Hagen. Getränkelieferant DGL, an dem Veltins beteiligt ist, bindet Handelsriesen - und auch Kaufland. Was das für die Konkurrenz bedeutet.
Der Getränkefachgroßhändler Deutsche Getränke Logistik (DGL), an dem die Sauerländer Veltins-Brauerei 50 Prozent der Anteile hält, hat auf seinem Expansionskurs eine Einigung mit zwei milliardenschweren Großkunden vermeldet. Wie das Dortmunder Unternehmen am Donnerstag mitteilte, haben sich die beiden Handels-Größen Edeka und Kaufland entschieden, auf die DGL als „präferierten Partner“ für die Mehrwegbelieferung zu setzen. Die Zusammenarbeit sei „langfristig angelegt“, man wolle eine „marktneutrale Getränkedistribution“ in Deutschland sicherstellen. Die Rede ist von einem „wichtigen Signal“ an den Markt – das aber nicht zuletzt auch als Signal in Richtung der Rivalen Krombacher, Rewe und Trinks gewertet werden kann.
Die DGL, ein Gemeinschaftsunternehmen von Veltins und der Radeberger-Gruppe, ist einer von zwei großen Getränkelogistikern in Deutschland, die den Lebensmittelhandel markenübergreifend mit alkoholischen wie alkoholfreien Mehrweg-Produkten versorgen (die meisten großen Brauereien liefern nicht selbst aus). Der DGL-Wettbewerber Trinks befand sich in den Händen der Gesellschafter Krombacher, Bitburger und Warsteiner, im vergangenen Jahr stieg allerdings der Edeka-Rivale Rewe ein, übernahm 50 Prozent der Anteile an Trinks.
Dass das Brauerei-Trio Krombacher, Bitburger und Warsteiner einen Kunden wie Rewe beim Zulieferer Trinks an Bord geholt hatte, galt manchem in der Branche als Sündenfall, als Vertrauensbruch. Die Befürchtung: Durch die Beteiligung an Trinks könnte Rewe detaillierte Infos über Warenströme oder geplante Werbeaktionen der Konkurrenz erhalten, etwa von Edeka. Die Hamburger sollen auf den Deal mit Strafmaßnahmen reagiert haben, zu Jahresbeginn wurden viele Krombacher-Produkte aus den Regalen der Edeka-Filialen verbannt. Erst kurz vor Ostern einigten sich der Lebensmittel-Gigant und der Siegerländer Brauerei-Riese. Der nun verkündete Wechsel von Edeka (und Kaufland) zur DGL ist offenbar vor diesem Hintergrund zu sehen. Auch das Thema Versorgungssicherheit spielt bei dem Ganzen wohl eine Rolle, leidet die Logistikbranche doch unter anderem unter Personalmangel.
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Unabhängigkeit wird betont
Mit der Kooperation setzten Edeka und Kaufland „ein klares Signal für eine unabhängige Logistikplattform im deutschen Getränkemarkt“, heißt es in der Pressemitteilung der DGL. DGL-Chef Markus Rütters sei es „besonders wichtig, dass die DGL marktneutral und für alle Partner offen“ bleibe. Dass Edeka (und Kaufland) nun auf die Trinks-Konkurrenz setzen, soll, so wirkt es, als eine Art Vertrauens-Gütesiegel für die DGL dienen.
Das Veltins-Radeberger-Joint-Venture mit Verwaltungssitzen in Lingen (Niedersachsen) und Dortmund hatte zuletzt neue Standorte in Bremen und Hannover-Langenhagen übernommen, will weiter „strategisch in neue Standorte und/oder langfristig in moderne und automatisierte Logistikstrukturen“ investieren, die deutschlandweit angelegt seien.
Krombacher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Deal und möglichen Auswirkungen äußern.