der BVB hatte nach der Entlassung von Nuri Sahin nach einem klaren Profil gefahndet. Es sollte eine externe Lösung her, ein neuer Impuls – allerdings nur bis Saisonende. Kovac, der seinen Bruder Robert (50) sowie Filip Tapalovic (48) als Co-Trainer mitbringt, hatte auf einen Vertrag über den Sommer hinaus gepocht. Die Dortmunder ließen sich letztlich darauf ein. Ein Vertrauensbeweis jedoch ist dieses Arbeitspapier nicht, sonst hätte man Kovac mit einem langfristigen Vertrag ausstatten können, und zwar unmittelbar nach dem Aus Sahins. „Ich weiß nicht, ob das so ungewöhnlich ist“, hielt Sportchef Ricken bezüglich der Laufzeit noch am Abend entgegen. „Das gibt uns alle Möglichkeiten, für diese Saison das sportliche Bestmögliche herauszuholen, das ist unser Ansatz. Gleichzeitig können wir in die neue Saison gehen, in der wir mit der Klub-WM eine sehr kurze Vorbereitungszeit haben.“

BVB-Trainer Niko Kovac: Zuletzt kaum Erfolg

Niko Kovac hat nun beim BVB eine faire Chance verdient, doch es gibt durchaus auch Anlass für Zweifel. Kovac hatte bei seinen letzten beiden Stationen mäßigen Erfolg. Bei der AS Monaco überwarf sich der 83-malige kroatische Nationalspieler in Personalfragen mit dem Vorstand. Beim VfL Wolfsburg war er im März 2024 nach elf sieglosen Spielen in Serie entlassen worden. Kovac irritierte mit häufiger und extremer Rotation, veränderte oft sein System. Beim FC Bayern, der Trainer-Station, die am ehesten vom Stellenwert mit dem Job in Dortmund vergleichbar ist, eckte er ausgerechnet bei Vereins-Idol Thomas Müller an. Die Kabine verlor er, trotz des Double-Siegs im Jahr 2019.

Niko Kovac
Niko Kovac steht nun häufiger beim BVB an der Seitenlinie. © DPA Images | David Inderlied

Erfolg hingegen hatte Kovac mit Eintracht Frankfurt und dem DFB-Pokal-Triumph. Dieser ist nun allerdings sechseinhalb Jahre her, er beruhte auf Heldenfußball und überfallartigem Pressing. Wie gemacht für Eintrachts damalige Büffelherde mit Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Haller. Nicht aber für Klubs wie den BVB, der in dieser Saison eigentlich zum dominanten Ballbesitz zurückkehren wollte, und den darüber hinaus diverse nicht-sportliche Themen wie insbesondere der Machtkampf zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl und Kaderplaner Sven Mislintat begleiten. Hm.

BVB-Transfers lassen weiter auf sich warten

Offen ist noch, ob Kovac dringend benötigte Verstärkungen, etwa bei den Außenverteidigern oder auf dem offensiven Flügel, zur Verfügung gestellt bekommt. Entgegen der Ankündigung, man sei auf alle Szenarien vorbereitet, hat sich bisher auf dem Transfermarkt mit Ausnahme der abgebrochenen Leihe von Salih Özcan (27) nichts getan. „Grundsätzlich diskutieren wir Möglichkeiten im Markt. Ich glaube, dass wir trotzdem ruhig bleiben, dass wir die nächsten Tage natürlich nutzen werden, um vielleicht was zu tun. Es kann aber auch sein, dass wir gar nichts mehr tun“, sagte Kehl. Das klang eher ernüchternd.

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