Dortmund. Neuzugang Serhou Guirassy liefert seine erste Glanzleistung für den BVB ab. Seine Mitspieler und Chefs geraten schon ins Schwärmen.
Serhou Guirassy entschied sich am späten Freitagabend für einen unscheinbaren Abgang. Als einer der letzten Spieler von Borussia Dortmund nahm der 28-Jährige die Treppenstufen hinaus aus dem Kabinentrakt und schaute auf den Bildschirm seines Handys. Ein japanischer Journalist konnte Guirassy kurz stoppen. Nicht für eine Frage, aber zumindest für ein Foto. Dann kletterte Guirassy in einen der Vans, die für die BVB-Profis zur Abreise aus dem Stadion bereitstehen und nahm ganz hinten auf der Rückbank Platz.
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Ganz anders also als zuvor im Stadion, da nämlich stand Guirassy, 28, im Fokus der Öffentlichkeit. Er erlebte seinen ersten ganz großen Abend in Schwarz-Gelb, führte den BVB mit zwei Toren und einem herausgearbeiteten Strafstoß zum hart umkämpften 4:2 (1:2)-Derbysieg über den VfL Bochum. „Er hat heute sehr viel richtig gemacht“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl den Matchwinner.
BVB: Serhou Guirassy ist an drei Toren beteiligt
Das galt freilich nicht für die Mannschaft während eines großen Zeitraum in der ersten Spielhälfte. Statt nach dem 1:5-Debakel in Stuttgart eine Reaktion zu zeigen, lieferte die Auswahl von Trainer Nuri Sahin den nächsten Auftritt ab, der Fragen über den Zustand dieses Teams aufwarf. Bochum führte nach 20 Minuten bereits mit 2:0, erst kurz vor dem Seitenwechsel wurden die Dortmunder in ihren Angriffen strukturierter und zielstrebiger. Serhou Guirassy hatte daran großen Anteil.
Der Stürmer aus Guinea, im Sommer aus Stuttgart gekommen, war wie alle seiner Mitspieler zu Beginn abgetaucht, doch spielte sich dann ins Rampenlicht. Den ersten ansehnlichen Angriff über die rechte Seite veredelte Guirassy kurz vor der Pause (44.) mit einem Kopfball nach Flanke von Julian Brandt. Auch bei den nächsten beiden Toren, mit deren der BVB das Spiel schließlich drehte, hatte Guirassy seine Aktien im Spiel. In der 60. Minute konnte ihn der Bochumer Felix Passlack im Strafraum nur per Foul stoppen, den fälligen Elfmeter verwandelte Emre Can zum Ausgleich. Und 15 Minuten später finalisierte Guirassy den Konter, den Karim Adeyemi wunderbar eingeleitet hatte – 3:2.
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BVB: Lob für Serhou Guirassy von allen Seiten
„Er ist super. Du weißt, du kannst ihn immer anspielen. Er ist immer gut für ein Tor“, lobte Kapitän Can. Und Trainer Nuri Sahin meinte: „Wir sind alle sehr, sehr glücklich, dass er bei uns ist. Ich bin nicht nur froh, dass er die Tore macht, sondern auch darüber, wie er sich gibt. Er war einer, der der die Klarheit in der Halbzeit hatte. Wir haben ihn geholt, damit er die Mannschaft nicht nur auf dem Platz führt, sondern auch außerhalb.“ Torwart Gregor Kobel hat Guirassy bisher zwar „noch nicht als Riesenredner kennengelernt, aber du merkst, er ist ein Winnertyp“, so der Schweizer. „Er will immer seine Tore schießen. Er will oft den Ball, will mitspielen, er ist clever in den Räumen.“ Und mit diesen Qualitäten, seiner Präsenz, seiner Wucht soll er den Unterschied im Dortmunder Spiel machen.
Wie in der vergangenen Saison. Da schon Guirassy 28 Tore für den VfB Stuttgart und verhalf den Schwaben zur Vize-Meisterschaft. Der BVB überwies daher 18 Millionen Euro für Guirassys Dienste nach Stuttgart, um ihn zur klaren Nummer eins im Dortmunder Sturm zu machen, obwohl zu diesem Zeitpunkt auch noch Nationalspieler Niclas Füllkrug beim BVB unter Vertrag gestanden hatte.
BVB: Serhou Guirassy musste noch eine Knieverletzung auskurieren
Lange musste man sich im Ruhrgebiet allerdings gedulden. Guirassy konnte aufgrund einer Knieverletzung erst seit dem Heidenheim-Spiel Mitte September helfen. „Ich hätte ihn gerne vom ersten Spieltag an auf dem Platz gehabt“, gestand Trainer Sahin am Freitag, und wer den BVB in den ersten Saisonwochen erlebt hat, versteht auch, warum Sahin zu dieser Aussage kommt. Da nämlich fehlte mit einem klaren Neuner die Struktur im Spiel, die Räume für die schnellen Flügelspieler, aber eben auch die Physis im Strafraum. „Er hat in den letzten Wochen sehr hart und sehr professionell gearbeitet, trotz der langen Ausfallzeit hat er es auch heute wieder geschafft, 90 Minuten auf dem Platz zu stehen und in den entscheidenden Momenten den Unterschied zu machen“, sagte Sportdirektor Kehl und sprach „ein großes Kompliment“ aus. Und er beschloss sein Lob mit einer Prognose: „Er wird noch besser werden.“ Um aber die hochgesteckten Ziele zu erreichen – auch diese Erkenntnis lieferte der Derbysieg gegen den VfL Bochum – braucht es beim BVB nicht nur von Serhou Guirassy noch eine Steigerung.
Die gesammelten Hintergründe zum Derby BVB - VfL Bochum